Astrid Wagner: Liebe, Mord & Zweifel

Astrid Wagner

Astrid Wagner | Foto: Privat

Autorin: Astrid Wagner
Titel: Liebe, Mord & Zweifel – Die wahre Geschichte der letzten Frau im Leben des Jack Unterweger
ISBN: 9798862112412
Verlag: Independently published
Erschienen: 04.03.2024

Klappentext:

Niemand stand Jack Unterweger so nahe wie Astrid Wagner, die letzte Frau in seinem Leben und heute erfolgreiche Strafverteidigerin. Sie sagt: „Es war anders, als es all die Bücher und Dokumentation darstellen. Es gibt viele Fragen, Zweifel, Verschwundenes.“ Astrid Wagner hat Jack Unterweger geliebt. Sie hat für ihn gekämpft und dabei die Schattenseiten der Justiz kennengelernt. Dies ist ihre Geschichte.

Jack Unterweger ließ Astrid Wagner tief in sein Inneres blicken, überließ ihr seine Tagebücher, Briefe und literarischen Werke. Sie suchte nach der Wahrheit, sprach mit Frauen, die ihn geliebt, verehrt oder gehasst hatten. In diesem Buch sät sie Zweifel, stellt Fragen und entlarvt ein System, in dem Medien und der Justizapparat auf unselige Weise zusammengewirkt haben.

Wir erfahren die Todesumstände des Jack Unterweger, und was danach geschah. Wie es mit dem Leben von Astrid Wagner weiterging, bis sie zu einer der erfolgreichsten Strafverteidiger des Landes wurde. Und warum ein Buch von Jack Unterweger verboten wurde…

Anni Lemberger

Rezension von Anni Lemberger

Die Geschichte der heute sehr erfolgreichen und bekannten Strafverteidigerin Astrid Wagner und ihre Liebe zu einem der bekanntesten Strafgefangenen Österreichs.

In wenigen Monaten jährt sich der Todestag von Johann Unterweger zum 30. Mal. Er wurde Ende der 80er Jahre als der „Häfnpoet Jack Unterweger“ bekannt und 1990 als „Lebenslänglicher“ bedingt aus der Haft entlassen. Diese Entlassung entsprach dem damaligen Zeitgeist, dass jeder Mensch „resozialisiert“ werden kann – und er war das Beispiel dafür: Der Frauenmörder Unterweger galt als geläuterter Häftling, den die Schriftstellerei zu einem neuen Menschen gemacht hat und der die Freiheit verdient hat.

Kurze Zeit danach kam es in Österreich zu einer Reihe von Frauenmorden an Prostituierten und bald schon gab es Gerüchte, wer dafür verantwortlich sein sollte….

Unterweger wurde inhaftiert und die junge Juristin Astrid Wagner wurde auf ihn aufmerksam, schrieb ihm in die Haftanstalt und wurde zu seiner letzten engen Vertrauten.

In ihrem neuen Buch erzählt sie ihre Geschichte, wie sie es damals erlebt hat und wie ihre Sicht 30 Jahre später ist….

Die Anwältin und Autorin ist längst schon bekannt, dass sie gerade bei sehr spektakulären Straftaten die Verteidigung der Angeklagten übernimmt. Sie hat eine besondere Fähigkeit sich in die Täter hineinzufühlen – nicht um ihre Taten zu entschuldigen, sondern um den Menschen hinter der Tat zu verstehen. 

Diese Fähigkeit dürfte auch dazu geführt haben, dass sie vor 30 Jahren für den, bereits medial vorverurteilten, Strafgefangenen Jack Unterweger Partei ergriff und ihm zur Seite stand.

Unterweger konnte mit seinem Charme Frauenherzen gewinnen und hatte eine Vielzahl von Verehrerinnen – die Anwältin stand ihm, besonders in seiner letzten Zeit aber am nächsten. Grund dafür war, dass sie sich in Jack verliebt hat. Ob es umgekehrt auch der Fall war oder ob er Wagner nur benutzt hat, kann und will ich nicht beurteilen. Sicher ist – wie die Autorin hier schildert, dass sie für Unterweger sehr viel getan- und sich für ihn stark gemacht hat.

Ob er nun schuldig ist – oder auch nicht – eines stimmt auf jeden Fall: Es ist in Österreich, nicht nur in Unterwegers Fall, schwierig ein faires Verfahren zu bekommen, wenn es bereits Vorverurteilungen gibt. Auch andere bekannt gewordene Justizirrtümer zeigen auf, wie schwierig es ist, den bereits mahlenden Mühlen der Gerichte zu entkommen. Das ist aber mit ein Grund, warum ich mit großem Interesse Wagner´s Bücher lese, denn sie traut sich das Österreichische Justizsystem fair zu kritisieren – auch wenn ich ihr nicht immer und in allem zustimme.

Der Autorin ist es in diesem Buch sehr gut gelungen, sich aus dem einstigen Einfluss Unterwegers zu lösen und mit Fakten und guten Recherchen ein reales Bild der damaligen – mittlerweile – aus der Distanz betrachteten, Situation zu zeichnen. Genauso gibt sie aber auch sehr persönliche Einblicke in ihr Leben, ihre Arbeit und ihren Einsatz als Strafverteidigerin, die geprägt ist aus Durchsetzen beim Gericht und aus Empathie bei ihren Klienten.

Wagner gibt aber auch Einblicke in ihre Gerichtsverfahren, die sie geführt hat, um das Tagebuch von Unterwegers Haftzeit, als Buch zu veröffentlichen – und die sie letztendlich verloren hat und das Buch verboten wurde.

Ein gut lesbares und sehr spannendes Buch, über das zweite Gesicht eines Frauenmörders und eine verliebte Frau, die das Verbrechen ausgeblendet hat.


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