Kim Duddy inszeniert und choreografiert am Salzburger Landestheater eines der beliebtesten und erfolgreichsten amerikanischen Musicals. Die Geschichte des 11-jährigen Waisenmädchens Annie, das mit seiner optimistischen, offenen Art seine Umwelt verzaubert, dürfte auch in Salzburg ein Publikumserfolg werden.
Von Elisabeth Pichler
Das Musical basiert auf dem bekannten Comic „Little Orphan Annie“ von Harold Gray. Das 1977 am Broadway uraufgeführte Musical von Charles Strouse wurde mit sieben Tony Awards ausgezeichnet und brachte es auf 2377 Aufführungen. Neben der mitreißenden Musik sind auch die eingängigen Liedtexte von Martin Charnin ausschlaggebend für den großen Erfolg der Geschichte des kleinen Waisenmädchens Annie und seiner Suche nach seinen verschollenen Eltern. Annie wünscht sich nichts sehnlicher als eine richtige Familie, denn der Alltag im Waisenhaus ist geprägt von der Härte einer unfreundlichen Aufseherin. Als sie ein milliardenschwerer Unternehmer über Weihnachten bei sich aufnimmt, gelingt es ihr, das Herz des knallharten Geschäftsmannes zu erweichen. Dieser ist von der lebensbejahenden Einstellung des jungen Mädchens so angetan, dass er beschließt, es zu adoptieren. Doch Annie glaubt immer noch fest daran, dass ihre Eltern kommen werden, um sie abzuholen. Eine landesweite Suchaktion, in der den Eltern 50.000 Dollar Belohnung versprochen werden, zeigt überraschend großen Erfolg.
Zehn junge Damen sind für die Titelrolle gecastet worden. Clara Stein (12), Maria Strassl (10) und Lara Weilharter (10) konnten sich behaupten und wirbeln nun alternierend mit einer roten Stoppellockenperücke über die Bühne. Als Waisenkinder stellen Mitglieder des Salzburger Festspiele und Theater Kinderchores (Franziska Stebler, Eva Buttenhauser, Helena Stark, Melanie Maderegger, Stella Kratzer, Lara Horvath und Nora Steiner) ihr Talent unter Beweis.
Neben so viel Jugend haben es die Erwachsenen schwer, sich zu behaupten. Franziska Becker als stets leicht angesäuselte, dauerfrustrierte Heimleiterin Miss Agatha Hannigan zeigt sich der Herausforderung mehr als gewachsen. Die leicht kriminelle Ader dürfte bei den Hannigans in der Familie liegen, kennt doch auch „Aggies“ Bruder (Sascha Oskar Weis als Parade-Strizzi) keine Skrupel.
Uwe Kröger darf in der Rolle des vielbeschäftigten Milliardärs Gefühl zeigen. Der Optimismus des kleinen Mädchens macht aus dem knallharten Wall-Street-Tycoon einen liebevollen Adoptivvater. Beeindruckend stimmgewaltig und ebenfalls sehr kinderfreundlich Elliot Carlton Hines als Präsident Roosevelt. Mitglieder des Opernchors dürfen diesmal in zahlreichen Solopartien glänzen. Peter Ewaldt und das Mozarteumorchester Salzburg sorgen für den passenden, leicht jazzigen Big-Band-Sound.
Court Watson zeichnet verantwortlich für das stilvolle Bühnenbild. Im Handumdrehen bzw. Kulissenumdrehen wird aus dem Elendsviertel New Yorks die mit kostbaren Bildern geschmückte luxuriöse Residenz von Oliver Warbucks. Die Kostüme (Monika Buttinger), eine Mischung aus historischer und urban industrieller Optik, weisen auf die 30er-Jahre hin, ohne trostlos zu wirken.
Kim Duddys Intention ist es, „die Botschaft herauszuarbeiten, dass ein einzelnes Individuum fähig ist, diese verrückte Welt, in der wir leben, mit seinem Charakter und Verhalten zu ändern“. Bei der Inszenierung dieses doch etwas sentimentalen, amerikanischen Musicals nimmt sie allerdings auf die Sehgewohnheiten des europäischen Publikums Rücksicht und präsentiert ein heiteres Familienmusical, in dem Optimismus jegliche Krise überwinden hilft. Singende, tanzende Kinder und ein gut dressierter Hund auf der Bühne sind stets Garanten für einen Publikumserfolg. Im Salzburger Landestheater stimmt das Gesamtpaket: Schauspieler jeglichen Alters, Sänger, Ballett, Chor und Orchester haben sich die Standing Ovations bei der Premiere am 10. Dezember 2015 redlich verdient.
„Annie“ von Charles Strouse. Musikalische Leitung: Peter Ewaldt. Inszenierung und Choreographie: Kim Duddy. Bühne: Court Watson. Kostüme: Monika Buttinger. Mit: Clara Stein, Franziska Stebler, Eva Buttenhauser, Stella Kratzer, Lara Horvath, Helena Stark, Melanie Maderegger, Uwe Kröger, Franziska Becker, Sascha Oskar Weis, Anna Carina Buchegger, Marco Dott, Elliott Carlton Hines, Eva Christine Just, Silvia Offermans, Philipp Schausberger, Roland Faust, Beth Johnes, Rudolf Pscheidl, Horst Zalto, Christina Holowati. Fotos: Anna-Maria Löffelberger
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