Zur Erinnerung an Pepi Wimmer

Pepi Wimmer

Fotos: privat (4)

„Das Leben ist ein ständiges Auf und Ab“

Mit sieben Jahren stand er zum ersten Mal als Hiatabua beim Salzburger Adventsingen auf der Bühne. Fast fünfzig Jahre spielte er dort im Reiser Quintett und später im Ensemble Tobias Reiser Hackbrett und Gitarre. Nun ist das letzte Lied verklungen. Am 10. Dezember 2023 verlor Pepi Wimmer kurz vor seinem 74. Geburtstag den langen Kampf gegen den Krebs.

Claudia Karner

Von Claudia Karner

Er war zeitlebens der Pepi. Pepi – das reichte. Josef Wimmer stand nur auf den offiziellen Dokumenten. Manchmal schlich sich auch ein „Ing.“ davor, ein Titel, den er sich in der HBLA erworben hatte. Dann, wenn etwas furchtbar wichtig war oder furchtbar endgültig. So wie jetzt auf seiner Parte. Der Zusatz Pepi – unter Gänsefüßchen gesetzt – wirkt wie der Versuch, dem Inhalt die bleierne Schwere zu nehmen.

Der Hiatabua mit dem Hackbrett

Pepi als Hiatabua beim Salzburger Adventsingen Foto: Privat

Als Hiatabua beim Salzburger Adventsingen

Als Pepi am 17. Jänner 1950 in der Stadt Salzburg, genauer gesagt in Kleingmain, das Licht der Welt erblickte, war klar, dass er als Stammhalter den Namen seines Vaters weitertragen sollte. Josef Wimmer sen., genannt Sepp, war leidenschaftlicher Musikant und spielte im legendären Tobi-Reiser-Quintett Zither und Hackbrett. Es war naheliegend, dass der talentierte Sohn in seine Fußstapfen treten würde.

Beim Hirtenspiel im Salzburger Adventsingen dachte ihm Reiser sen., den er ehrfürchtig Reiser-Vater nannte, die Rolle des Pongauers zu. Pepi stand gemeinsam mit dessen Sohn auf der Bühne der Großen Aula. Er spielte Hackbrett, Tobias die Harfe. Die enge Freundschaft, die dabei entstand, bestimmte Pepis Leben und sollte weit über den Tod des späteren Leiter des Salzburger Adventsingens im Jahre 1999 hinausreichen.

Vielseitiger Musiker und Organisationsgenie

Mit seinem Lieblingsinstrument, dem Hackbrett Foto: Privat

Mit seinem Lieblingsinstrument, dem Hackbrett

Nach dem Besuch von Volks- und Hauptschule in Nonntal absolvierte Pepi die HBLA in Winkelhof und Ursprung. 1981 trat er in den Dienst der Salzburger Landesregierung. Das Referat für Brauchtumspflege, heute Volkskultur, wurde sein Arbeitsplatz, sein erster Chef Harald Dengg, Leiter des Salzburger Volksliedchores, auch ein ehemaliger Hiatabua. Pepi trug wesentlich zum Auf- und Ausbau der Volkskultur bei. Er schuf mit den Brauchtumswochen eine Form der volksmusikalischen Jugendförderung, die österreichweit beispielgebend war, und organisierte zahlreiche Veranstaltungen, darunter auch das Landesfest. Das Land Salzburg dankte ihm mit dem Silbernen Verdienstzeichen.

Vielen Hörern und Hörerinnen von Radio Salzburg ist seine sonore Stimme durch die Moderation der Sendung „G’sungen und g’spielt“ in bester Erinnerung. Pepi beeindruckte durch umfassendes Wissen über die Volksmusik, Organisationstalent und Musikalität. Kaum ein Saiteninstrument, das er nicht beherrschte. Dieses Talent hat er glücklicherweise an seine Kinder Sophie, Josef und Herbert vererbt.

