Leonie Kramer: Wollwut

Autorin: Leonie Kramer
Titel: Wollwut – Der Handarbeitsclub ermittelt – Kriminalroman
ISBN: 978-3-7341-1157-0
Verlag: Blanvalet Verlag
Erschienen: 2023

Klappentext:

Tödliches Blaumachen im bayerischen Idyll – der Madlfinger Krimi- und Handarbeitsclub ermittelt in seinem zweiten Fall!

Macht auch der Tod manchmal blau? Eigentlich wollte der Madlfinger Krimi- und Handarbeitsclub, kurz MKHC, ein entspanntes Wochenende im Moorbad Bad Kohlgrub verbringen. Auf dem Programm: Wellness und Workshops im Färben.

Doch nach einer weinseligen Nacht entdecken die Damen eine Leiche in der Moorwanne und alarmieren Kommissar Wallenstein. Als der Tote aus der zähen Masse geborgen wird, fällt sofort dessen tiefblauer Kopf auf. Er muss in den Eimer mit der Indigoküppe getaucht worden sein.

Trotz Wallensteins Unmut stürzt sich der MKHC in die Ermittlungsarbeit. Schließlich muss geklärt werden: War es Mord oder farb… äh, fahrlässige Tötung?

Rezension von Anni Lemberger

Der Kurdirektor in Bad Kohlgrub erlaubt den Mitgliedern des MKHC einen Nebenraum für ihr Wollness-Seminar zu nutzen. So reihen sich in diesem Raum, der nur von Befugten benutzt werden darf, diverse ausrangierte Haushaltstöpfe mit Naturfarben neben Behältnissen mit Heilmoor. Bei den Mitgliedern des Handarbeitsclubs handelt es sich um eine bunte Mischung aus stickenden, strickenden und häkelnden Damen, die Wert auf Nachhaltigkeit und Regionalität legen, gerne Krimis lesen, aber auch gerne feiern und vor allem aber mit Neugierde selbst ermittlungstechnisch aktiv sind.

Kommissar Tim Wallenstein, gerade von seinem Islandurlaub zurück gekehrt und zu allem Übel auch noch von einem Langzeitbesuch seines früheren Mitarbeiters Arne „heimgesucht“, kann nach einem Unfall vorübergehend nur mehr „einarmig“ ermitteln. Und in den Ermittlermodus wird er alsbald gerufen, denn die Damen des MKHC entdecken in einer, mit Moor gefüllten Wanne, einen Toten. Wie sich bei der Bergung der Leiche herausstellt, dürfte er vorher noch mit dem Gesicht mehrmals ins indigoblaue Farbbad getaucht worden sein.

Ritualmord, Mafia, fahrlässige Tötung…? Bei so viel Ratlosigkeit über das Mordmotiv – wenn es überhaupt Mord war – muss in alle Richtungen ermittelt werden. Sehr zum Leidwesen von Wallenstein, begeben sich auch die Damen des MKHC auf Mörderjagd – gleichzeitig ist er aber aufgrund seiner Einarmigkeit auf ihre Hilfe angewiesen.

Ein sehr spannender, wenig blutrünstiger Kriminalroman aus der Welt der Wolle und ihrer Farbtöne. Die Autorin arbeitet dabei die Charaktere ihrer Protagonistinnen, deren Freizeitbeschäftigung einen wichtigen Teil ihres Lebens einnimmt, hervorragend  heraus.

Mit einem unwahrscheinlichen Fachwissen berichtet Kramer über regional wachsende Pflanzen, die sich zum Färben von Wolle gut eignen, sie schreibt aber auch im Rahmen dieses Krimis über die heimische Wollproduktion. Das berichtete Experimentieren mit Farbtönen und das nachhaltige Färben von Wolle haben mich mindestens genauso begeistert, wie die Handlung der Krimisatire.

Was haben Kriminalromane, Wollproduktion, Wollverarbeitung und ein Wollgeschäft miteinander zu tun? Im Allgemeinen nicht viel, aber in diesem Roman ergeben sie eine großartige Kombination aus spannender Krimihandlung und Vermittlung von Handarbeitsfachwissen. Sogar die Häkelanleitung eines Bikinis ist am Ende des Buches zu finden – für besonders „heiße“ Tage.

Zudem rundet die komplizierte Liebesgeschichte des Mordermittlers mit seiner häkelnden Herzensdame den Lesespass zusätzlich ab.

Die Handlung ist gut nachvollziehbar, wenngleich etwas ungewöhnlich, der Text flüssig geschrieben und der gesamte Krimi gut verständlich. Die Spannung bleibt bis zum Ende aufrecht, weil sich die Motivlage mehrmals ändert und zum Schluss noch einmal die Richtung ändert.

Fazit: Eine absolut lebenswerte, spannende, humorvolle und farbenfrohe Krimisatire.

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