Das Salzburger Straßentheater wollte bereits letzten Sommer mit Carlo Goldonis Komödie „Der Diener zweier Herren“ sein 50-jähriges Bestehen feiern. Doch heuer kann der Thespiskarren wieder durch Stadt und Land Salzburg rollen und unterhält mit einer hinreißenden Commedia- dell’arte-Inszenierung von Georg Clementi Jung und Alt. Ein 3G-Nachweis reicht, eine Anmeldung ist nicht notwendig, einfach kommen und genießen, ohne Maske, ohne Abstand, fast wie früher.

„Komm ein bisschen mit nach Italien, komm ein bisschen mit ans blaue Meer…“ trällert eine muntere Truppe vor einer venezianischen 3-Sterne- Locanda, auf deren Dach der Regisseur Georg Clementi in einer Gondel sitzt und mit seiner Gitarre den Ton angibt. Die als Mann verkleidete Beatrice Rasponi ist auf der Suche nach ihrem geflohenen Geliebten, der des Mordes an ihrem Bruder bezichtigt wird. Ihr stets hungriger Diener Truffaldino will sich ein paar Denare dazuverdienen und tritt in die Dienste eines neu angekommenen Gastes. Doch als Diener zweier Herren hat er noch weniger Zeit zum Essen und handelt sich dafür jede Menge Ärger ein. Er erfindet zwar ständig neue Ausflüchte, doch verstrickt er sich dadurch immer mehr in prekäre, vertrackte Situationen, für die er schließlich Prügel von beiden Herren erhält. Ein Lichtblick bei all dem „Schlamassel“ ist für ihn die holde Smeraldina, eine Kammerzofe, die sein Herz fast zum Explodieren bringt. Vor dem finalen Happy End liefern sich Beatrice und ihr Florindo noch einen spektakulären Fechtkampf, hat doch Truffaldino wieder einmal ordentlich Mist gebaut.
Der gebürtige Südtiroler Max G. Fischnaller brilliert als liebenswerter Truffaldino mit hinreißend komischer Körpersprache. Mit Umberto Tozzis „Ti amo“ erzeugt er nicht nur bei seiner Angebeteten Gänsehaut. Auch mit seiner eigenwilligen „Lüftung“ zweier Koffer erntet er Szenenapplaus. Ihm zur Seite steht Samantha Steppan als liebreizende, sehr selbstbewusste Kammerzofe, die der „blöden Fechterei“ ein abruptes Ende zu setzen vermag. Als edles Paar stehen sich Karoline Troger als Beatrice und Stefan Bischoff als Florindo gegenüber. Alex Linse kultiviert als umtriebiger Wirt Brighella seinen eigenwilligen Sprachfehler. Richard Saringer als Pantanole und Kerstin Glachs als liebenswerte, aber dumme Klara ergänzen das Straßentheater-Ensemble, das heuer mit vielen neuen Gesichtern überrascht.
Georg Clementi hat zu Carlo Goldonis wohl bekanntestem Theaterstück einen ganz besonderen Bezug, stand er doch 1997 unter der Regie von Klaus Gmeiner selbst als Truffaldino auf der Bühne des Thespiskarren. Nun inszeniert er den Komödien-Klassiker mit viel Tempo und komödiantischem Geschick, aber auch melancholischen, romantischen Momenten. Ein mitreißendes Straßentheater, das hoffentlich auch das Publikum wieder versöhnt, das Probleme mit den etwas moderneren Komödien hatte.
„Der Diener zweier Herren“ Komödie von Carlo Goldoni. Inszenierung: Georg Clementi. Arrangements und musikalische Leitung: Marc Seitz. Choreographie: Karoline Troger. Bühnenbild: Alex Linse, Harald Schöllbauer. Kostüme: Alois Dollhäubl. Mit. Max G. Fischnaller, Alex Linse, Karoline Troger, Stefan Bischoff, Richard Saringer, Samantha Steppan, Kerstin Glachs, Georg Clementi. Fotos: Leo Fellinger

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