Wittgenstein! Selbstmord ist immer eine Schweinerei

 

Das Theater bodi end sole Hallein begeistert zum 20-Jahre-Jubiläum mit einer Eigenproduktion. Christa Hassfurther hat diese Hommage an den großen Philosophen Ludwig Wittgenstein gemeinsam mit drei Schauspielern (Mareike Tiede, Sebastian Krawczynski, Josef Eder) verfasst.

Elisabeth PichlerVon Elisabeth Pichler

Ludwig war das jüngste von acht Kindern des Großindustriellen Karl Wittgenstein und seiner Ehefrau Leopoldine, einer begabten Pianistin. Der Stammbaum dieser Familie mit Geburts- und Todesdaten wird dem Publikum zu Beginn auf einer Videoleinwand präsentiert. Dies erleichtert das Verständnis der einzelnen Szenen, in denen die Schauspieler ständig ihre Rollen wechseln. Auch die vielen Stäbe, die seitlich der Bühne in der Wand stecken, können zur Familienaufstellung herangezogen werden.

Ebenso wie seine Geschwister litt der sensible Ludwig unter der Tyrannei des autoritären Vaters, für den nur der Beruf des Ingenieurs in Frage kam. Seinem aufdringlichen Befehl „Leiste, mein Sohn“ waren nicht alle gewachsen, drei seiner Söhne verübten Selbstmord, doch darüber durfte nicht gesprochen werden. Schon als Kind liebte Ludwig eigenwillige Sprachspiele über alles, doch der Weg vom verspotteten Kleinkind bis zum Guru der analytischen Philosophie war lange und dornig.

Mareike Tiede, Sebastian Krawczynski und Josef Eder nähern sich dem Genie, das immer wieder mit Selbstmordgedanken spielte, sowohl sprachlich als auch musikalisch und tänzerisch. Eine Performance, die mit starken Bildern, eindrucksvollen Videoeinblendungen und einem faszinierenden Bühnenbild überzeugt. Die Stäbe werden vielseitig eingesetzt, in Kampfszenen ebenso wie zu romantischem Liebeswerben.

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Die Regisseurin Christa Hassfurther hat schon mit ihrem Stefan-Zweig-Stück „Zweig.Stellen – Szenen einer Sehnsucht“, in dem es ebenfalls keine eindeutigen Rollenzuordnungen gab, einen durchschlagenden Erfolg gefeiert. Als sie in Erfahrung brachte, dass der Philosoph Ludwig Wittgenstein im Sommer 1918 in der Fischervilla in Oberalm sein Hauptwerk „Tractatus logico-philosophicus“ vollendet hat, begann sie zu recherchieren. Sie war fasziniert von der Lebensgeschichte der Familie Wittgenstein mit ihren vielen überdurchschnittlich begabten Kindern, die sich im Leben nur schwer zurechtfanden. Sie beschloss, den reichhaltigen Stoff in einem Stück zu verarbeiten. In den Schauspielern Mareike Tiede, Sebastian Krawczynski und Josef Eder fand sie kongeniale Partner. Das überzeugende Ergebnis dieser Arbeit ist in der Alten Schmiede auf der Pernerinsel in Hallein zu bewundern.

 

„Wittgenstein! Selbstmord ist immer eine Schweinerei“ – Eigenproduktion zum Jubiläum 20 Jahre Theater bodi end sole. Ein Stück von und über Ludwig Wittgenstein. Idee, Regie und Produktionsleitung: Christa Hassfurther. Konzeptuelle Entwicklung und Darstellung: Mareike Tiede, Josef Eder, Sebastian Krawczynski, Kostüme: Pablo Alarcón. Bühne: Mirjam Stängl. Videoinstallation: Stefan Heinlein. Licht & Ton: Helfried Hassfurther. Grafik: Regine Otrel. Fotos + Video: Theater bodi end sole

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