Mattfeldt, Petermann – Im Kopf des Bösen | Der Sandmann

Petermann Mattfeld

Axel Petermann, Petra Mattfeld | Fotos (2): Penguin Random House Verlagsgruppe © Rebekka Schnell | Bildmontage: KTraintinger

Mattfeldt, Petermann – Im Kopf des Bösen | Der Sandmann

Autoren: Petra Mattfeldt, Axel Petermann
Titel: Im Kopf des Bösen – Der Sandmann – Thriller
ISBN: 978-3-641-30377-8
Verlag: Blanvalet
Erschienen: Juni 2023

Klappentext:

“Schlaf nun friedlich und vergiss alle deine bösen Träume.”

Einen Teddybären fest an sich gedrückt,liegt der Junge wie schlafend auf einem Feld. Doch er ist tot, erfroren. Bereits sechs Jungen wurden auf diese Weise gefunden, die Körper drapiert und ohne Anzeichen von Gewalteinwirkung.

Die gebildete Sonderkommission ist ratlos, der Druck der Medien hoch. Als kurz darauf das siebte Opfer des »Sandmanns«, wie die Presse den Täter nennt, überlebt und im Koma liegt, hat die ambitionierte Fallanalytikerin Sophie Kaiser zum ersten Mal eine heiße Spur.

Sophie, die durch ihr Asperger-Syndrom Zusammenhänge anders bewertet als andere, entdeckt eine Ähnlichkeit mit einer Reihe von Fällen, die Jahrzehnte zurückliegt. Damals überlebten einige der entführten und wieder freigelassenen Jungen, konnten sich aber an nichts erinnern. Hängen die Verbrechen zusammen?

Anni Lemberger

Rezension von Anni Lemberger

Als in Hildesheim ein Bauer von seinem Hund geweckt wird und diesem auf ein naheliegendes Feld folgt, hat er mit Vielem gerechnet, aber nicht damit.

Sophie Kaiser, die einzige weibliche Fallanalytikerin der Kripo Hannover steht vor einem Rätsel. Es gibt mittlerweile 6 blonde Jungen, die, mit einem Pyjama bekleidet und mit einem Teddy im Arm, erfroren aufgefunden wurden – warum blieben sie liegen und versuchten nicht der Kälte zu entkommen? Sie hatten zwar ein Beruhigungsmittel im Blut, aber nicht in einer Dosis, dass sie nicht aufstehen hätten können?

Als ein weiterer Junge aufgefunden wird, der zwar stark unterkühlt ist, aber noch lebt, setzen alle große Hoffnung in seine Aussagen.

Zeitgleich wird in Lübeck die Polizei zu einem Reihenhaus gerufen, in dem 6 Tote rund um den gedeckten Weihnachtstisch aufgefunden werden und ein weiterer Toter liegt im Schlafzimmer im Bett – bei ihm werden zwei Waffen aufgefunden. Handelt es sich um Mord oder um einen erweiterten Suizid?

Als der ermittelnde Beamte Leonhard Michels nach der Tatortsbegehung, zuhause vor dem Fernseher sitzt und den Bericht über die aufgefundenen, ermordeten Jungen und das einzige überlebende Kind hört, fällt ihm etwas auf, das ihm auch bei der Tatortsbegehung im Reihenhaus aufgefallen ist. Umgehend ruft er in Hannover an. Und als Sophie Kaiser davon erfährt, ist sie überzeugt, dass es einen Zusammenhang der beiden Fälle geben muss, auch wenn sie völlig unterschiedlich anmuten – und sie absolut keine Ahnung hat, wie die Fälle zusammen hängen könnten. Sie beginnt die Puzzleteile zu suchen und zusammen zu setzen…. .

So beginnt die Zusammenarbeit zwischen Lübeck und Hannover und zwischen Sophie Kaiser und Leonhard Michels. Beide wachsen aufgrund ihrer ähnlich gelagerten, unkonventionellen Arbeits- und Verhaltensweisen schnell zu einem guten, erfolgreichen  Team zusammenwachsen: Sophie, von ihren Kollegen RoboCop genannt, aufgrund ihrer, durch den Autismus verursachten, rational, strukturierten Herangehensweise und Leonhard, der ungern in einem Team arbeitet.

Ein großartiger Thriller, der sich mit Fallanalyse und autistischer Spektrumstörung gleichermaßen auseinander setzt.

Die Protagonistin besitzt ein fotografisches Gedächtnis und hat aufgrund ihres autistischen Verhaltens eine ganz besondere Herangehensweise, weil sie die Emotionen, die eine  Tötungshandlung hervorruft, ziemlich ausblendet, was zu einer rationaleren Beurteilung des Täterverhaltens führt. Sie kann sich sehr gut in die Denkweise und in die Motive von den Tätern hineinversetzen. Trotzdem bringen sie diese beiden Fälle an ihre Grenzen.

Die Autoren haben sehr gut recherchiert und sowohl Erleben, als auch „die Marotten“ von Menschen mit autistischer Spektrumstörung gut und authentisch wiedergegeben, was der Profilerin ein sehr sympathisches Gesicht verleiht.

Bei dem Thriller handelt es sich um eine fiktive Geschichte, wobei auf zwei, länger zurück liegende, aber reale Kriminalfälle zugegriffen wurde, die hier in diesen Roman einfließen. Die Verflechtung zwischen „true crime“ und fiktiver Ergänzung ist sehr gut gelungen und sehr realistisch dargestellt. Die Handlung zieht den Leser derart in den Bann, dass ein Beiseite legen des Buches schwer fällt.

Anfangs werden beide Fälle isoliert beschrieben, die aber im Laufe der Handlung zu einem Kriminalfall zusammenlaufen.

Neben der kriminaltechnischen Arbeit kommt aber auch der vorerst unbekannte Täter „zu Wort“ und lässt den Leser an seinen Gedanken teilhaben. Dieser Text ist kursiv dargestellt und gibt gute Einblicke in die Denkart eines zwanghaften, pädophilen und als Kind selber missbrauchten Täters.

Der Text des Buches ist flüssig lesbar, gut nachvollziehbar und vor allem aber äußerst spannend geschrieben. Die Arbeit der Fallanalytiker ist sehr plastisch dargestellt und gibt Einblicke in die moderne Arbeit der Kriminalpolizei und deren Methoden. Ganz besonders gelungen ist aber die einfühlsame Beschreibung über Inselbegabung und Fähigkeit von autistischen Menschen, die in vielen Berufen eine absolute Bereicherung darstellen können.

Wer Einblick in die Arbeit von Profilern bekommen möchte, dem kann ich dieses Buch sehr empfehlen, aber auch Lesern, die einfach nur gerne einen guten Thriller lesen.


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