Brett – Das abgeschnittene Holzteil

Hölzerne Schneidbretter | Foto: © Karl Traintinger, Dorfbild.at

Hölzerne Schneidbretter | Foto: © Karl Traintinger, Dorfbild.at

Mit dem Wort Brett bezeichnen wir ein längliches, flaches Stück Holz. Das Wort begegnet aber auch als Bezeichnung für ein Sitzmöbel, eine Speise oder einen Stehplatz.

Michaela Essler

Von Michaela Essler

Das aus einem Stamm Herausgeschnittene

Das Wort Brett geht zurück auf westgermanisch *breda- „Brett“, das sich von indogermanisch *bher- „schneiden“ ableitet. Brett bezeichnete daher ursprünglich ein Holzteil, das aus einem Stamm herausgeschnitten ist. Die vielseitige Verwendung der geschnittenen Holzteile spiegelt sich in der Verwendung des Wortes Brett wider. Schon zur Zeit der ältesten Belege aus dem 8. Jahrhundert sind zahlreiche unterschiedliche Bedeutungen für Brett zu finden. So konnte Brett ein dünnes Holz bezeichnen, wie etwa eine Schindel oder eine Planke. Aber auch Leitersprossen und Stäbe oder Gegenstände, die aus Brettern gefertigt waren. Dies konnte ein Tisch sein, eine Platte zum Schreiben oder Rechnen, ein Spielbrett, ein Bettgestell oder auch ein Anbau an einem Haus.

Anschlagtafel und Bucheinband

Der Ausdruck das schwarze Brett bezeichnete ursprünglich Tafeln, auf denen mit Kreide geschrieben wurde. Da auch Anschlagtafeln für öffentliche Bekanntmachungen aus schwarz gestrichenen Brettern bestanden, wurde der Ausdruck das schwarze Brett eine allgemein verwendete Bezeichnung für Anschlagtafeln.

Anschlagtafel

Anschlagtafel | Foto: © Karl Traintinger, Dorfbild.at

Bretter fanden auch als Einband für Bücher Verwendung. So fanden sich beispielsweise im Nachlass des würdig geistlich Herrn Meister Bernhart, Kaplan der Kapelle Sankt Michael zu Tramin (Südtirol) im Jahr 1491 fünf und vierzig kleine und grosse, mit Prettern eingebundtne Buecher.

Strafbank und Ehrensitz

Bretter können Teile von Sitzmöbeln sein – insbesondere von Bänken. So gab es im Mittelalter zwei Arten von Sitzbänken, die kurz Brett genannt wurden: die Strafbank und der Ehrensitz.

Die Strafbänke waren Sitze für Menschen, die wegen eines Fehlverhaltens zur öffentlichen Beschämung darauf sitzen mussten. Die Sitte der öffentlichen Strafbänke war in deutschen Landen bis ins 19. Jahrhundert lebendig. Daraus entstanden die Redewendungen zum Brett bringen oder zum Brett ziehen, die „jemanden gefügig machen, gehorsam machen“ bedeuteten.

Daneben war im Mittelalter Brett auch ein Synonym für einen Ehrensitz . Mit diesem Sinn waren die Redewendungen am Brett sitzen „eine ehrenvolle Stellung einnehmen“ und zum Brett kommen „zu Ehren, Amt und Würden kommen“ üblich.

Skier und Speisenunterlage

In den südlichen Regionen des deutschen Sprachraums verwenden die Menschen neben Brett auch die Variante Brettl. Im Speziellen findet sich Brettl als Bezeichnung für Skier und in dem Wort Brettljause, eine Mahlzeit, die auf einem Holzbrett serviert wird, und aus Wurst, Käse, Speck und Brot besteht.

Trittbrett und Trittbrettfahrer

Andere Bretter liegen dem Wort Trittbrett zugrunde. Das Wort begegnet ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts und ist eine Bezeichnung für eine Stufe vor der Tür eines Fahrzeuges, die Ein- und Aussteigen erleichtert. Solche Trittbretter waren bei Zügen, Straßenbahnen und auch Autos üblich. Wenn Züge oder Straßenbahnen überfüllt waren, standen Fahrgäste während der Fahrt auf diesen Trittbrettern. Dies war zwar verboten, weil das Auf- und Abspringen immer wieder Unfälle verursachte, jedoch ignorierten die Menschen das Verbot immer wieder. Insbesondere Menschen, die sich keine Fahrscheine leisten konnten oder wollten, nutzten die Trittbretter, um mitfahren zu können ohne Geld ausgeben zu müssen. Daraus entstand in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts das Wort Trittbrettfahrer. Heute verwenden wir Trittbrettfahrer als einen abwertenden Ausdruck für Menschen, die von etwas profitieren oder Vorteile für sich beanspruchen, ohne etwas dafür getan zu haben.

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