„Butterbrot“ – das Phänomen Liebe aus Sicht der Männer

Das Salzburger Landestheater eröffnet den neuen Spielort „Bühne24“ im Marionettentheater mit der 150. Inszenierung von Gabriel Baryllis Erfolgskomödie „Butterbrot“.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Der Autor hat das rundum erneuerte Stück selbst in Szene gesetzt und auch die Rolle des frustrierten, verlassenen Schuhverkäufers Peter übernommen. Roter Teppich und viel Applaus bei der Premiere am 12.10.2012.

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Stefan, ein Schauspieler, der von einer Karriere als Schriftsteller träumt, und der Architekt Martin haben der Leidenschaft abgeschworen und eine Männer-WG gegründet. Diese scheint ganz gut zu funktionieren, denn der pedantische Stefan kocht und putzt, während Martin die Sache etwas lockerer sieht. So kommt es zu kleineren Reibereien, ganz wie in einer herkömmlichen Familie. Sprachlos sind die beiden, als ihr gemeinsamer, bisher glücklich verheirateter Freund Peter alleine zum Geburtstagsessen erscheint.

Er jubelt zwar ständig: „Ich bin ein freier Mann.“, doch ganz so spurlos geht die Trennung nicht an ihm vorbei und so zieht er Trost suchend bei seinen Freunden ein. Die drei Gleichgesinnten beginnen nun, über die Liebe, das Leben und vor allem über ihre Probleme mit dem weiblichen Geschlecht zu philosophieren. Der Traum dieser Männer-WG wären getrennte Wohnungen, „Frauenhaus und Männerhaus“, wobei man also getrennt wohnt und nur gemeinsam feiert. Ob die Damenwelt mit diesem Vorschlag einverstanden sein wird?

Gabriel Barylli hat für diese Inszenierung einen Traum in Rot auf die Bühne gestellt. Wände, Tische, Sessel, Teller, ja sogar Servietten, alles strahlt Leidenschaft pur aus, obwohl man dieser doch eigentlich abgeschworen hat. Auch die drei Bewohner dieser Männer-WG in ihren korrekten schwarzen Anzügen sind eher untypisch für eine lockere Wohngemeinschaft. Gabriel Barylli hat diesmal die Rolle des stets fremdgehenden Schuhverkäufers übernommen, der seiner Frau einen einzigen Fehltritt nicht verzeihen kann. Alfons Haider überzeugt als frustrierter Schauspieler, der seinen Job verliert, als er eine Vorstellung abbricht, weil er über das Husten eines Zuschauers verärgert ist. Am wenigsten neurotisch gibt sich Sascha Oskar Weis als Architekt Martin, der glaubt, endlich die wahre Liebe gefunden zu haben.

Eigentlich dürfte man als Frau über diese frauenfeindliche Komödie gar nicht lachen, doch muss man mit diesen drei Jammerlappen fast Mitleid empfinden. Hinter ihrem Machogehabe verbergen sich ja doch Sensibilität und Verwundbarkeit. Und das Fazit all dieser Larmoyanz: Ganz ohne uns Frauen geht’s ja doch nicht, auch wenn sich die Herren noch so dagegen sträuben. Das Publikum – vor allem die Frauen – zeigte sich extrem applausfreudig, kein Wunder, stand doch diesmal die angekündigte „Idealbesetzung“ zur Verfügung.

„Butterbrot“ von Gabriel Barylli. Bühne24 im Marionettentheater. Inszenierung: Gabriel Barylli. Bühne und Kostüme: Gabriel Barylli. Dramaturgie: Friederike Bernau. Mit: Alfons Haider, Sascha Oskar Weis, Gabriel Barylli. Fotocredit: Jürgen Frahm/ SLT

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