Werner Richard Heymann (1896-1961) schrieb Evergreens wie „Ein Freund, ein guter Freund“ und „Das gibt’s nur einmal“ und doch kennt ihn heute fast niemand mehr. Am 2. und 3. Februar 2018 wurde in einer von Elfi Schweiger initiierten und in Szene gesetzten musikalischen Lesung, mit Texten und Musik des Komponisten, seiner gedacht.
Von Elisabeth Pichler
Die Tochter des Komponisten, Elisabeth Trautmann-Heymann, erzählte in einer kurzen Einführung von ihrem Vater, dem genialen Musikschöpfer der Weimarer Republik. Da sie noch ein Kind war, als er starb, ist ihr neben seinem ständigen Klavierspiel vor allem in Erinnerung, dass der große Komponist und Musiker zweistimmig pfeifen und mit beiden Ohren isoliert voneinander wackeln konnte.
Im stimmungsvollen Saal des OFF Theaters entführen der in Salzburg geborene Opern-, Operetten- und Konzertsänger Erwin Belakowitsch und der deutsche Schauspieler und Musicaldarsteller Andreas Bieber das Publikum in die Goldenen Zwanziger Jahre, die Zeit der großen Tonfilmoperetten. Die charmanten Herren versprühen mit spitzbübischem Lächeln beste Laune. Heymanns Musik und die originellen Texte von Robert Gilbert lassen nostalgische Gefühle aufkommen. Zwischen den Liedern werden Ausschnitte aus Briefen von Heymann und Gilbert sowie Texte von Kurt Tucholsky und Bertolt Brecht vorgetragen. Diese Lesungen geben einen guten Überblick über das Leben und Schaffen des Komponisten, von den Anfängen in Berlin, der Hyperinflation von 1923 (die der Kabarettszene große Schwierigkeiten machte), dem Aufkommen des Nationalsozialismus, der Emigration 1933 bis zur Rückkehr nach Europa im Jahre 1951.
Der in Königsberg geborene Werner Richard Heymann saß schon mit drei Jahren am Klavier, begann bereits früh zu komponieren und wurde mit zwölf Jahren Mitglied der Königsberger Philharmonie. 1912 siedelte er mit seinen Eltern nach Berlin, wo er die Königliche Hochschule für Musik besuchte. Nach Ende des 1. Weltkrieges begann er als Komponist mit verschiedenen Berliner Kabaretts zusammenzuarbeiten. Mitte der Zwanziger Jahre wurde er Assistent von Ernö Rapée, dem Generalmusikdirektor der Ufa, für den er die Bühnenmusik zu vielen Stummfilmen komponierte und uminstrumentierte, wenn die Notenblätter aus Amerika kamen. Dabei kam er in einem Jahr auf 3000 Seiten Orchesterpartituren. 1928 verließ er die Ufa aus Protest gegen den deutschnationalen Medienunternehmer Hugen und ging zu Tobis, wo er sich mit dem neuen Tonfilmsystem beschäftigte. Es folgte sein erster großer Erfolg, der Song „Kennst du das kleine Haus am Michigansee?“ (Text: Marcellus Schiffer). Heymann selbst stellte selbstkritisch fest: „Man mixe einen idiotischen Text mit einer kitschigen Musik, das ergibt dann endlich einen Schlager.“ Es folgten unzählige populäre Schlager, denn Heymann komponierte die Musik zu elf Filmen, darunter „Liebeswalzer“, „Die Drei von der Tankstelle“, „Bomben auf Monte Carlo“, „Der Kongress tanzt“. Als Interpreten seiner Kompositionen traten u. a. Lilian Harvey, Willy Fritsch, Heinz Rühmann, Paul Hörbiger, Hans Albers und die Comedian Harmonists in Erscheinung.
An den zwei ausverkauften Heymann-Abenden im OFF Theater brillierten zwei großartige Sänger und sorgten mit ihrer schwungvollen, überaus humorvollen Interpretation der bekanntesten Lieder des Komponisten für einen hinreißenden Theaterabend. Für die musikalische Untermalung der Evergreens sorgten Lior Kretzer am Klavier, Franziska Strohmayr an der Violine und Martina Fladerer an der Klarinette. Zwischen den Liedern und Lesungen begeisterten die drei immer wieder mit Medleys der Heymannschen Werke.
„Das gibt’s nur einmal“ – Eine musikalische Lesung mit Texten und Musik von Werner Richard Heymann. Textfassung und Gesamtleitung: Elfi Schweiger. Szenische Einrichtung: Karsten Bohn. Mit: Erwin Belakowitsch und Andreas Bieber. Klavier: Lior Kretzer, Violine: Franziska Strohmayr. Klarinette: Martina Fladerer. Foto: OFF Theater
Kommentar hinterlassen zu "„Das gibt’s nur einmal“ – und zwar im OFF Theater"