Reinhard Lackinger: Biografie eines Dortgebliebenen

Reinhard Lackinger | Foto: Privat

Reinhard Lackinger | Foto: Privat

Autor: Reinhard Lackinger
Titel: Biografie eines Dortgebliebenen – Sein Schutzengel erzählt
ASIN: BOCD 2Z7C5L
Verlag: Kindle Datei
Erschienen: 27.07.23

Klappentext:

Viele Jahre, bevor europäische und nordamerikanische Wandervögel den letzten Winkel des Planeten Erde erkundet und Japaner alle Spucknäpfe fotografiert haben, denen sie in kolonialen Herrenhäusern Brasiliens ansichtig wurden, hieß es: „Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen…“
Was kann einer erzählen, der von seiner Reise nicht zurückgekehrt ist? Damit sind die „Dortgebliebenen“ gemeint.

Der Schutzengel des in Brasilien gebliebenen Reinhard Hermann Lackinger erzählt dem Schutzengel Kollegen, der für Reinhards älteren, vor 25 Jahren verstorbenen Bruder Hans Lackinger zuständig war, vom Schicksal seines jüngeren Bruders. Reinhard Lackinger, geb. 31.01.1947 in Kapfenberg, Österreich, reiste 1969 als Entwicklungshelfer nach Brasilien und ist dann “dort geblieben”.

Anni Lemberger

Rezension von Anni Lemberger

In seiner Biografie schildert Lackinger sein Leben von der Kindheit in Österreich bis zur Auswanderung nach Übersee und seinem Leben in Brasilien.

Er schreibt aus der Sicht eines außenstehenden Beobachters, nämlich der seines Schutzengels und lässt den Leser teilhaben an seinem ungewöhnlichen Leben. Der Schreibstil ist flüssig und gut nachvollziehbar, über die eine oder andere Indiskretion habe ich hinweg gelesen.

Wie der Schutzengel schildert, schwamm er bereits als Kind eher gegen den Strom und ließ seinen Blick außerhalb der Norm schweifen, sehr zum Leidwesen seinen Vaters. Er wusste bereits in jungen Jahren, was er wollte und setzte das mit viel Fleiß und Ziel orientiert um.

Seine Entwicklungsarbeit in Bahia endete früher als beabsichtigt, weil er sich schon damals nicht dem Diktat seiner Vorgesetzten unterwarf. Er richtete seinen Blick frühzeitig über den Tellerrand und sah hin, wenn es um Not, Armut und Diskriminierung bestimmter Ethnien ging.

Der Autor sieht noch immer hin, wie das Land von den Nachkommen einstiger und auch den neuen Kolonialherren ausgebeutet wird, und wie dunkelhäutige Menschen benachteiligt und diskriminiert werden. Er setzt sich für die Umwelt und gegen die Zerstörung seiner neuen Heimat ein. Mit diesem Hinsehen und Mahnen macht sich Reinhard Lackinger nicht nur Freunde.

Erschütternd sind auch die Erzählungen, dass Tagelöhner nur dann von ihrer Arbeit leben können, wenn sie Brandrodungen durchführen. Und diese Rodungen vernichten aber viele Quadratkilometer verschiedener Ökosysteme und unserer grünen Lunge.

Aber auch bei Polizeieinsätzen in den „Communidades“, einst Favelas genannt, richten Polizisten gezielt ihre Waffen auf Kleinversorger illegaler Substanzen, meist dunkelhäutige Jugendliche und erschießen sie, schildert Lackingers Schutzengel.

Der Weg, den Lackinger fernab einer sozialen Hängematte ging, verdient Respekt und ein Hinsehen auf die sozialen Ungerechtigkeit in diesem Land.

Weniger hingesehen habe ich auf die kleinen Indiskretionen, die sein Schutzengel aus dem Schlafzimmer verlauten ließ. Das schmälert aber weder die Botschaft des Buches, noch die Leistung, mit der sich der Autor in diesem fremden Land durchgesetzt und für die benachteiligte Bevölkerung eingesetzt hat.

Ein Buch, das meine Sicht und mein Denken über Brasilien und den dort lebenden Menschen nachhaltig verändert hat. Ich wünsche dem Buch und seinem Autor, dass sie möglichst viele Menschen erreichen und deren Sicht verändern können.


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