Schiller: Ganz oder gar nicht

Diese auf 90 Minuten „eingedampfte“ Kompaktfassung von Schillers Dramen und Balladen stammt aus der Feder von Mirjam Barthel, Armin Jung und dem Intendanten des Salzburger Landestheaters Carl Philip von Maldeghem. Absolut werktreuen Text versprechen Bruno und Maggie. Sie haben es wahrlich nicht leicht, ist doch der für die Heldenrollen zuständige dritte Schauspieler Gerard nicht aufgetaucht.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Nach ein paar Sätzen aus Wallensteins Prolog gehen die beiden zu den „Räubern“ über. Bruno kann es kaum erwarten, er freut sich schon auf die Rolle des fiesen Franz Moor, denn in dieser Charakterrolle kann er glänzen, Halunken sind seine Spezialität. Doch Maggie, in der Rolle der lieblichen Amalia, ist nicht ganz so pflegeleicht wie in Schillers Drama, das bekommt Bruno schmerzlich zu spüren. In mörderischem Tempo wird das Publikum nun nicht nur durch Schillers bekannte Werke gejagt.

Nicht jeder weiß, dass von ihm auch eine Nachdichtung des tragikomischen chinesischen Märchens „Turandot“ existiert. In dieser Szene kommt die Verpflichtung zur Werktreue erschwerend hinzu. Der Buchstabe R wird durch ein L ersetzt und das klingt dann gar nicht mehr wortgewaltig. Als Bruno verlangt, den „Wilhelm Tell“ schwyzerdütsch anzulegen, streikt Maggie, man kann es ihr nachfühlen. Auch das Publikum kommt nicht ungeschoren davon, muss es doch in „Die Braut von Messina“ das aufgebrachte Volk spielen, mit einer Mischung von Gösser und Rooibos Tee, im Kanon gemurmelt, ist man dabei.

Besonders gelungen ist die Mischung aus Schillers großen Balladen. „Die Bürgschaft des Ritters mit dem Handschuh und der Taucherglocke“ ist äußerst vergnüglich und macht Lust darauf, wieder einmal zu Schillers Balladen zu greifen. Bruno hat absolut recht, als er abschließend feststellt: „Der Bildungsauftrag ist erfüllt.“

Der vermisste Gerard kommt zum Schlussapplaus doch noch auf die Bühne, handelt es sich doch um den bekannten Salzburger Regisseur Gerard Es, der dieses Stück so flott in Szene gesetzt hat. Ein überaus heiterer Abend, ganz nach dem Geschmack des Publikums.

„Schiller: Ganz oder gar nicht“ – Komödie von Mirjam Barthel, Armin Jung und Carl Philip von Maldeghem. Frei nach Friedrich Schiller. Regie: Gerard Es. Mit: Daniela Gnoycke und Hannes Hochleitner / Fotos: Kleines Theater


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