Sir András Schiff und die Salzburger Marionetten

Sir András Schiff und die Salzburger Marionetten

Der „szenische Klavierabend“ kam nach einer erfolgreichen Tournee 2016 bei den Salzburger Festspielen zur Aufführung. Am 13. Dezember 2023 kehrte diese außergewöhnliche Produktion in den Großen Saal der Stiftung Mozarteum zurück.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

András Schiffs meisterhaftes Klavierspiel geht mit der Leichtigkeit der munteren Puppen eine perfekte Verbindung ein. Das Publikum genoss den Abend und feierte Klavierspieler und Puppenspieler*innen.

Philippe Brunner, künstlerischer Leiter des Salzburger Marionettentheaters, gibt eine kleine Einführung über Robert Schumanns (1810-1856) „Papillons, op. 2“. Der zwischen 1829 und 1832 entstandene Klavierzyklus handelt von zwei sehr unterschiedlichen Brüdern, die in dasselbe Mädchen verliebt sind. András Schiff genießt das Klavierspiel und vorerst lenken noch keine Marionetten von ihm ab. Auch bei Claude Debussys (1862-1918) „Children’s Corner“, Petite Suite pour Piano seul aus dem Jahre 1908, gehört die Konzentration ganz dem Klaviervirtuosen.

Doch dann ziehen die Puppenspieler und ein venezianischer Maskenball die Blicke auf sich. Sofort wird klar, dass der selbstbewusste Vult, im Gegensatz zu seinem ruhigen Bruder Walt, ein richtig cooler Typ ist. Kein Wunder, dass die beiden, wenn es ans Tanzen geht, statt der Masken einfach die Beine tauschen. So einfach geht das natürlich nur bei Marionetten. In Thomas Reicherts Inszenierung sind diese zwar gesichtslos, durch ihre Bewegungen bekommen sie jedoch Charakter. Die Puppenspieler*innen verstehen es perfekt, ihnen Leben einzuhauchen.

Claude Debussy begeisterte sich 1913 für das Libretto des Marionettenballetts „La Boîte à joujoux“ von André Hellé. Die Liebesgeschichte zwischen einer Puppe, einem Holzsoldaten und dem frechen, aufdringlichen Pulcinella inspirierte ihn zu einer humorvollen Ballettmusik in vier Bildern und einem Prélude.

Im ersten Bild „Der Spielzeugladen“ werden uns die vielen Bewohner der Spielzeugschachter vorgestellt. Ein Elefant, der gerne Blumen gießt, ein kleines trommelndes Äffchen, ein Grenadier Guard mit Bärenfellmütze, ein riesiger Teddybär und viele andere. Sie alle verstecken sich in bunten, aufklappbaren Kisten. Im Mittelpunkt steht allerdings die schöne Puppe mit ihren zwei Verehrern. Im zweiten Bild „Das Schlachtfeld“ kommt es zum Kampf zwischen den beiden Rivalen.

Der Sieger interessiert sich mit seiner Holden im dritten Bild „Schafstall zu verkaufen“ für einen alten Bauernhof und kauft gleich Schafe und Enten ein. Wie es nach 20 Jahren ausschaut, zeigt uns das finale Bild „Nach gemachtem Glück“. Das bunte Treiben wird am Klavier mit Leitmotiven charakterisiert. Während die Puppe Walzer tanzt und der Soldat marschiert, bleiben für den kecken Pulcinella nur grobe Dissonanzen.

Die vier Marionettenspieler*innen verzaubern das Publikum und dürfen oft sogar persönlich in das muntere Spiel eingreifen. András Schiff, der zu Beginn von „La Boîte à joujoux“ (Die Spielzeugschachtel) wie eine Puppe aufgezogen werden musste, genoss das ungewöhnliche Zusammenspiel sichtlich. Ein Abend zum Träumen und Genießen.

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