Ein großes Herz, Hilfsbereitschaft und Loyalität – auch das waren seine Stärken. „Der Pepi war nicht nur der beste Freund von Tobias. Er half ihm durch seine Fähigkeiten und Verbindungen in der Volksmusikszene in vielen organisatorischen Dingen, die dem Tobi einfach lästig waren“, weiß Sepp Radauer, auch ein ehemaliger Hiatabua. Er war Kontrabassist im Ensemble Tobias Reiser und ist jetzt Leiter des Radauer Ensembles. „Der Pepi half ihm am Anfang der 1980er Jahre, das Ensemble neu aufzubauen und ermöglichte so den Neustart, der notwendig war, ungegangene kreative Wege zu bestreiten. Stets loyal zu allen Dingen, die mit dem Namen Reiser verbunden waren.“

Rauswurf beim Salzburger Adventsingen

Nach dem plötzlichen Tod von Tobias Reiser nahm Hans Köhl, der Geschäftsführer des Salzburger Heimatwerks, als künstlerischer Gesamtleiter das Heft in die Hand. Nach Meinungsverschiedenheiten mit dem Ensemble ließ er die Muskeln spielen und wies den altbewährten Musikern, von SN-Redakteur Heinz Bayer als die musikalischen Herzschrittmacher des Adventssingens bezeichnet, kurzerhand die Tür.

as Ensemble Tobias Reiser (von links nach rechts): Elmar Oberhammer, August Kothbauer, Christine Brandauer, Pepi Wimmer, Sepp Radauer, Mandi Hugel, Herbert Lagler und Regina Czifra.
Foto: Archiv Radauer

Das Ensemble Tobias Reiser (von links nach rechts): Elmar Oberhammer, August Kothbauer, Christine Brandauer, Pepi Wimmer, Sepp Radauer, Mandi Hugel, Herbert Lagler und Regina Czifra. Foto: Archiv Radauer

Das Ensemble reagierte auf seine Weise und gründete 2006 ein eigenes Adventsingen, das an der Reiser’schen Tradition festhält. Unter dem Namen „Salzburger Hirtenadvent“ wird es höchst erfolgreich in der Großen Aula aufgeführt. Hier spielte Pepi nicht nur Hackbrett und Gitarre, sondern auch eine wesentliche Rolle in der Organisation. Nach zehn Jahren sagte er 2016 aufgrund einer Arthrose in den Fingern dann leise „Pfiati“. Das bedeutete gleichzeitig das Ende einer Ära. Aus dem Ensemble Tobias Reiser wurde das Radauer Ensemble. „Pepi war, ist und wird immer ein wichtiger ‚Link’ bleiben – von der Vergangenheit in die Zukunft der Salzburger Volksmusiklandschaft“, ist Sepp Radauer überzeugt.

Erinnerungen an einen Freund

„Was mich jedes Mal sehr berührt hat“, erzählt der Schriftsteller und ehemalige Hirtensänger Walter Müller, „war, wenn der Pepi bei einer Trauerfeier ‚Deine Wangalan’ vom Hirtenvater Tobi gespielt hat. Der stattliche Mann mit den kräftigen Fingern, der die Gitarre wie ein Kind in den Armen hält und ihr andächtig beseelt diese unglaublich zarte Melodie entlockt. Pepis Zärtlichkeit auf den sechs Saiten bleiben mir für immer im Gedächtnis und im Herzen.“

Freunde fürs Leben: Tobias Reiser und Pepi Wimmer

Freunde fürs Leben: Tobias Reiser und Pepi Wimmer

Nach seiner Pensionierung zog sich Pepi weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück. Er digitalisierte den gesamten musikalischen Nachlass von Tobi Reiser d. Ä. und bewahrte damit diesen Schatz vor dem Vergessen. Mit viel Ambition und Herzblut setzte er 2021 sein letztes großes Projekt um, ein Buch über Tobias Reiser d. J. mit dem Titel „Erinnerungen an einen Freund“. Es war gleichsam ein posthumes Geschenk an Reiser, der in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag gefeiert hätte.

Das Buch umfasst dessen sämtlichen Gedichte, Erinnerungen von Weggefährten und viele, teils private, Fotos.

„Das Leben ist ein ständiges Auf und Ab, so wie der Wind spielt mit dem fallenden Blatt. Ein Augenblick nur und es liegt und zerfällt, wird Teil dieser Erde, ein Stück dieser Welt“, schrieb Tobias Reiser in einem seiner Gedichte, die Pepi so schätzte und liebte. Jedes Wort war ihm wichtig.

Nun ist er seinem Freund gefolgt und wird wie er auf dem Morzger Friedhof seine letzte Ruhe finden.

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Dorfladen

2 Kommentare zu "Zur Erinnerung an Pepi Wimmer"

  1. Ruhe in Frieden.

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