„Zaira“ – theater bodi end sole

Elisabeth Pichler. Catalin Dorian Florescu, 1967 in Rumänien geboren, floh mit seinen Eltern 1982 in die Schweiz. Nach einem Studium der Psychologie und Psychopathologie arbeitete er als Therapeut in einem Rehabilitationszentrum für Drogenabhängige. Sein erster Roman „Wunderzeit“ erschien 2001, es folgten „Der kurze Weg nach Hause“ (2002) und „Der blinde Masseur“ (2006). „Zaira“, sein jüngster Roman, wurde bereits in mehrere Sprachen übersetzt. Florescu lebt heute als freier Schriftsteller in Zürich, ein Schweizer mit rumänischer Seele, wie er von sich selbst sagt.

Ein paar Tage vor der Premiere von „Zaira“ lud ein gut gelaunter Florescu zu einer Lesung mit Gespräch ins Theaterobjekt Hallein. Auf einem kleinen Tisch sitzend begrüßte er jeden Besucher freundlichst. Er erzählte von seiner Leidenschaft für großes Kino und dass er versucht, mit seinen Büchern eine ähnliche Wirkung zu erzielen. Nachdem seine frühen Werke noch viel Autobiografisches enthalten hätten, möchte er jetzt nur mehr Geschichten erzählen, Geschichten über interessante, faszinierende oder auch skurrile Persönlichkeiten. So fährt er immer wieder in seine alte Heimat, in der er sich heute sehr wohl fühlt, und lernt dort Menschen kennen, deren Lebensgeschichte er dann in seinen Romanen verarbeitet. Zaira, die Titelheldin des Romans, existiert also wirklich. Die kurzen Abschnitte, die er anschließend vorlas, machten richtig neugierig auf die Premiere der dramatisierten Fassung.

Nach Jahrzehnten im amerikanischen Exil kehrt die Puppenspielerin Zaira nach Bukarest zurück und lässt ihre schwindelerregende Lebensreise Revue passieren: die Kindheitsidylle auf dem großelterlichen Landgut, die Schrecken der Kriegsjahre, die abenteuerliche Flucht in den Westen, ihre Begabung als Marionettenspielerin und ihre große Liebe zu Traian. Ihn hatte sie einst verlassen, aber nie vergessen.

Rechts und links des weitläufigen, nahezu leeren Bühnenraums erzeugen Tische und Sessel Kaffeehaus-Atmosphäre. An einem dieser Tische sitzt Zaira (Ilse Lackenbauer) und blättert versonnen in einem alten, samtenen Fotoalbum. Sie erzählt ihre Lebensgeschichte, beginnend mit ihrer Geburt: „Die erste schwindelerregende Reise meines Lebens war jene durch Mutter.“  Kleine, filmisch anmutende Szenen reihen sich nun aneinander, wir sehen die junge Zaira (Franziska Bürger) aufwachsen, ihre erste Liebe, ihre erste Heirat, den Krieg, den Faschismus und schließlich den Kommunismus, der das Leben der wohlhabenden Adelsfamilie dramatisch verändert. Christa Hassfurter ist es gelungen, den Roman, der sich über einen Zeitraum von siebzig Jahren erstreckt, auf knapp zwei Stunden zu kürzen, ohne dass Charme, Witz und Poesie der Romanvorlage verloren gegangen wären. Die Schauspieler treten in den unterschiedlichsten Rollen auf, jeweils passend zum Alter der dargestellten Personen. Beeindruckend Ursula Trojan als strenge, katalanische Großmutter und Astrid Fürhapter-Royer als von ihrem Gatten verlassene, frustrierte Tante. Die geschmackvollen, wunderschönen Kostüme (Pablo Alarcon) lassen beeindruckende Szenen entstehen, die an Fotografien aus längst vergangenen Zeiten erinnern.

Die Aufführungen des theater bodi end sole in Hallein sind stets ein Garant für anspruchsvolle, niveauvolle Unterhaltung. Dieser Abend begeisterte nicht nur das Publikum, sondern auch den Autor, der sichtlich erleichtert den Applaus entgegennahm, hatte er doch noch bei seiner Lesung große Nervosität eingestanden.

„Zaira“ nach dem gleichnamigen Roman von Catalin Dorian Floorescu, eingerichtet von Christa Hassfurther und Hermann Krüttner, dramaturgisch beraten von Katrin Artl / Regie: Christ Hassfurther / Beratung: Katrin Artl / Bühnenbild: Alois Ellmauer / Kostümbild: Pablo Alarcon / Kostümassistenz: Gudrun Stickler / Tonmontagen: Helfried Hassfurther, Licht: Robert Herbe / Mit: Ilse Lackenbauer, Franziska Bürger, Ursula Trojan, Astrid Fürhapter-Royer, Barbara Vidmar, Harry Schäfer, Markus Schwarz, Andrea Krüttner, Edith Zehentmayer, Klaus Holzner, Hermann Krüttner, Jakob Lipp, Martin Klocke, Dietrun Zagel, Anna-Maria Schorn, Nehat Hetemi. Fotos: Theater bodi end sole

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1 Kommentar zu "„Zaira“ – theater bodi end sole"

  1. Mag. Ilse Lackenbauer | 5. Oktober 2010 um 16:31 |

    Liebe Elisabeth
    – danke für deine schöne Kritik (zu Lesung und Premiere). Es war ein langer, intensiver, oft sehr schwieriger Prozess vom Lesen des Romans bis zur fertigen dramatischen Umsetzung – deine Würdigung, dein Lob unserer Arbeit tut richtig wohl.
    LG
    ilse

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