Gerda Gratzer inszeniert das 2016 als Auftragswerk für das Schauspielhaus Zürich entstandene Stück des österreichischen Dramatikers Ferdinand Schmalz in der ARGEkultur. Das Ensemble des Theaters der freien Elemente entführt das Publikum in eine Badeanstalt, in der alles den Bach hinunterzugehen droht. Skurrile Szenen und sprachlicher Witz sorgen trotz des ernsten Themas für einen unterhaltsamen Theaterabend.
Von Elisabeth Pichler
Die wahren Kurgäste treffen sich früh am Morgen im Schwimmbad und genießen die Ruhe, bevor die lästigen Tagesgäste eintrudeln. Herr Moser kann es nicht fassen, dass Herr Meier ständig auf die Fußdesinfektion vergisst. Frau Brunner leidet unter Magenknurren, das „Unheilfasten“ scheint ihr nicht zu bekommen, und Frau Steiner schwört auf das Wasser von Quelle 11. Die Bemühungen zur „Optimierung“ der Körper erfordern volle Konzentration. Leider zeigt der gelangweilte Masseur wenig emotionalen Einsatz. Das soll sich ändern, denn die Kurbadleitung will aus dem etwas angestaubten Badebetrieb mit Hilfe eines Investors ein „Tropical Paradise“ machen. Der neue Bademeister im Team sieht jedoch die alte Badeordnung bedroht und den traditionellen Kurbetrieb gefährdet. Er versucht, Innovationen mit allen Mitteln zu verhindern, und geht schließlich sogar in den Untergrund. Die Kurbadleitung greift nun zu radikalen Maßnahmen und flutet das Bad ohne Rücksicht auf das Wohl der Kurgäste. Kollateralschäden werden in Kauf genommen.
Wolfgang Kandler verkörpert den konservativen Bademeister Hannes, dem seine Revolutionsträume zum Verhängnis werden. Jurij Diez steht nicht nur als Kurgast auf der Bühne, er rackert sich auch gekonnt als Masseur ab und erhält dafür verdienten Szenenapplaus. Als Kurverwalterin hat Julia Leckner nichts zu lachen, das Wasser steht ihr wortwörtlich bis zum Hals. Die Avancen des Bademeisters Walter (Peter Malzer) sind ihr auch kein Trost. Domenica Radlmaier genießt als Abgesandte des Investors die Annehmlichkeiten der Kuranstalt und schockt mit ihren Apnoe-Versuchen die Bademeister.
Alois Ellmauer ist es gelungen, mit weißen Handtüchern und ein paar Fliesen eine ideale, fast schweißtreibende Kurbad-Atmosphäre zu schaffen. Der mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnete Autor Ferdinand Schmalz ist für seine metaphernreiche Sprache und skurrilen Wortschöpfungen bekannt. Gekonnt arbeitet er daran, „eine Heftigkeit in der Sprache zu erzeugen“ und erinnert damit an Werner Schwab. Gerda Gratzer hat das gesellschaftskritische Stück mit der nötigen Ironie in Szene gesetzt und so geht das Publikum nach diesem Besuch im Kur-Thermalbad des Ferdinand Schmalz erfrischt und doch nachdenklich nach Hause.
„Der thermale Widerstand“ von Ferdinand Schmalz. Theater der freien Elemente. Regie: Gerda Gratzer. Bühne: Alois Ellmauer. Licht: Gunter Seiser. Layout und Grafik: Alexander Gratzer. Mit: Wolfgang Kandler, Julia Leckner, Peter Malzer, Domenica Radlmaier, Jurij Diez.