Delia Owens: Der Gesang der Flusskrebse

Delia Owens

Delia Owens | Foto: Heyne ©Dawn Marie Tucker

Autorin: Delia Owens
Titel: Der Gesang der Flusskrebse – Roman
Aus dem Englischen: Ulrike Wasel und Klaus Timmermann
ISBN: 978-3-446-26513-4
Verlag: Heyne
Erschienen: 2022

Klappentext:

Die berührende Geschichte von Kya, dem Marschmädchen, von der Zerbrechlichkeit der Kindheit und der Schönheit der Natur.

Chase Andrews stirbt, und die Bewohner der ruhigen Küstenstadt Barkley Cove sind sich einig: Schuld ist das Marschmädchen. Kya Clark lebt isoliert im Marschland mit seinen Salzwiesen und Sandbänken. Sie kennt jeden Stein und Seevogel, jede Muschel und Pflanze.

Als zwei junge Männer auf die wilde Schöne aufmerksam werden, öffnet Kya sich einem neuen Leben – mit dramatischen Folgen.

Delia Owens erzählt intensiv und atmosphärisch davon, dass wir für immer die Kinder bleiben, die wir einmal waren. Und den Geheimnissen und der Gewalt der Natur nichts entgegensetzen können.

Anni Lemberger

Rezension von Anni Lemberger

Die 6 jährige Catharine Danielle Clark, Kya genannt, sah wie ihre Mutter den Weg hinunterging und verschwand. An diesem Tag im Jahre 1952 sah Kya sie zum letzten Mal. Als so nach und nach ihre Geschwister die Hütte im Marsch verließen, blieb sie alleine mit ihrem jähzornigen, prügelnden und immer betrunkenen Vater zurück.

Einsam und die meiste Zeit sich selber überlassen musste sie lernen zu überleben. 4 Jahre später verschwand auch ihr Vater und seine geringe Kriegsversehrtenrente blieb aus. Also musste sie selber Geld verdienen, um sich Grieß, Kerzen, Benzin und Zünder kaufen zu können.

Was ihr von ihrem Vater blieb, war ein Boot mit dem sie entlang der Wasserarme in die Stadt fahren und die Marsch erkundigen konnte.  Außer beim Verkauf von gesammelten Miesmuscheln und bei einem gelegentlichen Einkauf hatte sie kaum menschlichen Kontakt. Der Schulbehörde, die sie für die Schule abholen wollten, ging sie geschickt aus dem Weg. Vor allem wollte sie verhindern, dass diese erfuhren, dass sie allein im Marschland lebte.

Als sie heranwuchs, traf sie Tate wieder, einen älteren Jungen, zu dem sie als Kind gelegentlichen Kontakt hatte. Nachdem dieser in die Stadt zum Studieren ging, erlebte sie erneut das Gefühl des Verlassen werdens.

Völlig isoliert lebte sie mitten in ihrem über alles geliebten Marschland mit seiner Tierwelt, bis zu jenem fatalen Tag, als sie Chase Andrews traf und sich für sie die Aussicht auf ein neues Leben öffnete.

Der Autorin schildert die Geschichte und die Gefühle von Kya, dem Marschmädchen so authentisch, als hätte sie das selber erlebt. Ihre Schilderungen sind absolut schlüssig, der Text ist flüssig und gut lesbar und die Erzählung sehr spannend.

Die Protagonistin muss frühzeitig lernen, sich selber zu verteidigen, um zu überleben. Nicht die Tiere sind eine Gefahr für sie, sondern die Menschen in der Stadt, die es nicht gut mit ihr meinen. Kya wird durch Gerüchte und böse Verleumdungen zu einer unerwünschten Außenseiterin gemacht. Von diesen Anfeindungen kann sie niemanden erzählen, außer ihren Möwen, die sie täglich füttert.

Ich habe während des Lesens mit dem kleinen Mädchen, aber auch mit der jungen Frau, zu der sie herangewachsen ist, mitgelitten. Übrig geblieben ist bei mir die Überlegung, was Einsamkeit aus dem sozialen Wesen Mensch macht.


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