Gudrun Wieser: Geheimnisse in der grünen Mark

Gudrun Wieser

Gudrun Wieser | Emons Verlag - Gerald Schutting

Gudrun Wieser: Geheimnisse in der grünen Mark

Autorin: Gudrun Wieser
Titel: Geheimnisse in der grünen Mark – Historischer Kriminalroman
ISBN: 978-3-7408-1870-8
Verlag: Emons Verlag GmbH
Erschienen: 29.02.2024

Klappentext:

Frohnleiten, 1897: Statt die Sommerfrische zu genießen, bekommt es Arzt Titus Pyrner in der Kaltwasserheilanstalt erst mit einem verschollenen Kurgast und dann mit dessen Leiche zu tun.

Zusammen mit dem jungen Untersuchungsrichter Franz Stahlbaum folgt er den zahlreichen Hinweisen und stößt dabei nicht nur auf Gerüchte um verkaufte Kinder, sondern muss sich auch mit den Vorurteilen der bürgerlichen Gesellschaft auseinandersetzen.

Doch dann bringt ein Gewitter die beiden der Lösung des Falls einen entscheidenden Schritt näher …

Anni Lemberger

Rezension von Anni Lemberger

Ein großartiger Kriminalroman aus der Kaiserzeit!

Eigentlich wollte der junge Mediziner Titus Pyrner die Auszeit in der Kaltwasserheilanstalt so richtig genießen – konnte er doch endlich der ständigen Aufsicht seines Vaters eine Zeitlang entkommen.

Aber aufgrund seiner Unfähigkeit „nein“ zu sagen, begibt sich Titus bald nach Kureintritt, auf Drängen des Kurdirektors, auf die Suche nach dem verschollenen Kurgast Theodor Eisenpaß.

Während seiner Suche wird ein übel zugerichteter Toter von der Mur angeschwemmt und schnell ist klar, dass es sich bei dem Toten um den vermissten Eisenpaß handelt, der vermutlich ermordet wurde.

Außerdem wird jetzt Titus auch noch von seiner Vergangenheit eingeholt als er auf seinen unliebsamen Gymnasialkollegen Franz Stahlbaum trifft, der jetzt als Untersuchungsrichter in der Causa „Mordopfer Eisenpaß“ die Ermittlungen leitet. Franz Stahlbaum bittet seinen ehemaligen Schulkollegen, die Vergangenheit zu vergessen und ihn zu unterstützen, muss er sich doch gegen den ermittelnden Kommissar Anton Meisl behaupten.

Wieder kann Titus nicht ablehnen und gerät gemeinsam mit Franz in die dunklen Abgründe der schönen, grünen Steiermark.

Zudem weiß Dr. Pyrner nicht mehr, welcher Frau er mehr zugetan sein sollte: Seiner jungen, flüchtigen, aber liebevollen Bekannten Salome, für die er extra nach Frohnleiten gekommen ist – oder sollte er doch eher die Leid geprüfte, geheimnisumwitterte, etwas reifere Witwe Gisela Eisenpaß trösten? 

Der Fall scheint verwirrend bis unlösbar, zumal auch noch der Polizeiagent Meisl einen Unschuldigen auf der Flucht erschießt und sich trotzdem keiner Schuld bewusst ist.

Glücklicherweise kann die Bekannte von Titus,  Salome Grün, ihm einen entscheidenden Tipp geben, der etwas Licht in das geheimnisvolle Leben des Mordopfers und neue Erkenntnisse in den mysteriösen Mordfall bringen. Außerdem bringt diese „Zusammenarbeit“ noch ganz neue Erkenntnisse in das Liebesleben von Dr. Titus Pyrner…..

Der Buchtitel und das geheimnisvolle Cover wecken die Neugierde auf dieses Buch. Da ich bereits mehrere sehr gute historische Kriminalromane von der Autorin gelesen hatte, war ich sehr gespannt auf ihren neuen Roman.

Bereits die Einleitung ist sehr gelungen und durchaus auch als humorvoll zu bezeichnen.

Der Protagonist ist ein liebevoller, etwas unsicherer, aber hilfsbereiter, Sohn einer Arztfamilie und entstammt der gesellschaftlichen Oberschicht. Sein Partner Franz gehört der gesellschaftlichen Unterschicht an, von der er sich mit viel Fleiß nach oben gearbeitet hat und nun muss er  den neu erworbenen Status ständig unter Beweis stellen. Um diesen Status zu festigen, hat er Titus an seiner Seite.

Die fiktive Geschichte basiert auf vielen gut recherchierten Gegebenheiten aus der historischen Steiermark. So zitiert Wieser aus dem Handbuch von Dr. Hans Gross „Handbuch für Untersuchungsrichter als System der Kriminalistik“. Der zitierte Autor hatte bereits damals eine sehr moderne Ansicht zu einem auch damals brisanten, aber verbotenen und tabuisierten Thema. 

Die Zahl der Verdächtigen ist groß und bedient bestimmte Klischeés. Die Richtung der Verdächtigungen wechselt mehrmals und nimmt am Schluss eine völlig unerwartete Wendung.

Die historisch guten Recherchen machen den Roman sehr authentisch. Manche Worte müssen im Kontext der damaligen Zeit gesehen werden – und würden heute als „politisch unkorrekt“ geächtet werden.

Der Text ist gut lesbar, humorvoll, leicht verständlich und gut nachvollziehbar, basiert aber dennoch auf einer sehr niveauvollen Sprache und Ausdrucksweise. Die Krimihandlung ist sehr spannend gestaltet und widmet sich einigen Themen, die heute als skeptisch zu betrachtender Umgang mit der Menschenwürde zu sehen sind.

Ein sehr gelungenes und ausdrucksstarkes Buch, das das Lesen zum Vergnügen macht.


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