„Hamlet“ – William Shakespeares tragischer Held

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Im Salzburger Landestheater begeisterte in der letzten Saison der junge Schauspieler Gregor Schulz als spanischer Infant Don Carlos das Publikum. Nun steht er in Alexandra Liedtkes Hamlet-Inszenierung als junger Dänenprinz auf der Bühne und wurde bei der Premiere am 6. September 2018 stürmisch bejubelt.

Elisabeth PichlerVon Elisabeth Pichler

Die Trauer ist groß im Staate Dänemark, als der beliebte König zu Grabe getragen wird. Dieselbe Blasmusik darf bald nach dem Trauermarsch zum Tanz aufspielen, denn Gertrude, die Witwe des Verstorbenen, heiratet ungebührlich rasch ihren Schwager Claudius. Als dem völlig verwirrten, verunsicherten jungen Prinz Hamlet der Geist seines Vaters erscheint, bestätigt ihm dieser seine Vermutung: Es war Mord und Claudius der Täter. Hamlet zweifelt zwar an seiner eigenen Wahrnehmungsfähigkeit, doch stellt er sich geistig verwirrt, um so den Täter zu überführen. Er brüskiert seine große Liebe Ophelia und fordert sie auf, ins Kloster zu gehen. Diese Zurückweisung und die Ermordung ihres Vaters Polonius verwirren ihren Geist und treiben sie in den Selbstmord. Das finale Duell zwischen ihrem Bruder Laertes und Hamlet überlebt dank vergifteter Degenklinge, Giftbecher und in dieser modernen Inszenierung auch Pistole niemand. „Der Rest ist Schweigen“ und der Norweger Fortinbras übernimmt die Herrschaft im Land.

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Gregor Schulz ist ein in Mimik und Gestik ausdrucksstarker, vielschichtiger Hamlet, der seinem Schmerz über den Verlust des Vaters markerschütternd Ausdruck verleiht, ständig mit dem Geist seines Vaters Kontakt aufzunehmen versucht und in seinem großen Monolog die Sinnhaftigkeit des menschlichen Daseins in Frage stellt. Genia Maria Karasek gibt die Ophelia als gehorsames, schüchternes junges Mädchen, das Vater und Bruder hilflos ausgeliefert ist. Walter Sachers kostet zwar als geschwätzigem Polonius seine Neugierde das Leben, doch schlüpft er am Friedhof kurzfristig in die Rolle des Totengräbers. Christoph Luser wirkt als Claudius wie ein moderner, machtbesessener, ehrgeiziger Geschäftsmann oder auch Politiker, der zwar ständig mit seiner Frau (eiskalt Britta Bayer) turtelt, doch auch Ophelia begehrliche Blicke zuwirft. Sein berührender Versuch zu beten lässt ihn erkennen, dass er nicht bereuen kann.

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Bühnenbildner Raimund Orfeo Voigt hat ein steriles, modernes Haus auf die Bühne gestellt, dessen Wände ständig verschoben werden und immer neue Einblicke gewähren. Johanna Lakner verpasst sowohl der königlichen Familie als auch der des Hofkämmerers moderne, elegante Kostüme.

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Alexandra Liedtke hat die Tragödie so geschickt gekürzt, dass man weder Horatio noch Rosenkranz und Güldenstern vermisst. Statt einer Schauspieltruppe darf ein Puppenspieler (Simon Buchegger) König Claudius verunsichern. Ein großer, gar nicht so langer (2 h 15 min) Shakespeare-Abend mit einem grandiosen Hamlet, den man nicht verpassen sollte.

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„Hamlet“ Prinz von Dänemark von William Shakespeare. Deutsch von August Wilhelm Schlegel. Inszenierung: Alexandra Liedtke. Bühne: Raimund Orfeo Voigt. Kostüme: Johanna Lakner. Musik: Karsten Riedel. Puppenbau: Simon Buchegger. Mit: Gregor Schulz, Christoph Luser, Britta Bayer, Walter Sachers, Hanno Waldner, Genia Maria Karasek, Simon Buchegger, Robert Zalmann. Fotos: © Anna-Maria Löffelberger

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