
Foto: SEAD © Peter Behek
Elisabeth Pichler. Am 20. und 21. Jänner fand im Republic das von der Salzburg Experimental Academy of Dance (SEAD) in Kooperation mit der Szene Salzburg ins Leben gerufene Festival „New Faces New Dances“ statt. An zwei Abenden wurden vier Choreographien von Nachwuchstalenten des zeitgenössischen Tanzes präsentiert. Diese Veranstaltung versteht sich als Impulsgeber für die junge internationale Tanzszene und ist eine Plattform für den Tanznachwuchs. Das Interesse des vorwiegend jugendlichen Publikums war groß, die Begeisterung lautstark.

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Am ersten Abend musste man beim Betreten des Saales aufpassen, nicht eine der vielen kleinen militärischen Spielzeugfiguren zu zertreten, die am Boden aufgelegt und über die Treppen verteilt waren. Sie boten einen Hinweis auf das erste Stück „my lovely army“, eine Choreographie von Ceren Oran (Türkei), welche sich mit militärischen Systemen und Strukturen beschäftigt und vom langsamen Wandel einer Gruppe von individuellen Menschen hin zu einer Armee von Soldaten erzählt. Diese Performance gibt es noch am 29. und 30. Jänner im Toihaus Salzburg zu sehen.

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Nach einer kleinen Umbaupause hängen drei mit Luftballons gefüllte Mülleimersäcke von der Decke. Ein Mann vermisst genau seinen Körper, ein Scheinwerfer beleuchtet eine Tänzerin im Hintergrund. Die Schatten der beiden werden an die Wand projiziert. Ein Blick ins Programmheft erklärt die Situation. Die Grundlage für „A vida é um sopro“ ist die Verknüpfung von Architektur und Tanz, geometrischen Figuren und Bewegungen. Der Choreograph Renan Martin (Brasilien) bezieht sich auf einen Dokumentarfilm über den brasilianischen Architekten Oscar Niemeyer, einen Pionier im Entdecken der formalen und ästhetischen Möglichkeiten von Stahlbeton. Die Bilder, die durch die Bewegung auf den Körpern entstehen, sorgen für eigenwillige Verfremdungen und Trancezustände, bis alles in Ekstase endet.

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Das Stück „The See-Through People” der israelischen Tänzerin und Choreographin Shiran Eliaserov beschäftigt sich laut Programm „mit Identitäten in Relation zu ihrer Definition von Privatsphäre und persönlichen Raum”. Etwas weniger poetisch ausgedrückt: Der Raum wird mit einer weißen Linie begrenzt, erst darf jeder alleine sein Können zeigen, dann zu zweit, später in kleinen Gruppen und am Ende alle zusammen. Das bietet eine gute Möglichkeit, die Bewegungsabläufe des zeitgenössischen Tanzes zu studieren, welche die TänzerInnen eindrucksvoll beherrschen.

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Am zweiten Abend waren Vita Osojnik und die Tanzgruppe Mana aus Slowenien mit „A part of me is made of glass“ zu Gast im Republic. Sieben junge Frauen erzählen tänzerisch vom schwierigen Erwachsenwerden einer jungen Frau und den damit verbundenen Kämpfen, die sie mit sich selbst, ihrem Körper und ihrer Umwelt austrägt. Osojnik verarbeitet in ihrem Stück Alltagsbewegungen- und situationen, Aktionen und Reaktion und entbindet sie durch die Darstellung auf der Bühne ihrer ursprünglichen Bedeutung und Umgebung. Nicht nur die überzeugende Leistung der jungen Tänzerinnen, auch die skurrilen Videofilme sowie die eigenwillige, expressive, von Maja Osojnik -Schellander, der Schwester der Choreographin, komponierte Musik hinterlassen einen starken Eindruck.
Das junge Festival „New Faces New Dances“ ist einer der Höhepunkte im Tanzjahr Salzburgs und allen tanzbegeisterten Jugendlichen sowie den an zeitgenössischem Tanz interessierten Erwachsenen zu empfehlen.

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