Das Salzburger Landestheater lädt zu einem sommerlichen Shakespeare-Spaziergang durch den idyllischen Park von Schloss Leopoldskron. Nach „Lovers and Fools“ (2014 und 2015) und „Queens and Kings“ (2016 und 2017) verzaubert heuer der Salzburger Festspiele und Theater Kinderchor, unterstützt von vier Opernsolisten, das Publikum mit einem bunten Reigen von Liebesliedern, inspiriert von den Werken des großen Poeten.
Von Elisabeth Pichler
Im Innenhof des Meierhofes begrüßt ein edel gewandeter George Humphreys die Gäste und versichert: „All the world’s a stage. Die ganze Welt ist Bühne und alle Frauen und Männer bloße Spieler, sie treten auf und gehen wieder ab.“ Den wunderbaren Klang von Shakespeares Versen noch im Ohr stürmen Kinder auf den Rasen und begeistern mit einem mitreißenden Showtanz zu „Wills wunderbare Worte“, einem Song aus dem Jugendmusical „Shakespeare Rocks!“ von Steve Titford. Unter einem „Blumenbaumstamm“ erwartet uns Raimundas Juzuitis, unterbricht kurz sein Picknick und beglückt uns mit einem Song des britischen Komponisten und Dichters Ivor Gurney. Am Eingang des Waldes schmettert Melanie Maderegger, ein junges, begabtes Chormitglied, Miranda Cosgroves Hit „Do you like Shakespeare?“.
Inzwischen haben sich schwarz gekleidete Nachtelfen zu kleinen Gruppen formiert und im Wäldchen aufgestellt, um Sonette von Shakespeare zu rezitieren.
You are so beautiful to me
Ich kann nichts Schön’res sehen als mich
Ich liebe selbst den kleinsten Teil von mir
Verfallen bin ich meinem Angesicht
Und niemand, an den ich mein Herz verlier.
Nichts gleicht mir, nichts hat größ’ren Wert
Kein Körper kann sich mit dem meinen messen
Niemand, den ich im Leben mehr verehrt
Als mich, der alle andern macht vergessen.
Doch zeigt der Spiegel mir mein wahres Ich
Gealtert, grau, voll Falten und verzogen
Wendet sich meine Liebe gegen mich
Der schöne Schein war nur gelogen
Du bist mein Ich, von dem ich alternd sage
Schenk mir die Jugend deiner jungen Tage.
Diesen wunderschönen Text bekam meine 9-jährige Enkeltochter nach dem Vortrag in einem Kuvert überreicht und konnte gar nicht begreifen, wie sie zu dieser Ehre kam.
Ein Bächlein, die Schlosswiese und schließlich Max Rheinhardts wild-romantisches Gartentheater sind die nächsten Stationen. Hier werden wir mit flotten Musical-Songs, einem witzig-spritzigen Hamlet-Rap und einem romantischen Schubert-Lied überrascht. Am Ausgang des Waldes glänzt zum großen Finale der Tenor Gürkan Gider mit einer Arie aus Giuseppe Verdis „Macbeth“. Nach einem Epilog wurde bei der Premiere am 7. Juni 2018 der zehnte Geburtstag des von Wolfgang Götz im Jahr 2008 gegründeten Salzburger Festspiele und Theater Kinderchors, der an diesem Abend sein gesangliches, schauspielerisches und tänzerisches Können unter Beweis stellen durfte, gebührend gefeiert.
Das von Wolfgang Götz und Carl Philip von Maldeghem in Szene gesetzte Stationentheater begeistert durch eine Mischung aus Professionalität und jugendlicher Frische. Die phantastischen Kostüme (Alois Dollhäubl), die schwungvollen Choreographien (Josef Vesely und Kate Watson) und das traumhaft-romantische Ambiente des Schlossgartens sind ein Garant für ein sommerliches Theatervergnügen. Wer für die Juni-Termine (15. und 16.) keine Karten mehr bekommt, hat im August noch eine Chance. Es lohnt sich auf alle Fälle.
„Shakespeare im Park: Love Songs“ – eine szenische Collage von Wolfgang Götz und Carl Philip von Maldeghem. Musikalische Leitung: Wolfgang Götz. Inszenierung: Carl Philip von Maldeghem. Choreographie: Josef Vesely, Kate Watson. Kostüme: Alois Dollhäubl. Mit: Tamara Ivaniš, Gürkan Gider, George Humphreys, Raimundas Juzuitis und dem Salzburger Festspiele und Theater Kinderchor. Fotos: © Christina Baumann