
Alexandra Sagurna
Die von Caroline Richards im Schauspielhaus Salzburg in Szene gesetzten Monologe stammen aus Ingrid Lausunds Buch „Bin nebenan – Monologe für zuhause“. In tragikomischen Episoden lassen die Protagonisten tief in ihr Seelenleben blicken, wenn sie versuchen, ihr Zuhause möglichst gemütlich einzurichten, um der drohenden Einsamkeit zu entkommen.
Von Elisabeth Pichler
Ragna Heiny hat ein großzügiges, einstöckiges Haus mit fünf separaten Zimmern auf die Bühne gestellt. Anfangs scheinen alle sechs Bewohner zufrieden zu sein, denn die Einrichtung ist perfekt, passt sogar zur Tapete. Bei einem Einkaufsbummel durch IKEA tauchen jedoch erste Probleme auf. Ein selbstbewusster junger Mann (Magnus Pflüger) stellt fest, dass er von den Marktforschern eindeutig als Leander -Typ eingestuft wurde. Wo bleibt da die Individualität? „Warum soll ich mir nicht mein Zielgruppensofa kaufen? Weil es demütigend ist. Weil es meine Individualität verspottet. Weil es mich einsortiert. Weil es aus mir ein Pünktchen macht.“ Ganz andere Probleme hat eine junge Frau (Alexandra Sagurna) mit ihrer türkischen Putzfrau. Sie versucht zwar bei einem Tässchen Tee mit integrativen Ideen zu punkten, doch der Erfolg hält sich in Grenzen. Eine betuchte Dame (Bernadette Heidegger) zeigt uns stolz ihr kostspielig renoviertes Haus. Immer wieder betont sie, wie wahnsinnig gerne sie hier wohne. Und jetzt, wo alles so perfekt ist, stört nur noch ihr Ehemann. Ein etwas einfältiger, doch umso liebenswürdigerer junger Mann (Lukas Möschl), lebt in einer winzigen Wohnung. Er wirkt glücklich und zufrieden, denn jetzt geht es ihm gut, er hat es zu etwas gebracht. Sein schlichtes Gemüt führt dazu, dass ständig auf ihm herumgetrampelt wird. Gegen die Einsamkeit hilft ihm eine aufblasbare Gummipuppe.

Bernadette Heidegger
Nach der Pause macht sich eine Hausbewohnerin (Christiane Warnecke) bereit für ihr allabendliches Baderitual. Trotz Carrara- Marmor- Optik und Unmengen an Badekugeln mit hohem Wohlfühlfaktor, will keine rechte Entspannung aufkommen. Ihr schlechtes Gewissen, wenn sie an die armen Menschen in Afrika denkt, beschert ihr Albträume. Viel Spaß hingegen hat ein Mann (Antony Connor), dessen Frau übers Wochenende wegfährt. Fernsehen ohne Rechtfertigung, Essen im Bett und Pinkeln im Stehen sind noch die harmloseren Freuden, die er zu genießen denkt.
Ingrid Lausund seziert in ihren Monologen den ganz banalen und trivialen Alltag und lässt ihre Protagonisten mit hemmungsloser Offenheit über ihre Einsamkeit, Beziehungsunfähigkeit und ihr Scheitern lamentieren. Nach der Premiere am 30. April 2016 gestand Intendant Robert Pienz, dass er in seiner Einführung absichtlich einiges verschwiegen habe, um das Publikum nicht zu verunsichern, denn „der Abend soll Vergnügen bereiten.“

v.l.n.r: Lukas Möschl, Alexandra Sagurna, Bernadette Heidegger, Christiane Warnecke, Antony Connor, Magnus Pflüger
„Zuhause“ von Ingrid Lausund. Regie: Caroline Richards. Ausstattung: Ragna Heiny. Mit: Antony Connor, Bernadette Heidegger, Lukas Möschl, Magnus Pflüger, Alexandra Sagurna, Christiane Warnecke. Fotos: Gregor Hofstätter/ Schauspielhaus
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