Goetz/ Haider/ Weitgasser: Du Herbert

Von links: Judith Goetz, Lydia Haider, Marina Weitgasser | Fotos: Haymon Verlag © Apollonia Theresa Bitzan

Von links: Judith Goetz, Lydia Haider, Marina Weitgasser | Fotos: Haymon Verlag © Apollonia Theresa Bitzan

Goetz/ Haider/ Weitgasser: Du Herbert

Autorinnen: Judith Goeth / Lydia Haider / Marina Weitgasser
Titel: Du Herbert – Einblick in die Grausamkeit
ISBN: 978-3.7099-8146-7
Verlag: Haymon Verlag
Erschienen: 2023

Klappentext:

Eine Komposition männlicher Gewalt! Oder: Warum sich die Waltraud nicht in den Wald traut …

12 Monate mehr als 450 Berichte über patriarchale Gewalt

Die Zahl scheint hoch, doch umfasst sie längst nicht alle Taten. Sie umfasst lediglich die gewalttätigen Handlungen, die es auf die Startseite von orf.at geschafft haben. 441 Screenshots dienen als Ausgangspunkt für eine literarische und wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem, was all diesen Taten zugrunde liegt: Männlichkeit

Was keinen Unterschied macht, ist die Zeitspanne, in der die Artikel erschienen sind, die Geburtsland der Männer, die beruflichen und sozialen Hintergründe. Die Täter sind austauschbar, genauso wie der Ort oder die Uhrzeit. Männliche Gewalt ist hier, überall, sie findet statt: in diesem, in jedem zukünftigen und zurückliegenden Moment.

Und es tut auf wie es aufgeht in eines Leben und geht hin dazu wie es geht in eines Leben und es geht los mit nun wo ich bin heißt es Hand oder Mund geben dass ich lebe und mich lebend weiß es diese junge Fut nicht ehrerbietend und anstands- wie standesgemäß, folglich muss sie sterben ist eh klar wie das Klarste in meinem Leben (….) Herbert

Anni Lemberger

Rezension von Anni Lemberger

Eine wirre und verwirrende Darstellung männlicher – und nur männlicher Gewalt.

Anhand von 441 Screenshots über ORF News des Jahres 2020 zeichnen die drei Autorinnen ein klares Feindbild unserer Gesellschaft – und das sind die „testosterongesteuerten“ Mitglieder unser Spezies.

Wichtig ist den Autorinnen dabei, dass keinerlei Zuordnung zu irgendeinem patriarchalen, zugewanderten Gesellschaftssystem hergestellt wird, da dies nur einem Rassismus dient (wie sie mehrmals betonen) und dies nichts an der männlich dominierten Gewalt ändern würde.

Ich bekam diese Buch als Rezensionsexemplar und wurde gebeten, es zu lesen und zu beschreiben.

Da ich mich bereits seit längerer Zeit intensiv mit häuslicher Gewalt beschäftige, war ich sehr neugierig auf die Sichtweise der drei Autorinnen.

Nach 24 Femiziden – alleine bisher im Jahr 2023 in Österreich – hätte ich mir eine Ursachenanalyse von männlich indizierter körperlicher Gewalt erwartet. Stattdessen wird nur ein männliches Feindbild geschaffen: Ein Feinbild, das die Gesellschaft in männliche Täter und meist weibliche Opfer spaltet, sowie in männlich und weiblich, jugendliche sexuelle Missbrauchsopfer – wiederum durch testosterongesteuerte Täter.

Als enge Beobachterin einer sehr engagierten Österreichischen Strafverteidigerin, die  auch weibliche Täterinnen – meist nach einer Kindstötung – verteidigt, erlebe ich bei diesem Buch eine fatale einseitige Betrachtungsweise.

Und was mir ganz besonders fehlt, ist die Darstellung einer Motivanalyse. Warum werden liebevolle Ehemänner, Väter und Großväter,  – oft nach vielen Jahren  respektvollem Umgang mit Frauen – zu Tätern?

Wann beginnt Gewalt an Frauen? Ist das Einfordern einer Ganzkörperkleiderordnung, wie wir es von vielen zugewanderten Männern kennen, nicht bereits eine Missachtung weiblicher Autonomie und der Beginn patriarchaler Gewalt? Mit Religionsfreiheit hat das Verhüllen aller weiblichen Merkmale nichts zu tun.

Und wie wurden junge Männer, die aus Kriegsgebieten zu uns kommen, sozialisiert? Haben sie gelernt, dass sie nur mit Waffen(verteidigung) überleben können und waren in ihrer Kultur Frauen weniger wert sind?

Es sind diese – und viele andere Betrachtungen, die eine Prävention männlicher Gewalt darstellen könnten. Eine bloße Aufzählung von Fakten (wie sie in den Nachrichten gebracht werden) haben keinen präventiven Charakter – sie dienen einem allgemeinen Generalverdacht gegenüber der zweiten Gruppe unsere Gesellschaft: Den Männern.


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