Elissa und Dido & Aeneas

Elissa, Dido & Aeneas

Henry Purcells Oper „Dido & Aeneas“ hat zwar drei Akte, doch dauert sie nur eine Stunde. Da bietet sich ein zusätzliches Werk an. Nach dem Libretto von Elisabeth Gutjahr, Rektorin der Universität Mozarteum, hat Henry Fourès ein Prélude und Postlude verfasst, das „Elissa“ (ein phönizischer Name von Dido) als starke Frau zeigt. Eine moderne, doch durchaus passende Ummantelung der 1689 in London uraufgeführten Barockoper. Ein interessantes Experiment, das in der Vorstellung am 26. Juni 2023 beim Publikum bestens ankam.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Elisabeth Gutjahrs freie Form des Librettos, eine Mischung aus Deutsch, Englisch und Phantasiesprache, kann im Programmheft nachgelesen werden. Die Bühne endet ganz nahe am Publikum. Kai Röhring hat sich mit dem Barockorchester der Universität Mozarteum dahinter platziert. Die grandiosen, großflächigen Projektionen lassen ihn aber immer wieder verschwinden.

Das erste Zusammentreffen zwischen Elissa und dem eben gestrandeten Aeneas findet inmitten  geheimnisvoller Geister statt, die sich langsam aus schwarzen Tüchern winden. Zu Beginn der Barockoper ziehen sich die Geister zurück und fungieren hinter dem Orchester nun als Chor. Wenn die schwarzen Tücher verschwinden, ist die Bühne von alten Kleidungsstücken bedeckt, der Alltag ist in Karthago eingekehrt. Die Liebe zwischen Dido und Aeneas ist einer Zauberin ein Dorn im Auge. Als die beiden sich auf einer Jagd befinden, sendet sie einen Sturm, um das Paar zu trennen. Jetzt hat sie freie Hand. Sie schickt einen Geist, der Aeneas an seine Pflichten erinnert und im Auftrag der Götter die sofortige Abreise befielt. Als er Dido damit konfrontiert, reagiert sie sauer und fordert ihn sogar auf zu verschwinden. Da das Postlude wieder der starken Elissa gewidmet ist, kommt ein Selbstmord aus Liebeskummer natürlich nicht in Frage. „Lebt mit Neugier und singt mit Hoffnung.“

„Elissa und Dido & Aeneas“ – Universität Mozarteum

Nur im Max Schlereth Saal der Universität Mozarteum ist es möglich, eine Oper wirklich so hautnah zu erleben. Keine zwei Meter vor der ersten Reihe beginnt diesmal die Bühne. Die Inszenierung (Rosamund Gilmore) überzeugt nicht nur musikalisch und gesanglich, sondern auch durch die brillanten Projektionen (Eike Mann). Das schwarze Tuch, das anfangs die Geister bedeckt, nutzt Dido im Finale als Trauerflor. Ein großartiges Bild.

Die irisch-rumänische Sopranistin Anna-Maria Huska überzeugt in der Doppelrolle als Elissa und Dido. Niklas Mayer ist ihr als Aeneas ein ebenbürtiger Partner, der sie nicht nur mit schicker Sonnenbrille, sondern auch mit seinen Fechtkünsten zu beeindrucken sucht. Mit neckischem Barockhäubchen umsorgt Belinda (Anastasie Fedorenko) ihre Freundin, kann sie aber nicht vor den Intrigen der bösen Zauberin (Julia Maria Eckes) schützen. Einige der Chor-Geister erscheinen mit blonder Perücke als Hexen wieder, doch die roten Ohren – ein Merkmal der Geister – verraten sie (Laura Obermair, Julia Schneider und Donata Meyer-Kranixfeld). Der Götterbote (Emil Ugrinov) erscheint mit einem altmodischen Megaphon und ein Seemann (Lukas Pellbäck) drängt zur Eile.

„Elissa und Dido & Aeneas“ – Universität Mozarteum

Carla Schwering zeichnet für die prachtvollen Kostüme verantwortlich, Jutta Martens (Maske) für die eigenwillig geschminkten Gesichter und die roten Ohren der Geister. Kai Röhring leitet das Barockorchester der Universität Mozarteum, welches neben Purcells barocken Klängen auch die neuen, mit Elektronik gemischten Elemente perfekt zur Geltung bringt.

Rosamund Gilmore hat den Mythos von Dido und Aeneas bildgewaltig auf die Bühne gebracht und das Publikum verzaubert. Das Team samt Librettistin und Komponist ließ sich feiern und genoss den Applaus. Die Oper wird auch am 29. und 30. August 2023 im Rahmen der Barocken Sommerakademie in Siena aufgeführt.

„Elissa und Dido & Aeneas“ – Oper in drei Akten von Henry Purcell nach einem Libretto von Nahum Tate. Prélude und Postlude von Henry Fourès nach Texten von Elisabeth Gutjahr. Uraufführung. Eine Produktion der Departments für Oper und Musiktheater, Alte Musik und Szenografie. In Kooperation mit der Accademia Chigiana. Musikalische Leitung: Kai Röhrig. Regie: Rosamund Gilmore. Bühne & Kostüme: Carla Schwering. Dramaturgie & Projektion: Eike Mann. Choreinstudierung: Giorgio Musolesi. Ltg. Vokalensemble und Maestro suggeritore: Giorgio Musolesi. Szenische Assistenz: Antonia Pumberger. Musikalische Assistenz: Chariklia Apostolu, Lenka Hebr, Niuniu Liu. Continuo: Chariklia Apostolu. Mit: Anna-Maria Husca, Niklas Mayer, Anastasia Fedorenko, Donata Meyer-Kranixfeld, Julia Maria Eckes, Lucas Pellbäck, Laura Obermair, Julia Schneider, Emil Ugrinov. Darya Litviakova, Jessica Mashburn, Rodrigo Alegre, Angelo Testori, Nils Tavella, Elias Mädler. Fotos: Mozarteum/ © Fabian Helmich

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