Young Directors Project 10
Junges Theater im Rahmen der Salzburger Festspiele

Tod in Theben: Dietrich Kuhlbrodt, Eva Löbau, Yuri Englert, Sarah Franke © Arno Declair

Tod in Theben: Dietrich Kuhlbrodt, Eva Löbau, Yuri Englert, Sarah Franke © Arno Declair

Seit 2007 wird das Projekt von Martine Dennewald in Zusammenarbeit mit dem Schauspieldirektor Thomas Oberender kuratiert. Es hat sich seither weiter internationalisiert, so werden neben europäischen Produktionen nun auch Inszenierungen aus den USA oder Asien eingeladen. Das YDP fördert herausragende Künstlerpersönlichkeiten und versteht sich als internationales Schaufenster junger Theaterschaffender im Programm der Salzburger Festspiele. Im Vordergrund stehen keine modischen Trends, sondern die handwerklich hochentwickelte Eigenart eines Regisseurs und seines Ensembles.

Die internationale Kulturmarke Montblanc unterstützte auch heuer wieder das gesamte Theaterprojekt. Vier junge Regisseure und ihre Ensembles aus den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Deutschland wurden für den diesjährigen Wettbewerb eingeladen.

Der aus Schweden stammende und seit Jahren in den Niederlanden arbeitende Jakop Ahlbohm begeisterte mit „Innenschau“ – einem Theater-Thriller, einer Mischung aus Akrobatik, Slapstick, Tanz und viel Humor das Publikum.

Jakop Ahlbom: Innenschau © Arjan Benning

Sylvain Creuzevault und seine Truppe d’ores et déjà aus Paris brachten mit „Nortre Terreur“ (Im Banne des Schreckens) ein Stück über die Frage zur Aufführung, wie das Theater dem Schrecken der Französischen Revolution ins Auge blicken kann. Eine beeindruckende, etwas überlange Geschichtsstunde, bei der gute Französischkenntnisse von Vorteil waren.

Angela Richter aus Deutschland hatte ihre liebe Mühe mit „Tod in Theben“ einem Stück des norwegischen Autors Jon Fosse, in welchem sich die drei großen Tragödien über den Aufstieg und Fall von König Ödipus, sein Exil auf Kolonos und das verhängnisvolle Schicksal seiner Tochter Antigone zu einem durchgehenden Drama von äußerster Reduktion verdichten. Da das Ensemble nach der Premiere selbst nicht so recht zufrieden war, wurde in den folgenden Vorstellungen der letzte Akt gestrichen und Angela Richter überraschte mit einem völlig neuen Ende. Dieses Vorgehen wurde von Publikum und Presse nicht gerade positiv aufgenommen.

Auch Claude Schmitz aus Brüssel konnte mit „Mary Mother of Frankenstein“, einem Stück über den alten Traum, einen Menschen nach unserem Wunschbild zu erschaffen, nicht völlig überzeugen, da die Texte zwar eine kunstvolle Sprach-Symphonie, inhaltlich aber nur schwer zu begreifen waren.

Claude Schmitz: Mary Mother of Frankenstein © Marie-Françoise Plissart

Am Samstag, den 21. August 2010 hat die Jury, bestehend aus Dr. Helga Rabl-Stadler (Präsidentin der Salzburger Festspiele), Birgit Minichmayr (Schauspielerin), Dr. Andrea Schurian (Kulturkritikerin), Klaus Maria Brandauer (Schauspieler) und Thaddaeus Ropac (Galerie Ropac) den Montblanc Young Directors Award 2010 für die beste Regieleistung an Sylvain Creuzevault und seine Kompanie d’ores et déjà vergeben. Der Award ist mit einem Preisgeld in Höhe von € 10.000 sowie dem exklusiv für diesen Anlass entworfenen Montblanc Max Reinhard Pen dotiert.

Die Begründung der Jury: „Der Young Directors Award 2010 wird einstimmig an Sylvain Creuzevault und seine Kompanie d’ores et déjà vergeben. Die Jury würdigt mit „Notre Terreur“ eine zutiefst beeindruckende Ensembleleistung, wo Schauspieler zu Mitregisseuren werden und der Regisseur ein Primus inter Pares ist. Das Ensemble hat mit jugendlicher Begeisterung die Geschichte der Französischen Revolution und ihrer Folgen für die Gegenwart zugänglich gemacht und das Scheitern selbst höchster Ideale und die Gefahr einer Diktatur des Guten vor Augen geführt. Gelungen ist dies mit wenigen Mitteln und einem unmittelbaren Kontakt zu den Zuschauern, etwa durch kluge Raumgestaltung und zunehmende Dramatik.“

Thomas Oberender erklärte anlässlich der Preisverleihung, dass in den vergangenen Jahren meist bereits erprobte Stücke auf dem Spielplan standen. Uraufführungen bergen immer ein gewisses Risiko, doch das mache Theater ja so spannend. Für viele der bisher eingeladenen Künstler habe das YDP den Beginn einer großen Karriere bedeutet. Manche von ihnen, wie Alvis Hermanis, Frédéric Fisbach oder Barbara Weber, leiten mittlerweile selber ein Theater. Bei allen Teilnehmern sei zu beobachten gewesen, dass sie nach ihrem Auftritt in Salzburg verstärkt zu internationalen Festivals eingeladen wurden. Es ist also zu erwarten, dass man auch vom Sieger des Jahres 2010 Sylvain Creuzevault und seiner Truppe d’ores et déjà noch oft hören wird.

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