„Il barbiere di Siviglia“ – als rasantes, burleskes Spektakel

Il barbiere di Siviglia

Mit Spannung erwartet wurde Gregor Bloébs erste Operninszenierung am Salzburger Landestheater. Die Premiere am Rupertitag, 24. September 2023, wurde ein voller Erfolg, denn Gioachino Rossinis Opera buffa, laut Giuseppe Verdi „die schönste, die es gibt“, unterhielt das Publikum mit enormem Tempo und viel Witz im Sinne der Commedia dell’arte.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Graf Almaviva ist schwer verliebt in die schöne junge Rosina. Ihr Vormund, der alte Doktor Bartolo, bewacht sie allerdings strengstens, hat er doch vor, sein Mündel selbst zu heiraten. Figaro, der Barbier von Sevilla, ein äußerst munterer, umtriebiger Geselle, will dem Grafen, der sich als armer Student Lindoro ausgibt, helfen. Da das aufwändige Ständchen im Morgengrauen nichts bringt außer einem Liebesbrief, verkleidet sich Almaviva als Soldat.

So taucht er, augenscheinlich sturzbetrunken, im Hause des Doktors auf. Endlich kann er sich seiner Flamme nähern, doch das Glück ist nur von kurzer Dauer. Er versucht es dann als Vertretung des Musiklehrers Don Basilio, wobei sich Bestechungsgeld als sehr hilfreich erweist. Auch Doktor Bartolo gibt nicht so schnell auf und so gelingt es ihm dank einer Verleumdung, die mitternächtliche Entführung seines Mündels fast zu verhindern. Doch die Liebe siegt schließlich und Almaviva und Rosina werden ein Paar. Vielleicht sollte man dann besser nicht an die Fortsetzung der Geschichte in Mozarts „Figaros Hochzeit“ denken.

Während der mitreißenden Ouvertüre stellen tanzende Buchstaben auf einem Video das Ensemble samt Chor, Soldaten und Maestro vor, erwecken Neugierde und sorgen für Heiterkeit. Theodore Browne gibt sich mit seiner romantischen Serenata wirklich alle Mühe, seine Liebste zu beeindrucken. Doch mehr als ein Blick durch ein winziges Fenster ist ihm anfangs nicht gegönnt. George Humphreys ist ihm als Figaro, eine Mischung aus Hanswurst mit barocker Halskrause und Rockstar, eine große Hilfe. Ihm gehen die Ideen nie aus und große Gesten sind ganz sein Ding.

Katie Coventry als Rosina gibt sich als selbstbewusste junge Dame in einem äußerst kessen, transparenten Kostüm und tanzt ihrem Vormund auf der Nase herum. Daniele Macciantelli hat es als Doktor Bartolo aber auch wirklich nicht leicht, hat sich doch alles gegen ihn verschworen. Martin Summer als sein bester Freund und alter Kuppler Basilio begeistert mit einer wunderbaren Verleumdungsarie „La calunnia è un venticello“, bei der ein Lüftchen zum Orkan anschwillt. Das Dienstpersonal (Hazel McBain und Philipp Schöllhorn) ist stets präsent und immer zu einem Scherz aufgelegt.

Das Ausstattungsduo Laura Malmberg und Paul Sturminger hat gemeinsam mit Georg Bloéb im Tiroler Landestheater vor zwei Jahren eine bemerkenswerte „Zauberflöte“ herausgebracht, die Spaß machte und blendend unterhielt. Auch diesmal sind Bühne, Kostüme und flotte Inszenierung perfekt aufeinander abgestimmt. Ein Beweis dafür, dass dieses Team bestens funktioniert. Grandios, wie aus der stillen Straße der 1. Szene durch Drehung eine stylische weiße Wohnung mit Drehtüren und verschiebbaren Wänden wird. Der überbordenden Dynamik, die hervorragend zu Rossinis aberwitzigem Tempo passt, sind daher kaum Grenzen gesetzt.

Für den neuen Ersten Kapellmeister Carlo Benedetto Cimento war es zwar sein erster Barbiere, doch als Italiener hat er ihn natürlich im Blut und so ließ er die gewaltigen Orchestercresendi mit mörderischem Tempo aufs Publikum zurollen.

Rossinis „Il barbiere di Siviglia“ gehört zu den meistgespielten Opern, begeistert mit extremer Geschwindigkeit, eingängigen Arien und zungenbrecherischen Parlandi. Diese Inszenierung ist aber auch darstellerisch eine Wucht. Gregor Bloéb wollte „pure Emotionen“ zeigen und das ist ihm hervorragend gelungen.

„Il barbiere di Siviglia“ – Opera buffa von Gioachino Rossini. Libretto von Cesare Sterbini nach dem Schauspiel „Le Barbier de Séville“ von Pierre Augustin Caron de Beaumarchais. Inszenierung: Gregor Bloéb. Musikalische Leitung: Carlo Benedetto Cimento. Bühne und Kostüme: Laura Malmberg und Paul Sturminger. Dramaturgie: Katrin König, Vinda Miguna. Mit: Theodore Browne, Daniele Macciantelli, Katie Coventry, George Humphreys, Martin Summer, Yevheniy Kapitula, Philipp Schöllhorn, Hazel McBain, Željko Zaplatić, Cecilio Perera, Oliver Jungbauer, Rudolf Pscheidl. Emmanouil Marinakis, Felix Mayrhofer. Mozarteumorchester Salzburg, Herrenchor des Salzburger Landestheaters. Fotos: © SLT / Tobias Witzgall

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