ORF Schwerpunkt: Elektromobilität

Ladestation für e-Autos

Ladestation für e-Autos | Foto: Karl Traintinger

Eine journalistische Bankrotterklärung: der „ORF III Themenmontag“

Mit großem Staunen habe ich den „ORF III Themenmontag“ zum Thema Elektromobilität verfolgt. Die erste Überraschung: Es geht gar nicht um Österreich, sondern um Deutschland – der ORF hat das Meiste dieses Themenschwerpunkts einfach vom ZDF übernommen.

Leo Fellinger

Von Leo Fellinger

Anscheinend ohne die Inhalte zu hinterfragen, denn die sind mehr als fragwürdig. Offenkundig wurden hier alle Grundsätze guten Journalismus über Bord geworfen, damit meine ich Kriterien, nach denen der Zuseher einen Mehrwert lukrieren kann. Das sind – so meine ich – Objektivität, Richtigkeit, Relevanz, Relativierung, Transparenz usw. Es lohnt sich nicht, mehr davon aufzuzählen, denn nichts davon wurde erfüllt. Guter Journalismus versucht, sich der objektiven Wahrheit anzunähern im Bewusstsein, dass auf dieser Basis kein abschließendes Urteil zu wagen ist.

Die ganze Sendung zielte nur auf die Diffamierung einer Technologie ohne mögliche Alternativen aufzuzeigen. Oder echte Vergleiche und Relativierungen herzustellen. Beispiel: Angeprangert wurde der horrende Verbrauch von Rohstoffen wie z.B. Lithium. Ich nehme diesen Punkt exemplarisch heraus: Gesprochen wurde vom unmässigen Wasserverbrauch bei der Lithium-Gewinnung, es wurde der Anschein erweckt, ausschließlich das E-Auto wäre der Verbraucher. Wahr ist vielmehr, dass nur 37% des weltweit geschürften Lithiums für Stromspeicher jeder Art (auch Handys, Laptops, Spielkonsolen, Haushaltsgeräte usw.) verwendet wird.

Zum Wasserverbrauch: Die Gewinnung von Lithium in den Salzwüsten in Chile mittels Verdunstung ist mit hohem Verbrauch von unterirdischem Salzwasser verbunden, aber, um eine Relation herzustellen: für die Herstellung des Lithiums für eine 62 kWh-Autobatterie werden 3.850 Liter Wasser verbraucht, gleich viel übrigens wie für die Erzeugung von 250 Gramm Rindfleisch, einer halben Jeanshose oder 10 Avocados. Um auch diese verhältnismäßig geringe Menge an Wasser zu vermeiden, werden inzwischen 80 % des in E-Autos eingesetzten Lithiums im Tagebau in Australien abgebaut. So hätte ich mir die Berichterstattung vorgestellt. Stattdessen wird ein spanischer Ziegenhirte vorgeführt, der wegen einer Lithium-Mine enteignet werden soll (das stützt sich nur auf seine Aussage, es wurde nicht hinterfragt).

Fragt sich, welcher Zweck mit so einer Berichterstattung erzielt werden soll? Die Verhinderung der E-Mobilität? Die Rettung der Verbrenner, obwohl bewiesen ist, dass der Wirkungsgrad des E-Antriebs etwa 80% beträgt und jener eines Benziners ca. 25%? Sollen wir zurück zu den ineffizienten Antrieben, weiter Öl fördern? Gibt es bessere Alternativen? Die Sendung bzw. der Thementag ließ die Zuschauer mit großen Fragezeichen in den Augen und manche wahrscheinlich stark verunsichert zurück. Ein unfassbares Ergebnis. Bravo ORF! Übrigens: Der Anteil an erneuerbaren Energien ist in Österreich deutlich höher als in Deutschland, aber solche Kleinigkeiten stören in der Redaktion anscheinend niemanden. Bravo ORF! Nicht gut, aber gut abgeschrieben. Ohne irgendwelche österreichischen Aspekte dabei einzubringen….

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