Der Diener zweier Herren

Foto: Eva-Maria Griese/ Schauspielhaus Salzburg

Nebel liegt über der Bühne und dem Zuschauerraum. Wir befinden uns mitten im Karneval von Venedig, wo gerade eine Verlobung gefeiert wird. Der reiche Kaufmann Pantalone verspricht seine Tochter Clarice Silvio, dem Sohn des ehrenwerten Dottore Lombardi.

Elisabeth PichlerVon Elisabeth Pichler

Doch das Glück ist nicht von langer Dauer, denn da taucht der totgeglaubte Ex-Verlobte Florindo auf und fordert sein Recht ein. Dessen Diener Truffaldino quält der Hunger und so tritt er in den Dienst eines zweiten Herrn, um sich endlich einmal richtig satt essen zu können. Die Verwicklungen und Verwirrungen werden immer undurchschaubarer, denn die beiden „Herren“ kennen sich nur allzu gut. Handelt es sich doch um Beatrice, die in Männerkleidern und unter dem Namen ihres toten Bruders ihrem Geliebten Florindo nachgereist ist, der nach Venedig fliehen musste, weil er beschuldigt wird, ihren Bruder getötet zu haben. Kein Wunder, dass Verwicklungen unter diesen Umständen nicht ausbleiben. Da kann es schon mal passieren, dass Bilder und Papiere vertauscht oder Gelder falsch ausgehändigt werden.

Foto: Eva-Maria Griese/ Schauspielhaus Salzburg

Wachsende Gefahr für seine Geldquellen und für sein Leben treiben Truffaldino in immer unverfrorenere Schwindeleien und immer halsbrecherischere Kapriolen. Und will er nicht ertappt werden als ein Diener zweier Herren, muss er gerade das verhindern, was seine beiden Herren so innig wünschen: dass sie sich endlich finden.

Das Ensemble des Schauspielhauses genießt sichtlich die Übertreibungen, die Goldonis rasantes Stück von ihnen verlangt. Neben den Ausdrucksmitteln der Sprache und der Mimik ist vor allem der totale Körpereinsatz gefragt, denn Intentionen und Empfindungen werden stets von eindrucksvoller Gebärdensprache begleitet. Die präsentierten Figuren haben jeweils festgelegte Eigenschaften und charakteristische Kostüme und werden – abgesehen von den Liebenden – mit Halb-Gesichtsmasken dargestellt.

Foto: Eva-Maria Griese/ Schauspielhaus Salzburg

Timo Senff glänzt als gewitzter, liebenswerter Diener Truffaldino. Ein Schelm, der kein Fettnäpfchen auslässt, sich aber immer wieder herausredet und dadurch für ein gehöriges Durcheinander sorgt. Er ist geistreich, schlagfertig und ständig in Bewegung, mit großen Gesten und gebücktem Rücken versichert er seinen beiden Herren immer wieder seine Unterwürfigkeit und treue Ergebenheit. Schon bald wirft er ein Auge auf die kokette, lebenslustige Zofe Smeraldina. Ute Hamm genießt die Rolle der resoluten, etwas derben Dienerin, die ständig – auch im Publikum – nach Männern Ausschau hält sichtlich.

Constanze Passin als Clarice ist immer am Rande eines Nervenzusammenbruchs, soll sie doch einen ungeliebten Mann heiraten. Zum Glück gibt es in Venedig aber viele Kanäle, in die man sich in selbstmörderischer Absicht stürzen kann. Ihr Geliebter Silvio (Thomas Pfertner) will so schnell nicht aufgeben, doch gelingt es ihm nicht einmal, seinen Degen zu zücken. Oliver Hildebrand als Florindo ist zwar ein Mörder auf der Flucht, doch auch eine köstliche, etwas verwirrte Jammergestalt. Die Oberschicht der Gesellschaft ist durch zwei lächerliche „Alte“ vertreten. Neben Georg Reiter als etwas behäbigem, wohlhabendem Kaufmann Pantalone wirkt Olaf Salzers Dottore wie ein Kunstwerk. Das Kostüm scheint wie für ihn geschaffen und lässt vergessen, dass es sich bei der Figur um einen hohle Phrasen dreschenden Juristen handelt.

Foto: Eva-Maria Griese/ Schauspielhaus Salzburg

Die karge, offene Bühne von Alexia Engel eignet sich hervorragend für das bunte Treiben, Venedigs Kanäle sind nur angedeutet, die Hauswand der Herberge mit ihren vielen Türen äußerst zweckmäßig. Die aufwändigen Kostüme ganz nach Vorgabe der „Commedia dell’arte“ sind Julia Burde zu verdanken. Diese letzte Premiere der Saison bietet alles, was man sich von einer Komödie wünschen kann: Köstliche, heitere, niveauvolle Unterhaltung, temporeich inszeniert.

Foto: Eva-Maria Griese/ Schauspielhaus Salzburg

„Der Diener zweier Herren“ – Carlo Goldoni / Deutsch von Geraldine Gabor / Regie: Maya Fanke / Bühne: Alexia Engl / Kostüme: Julia Burde / Dramaturgie: Angela Maria Pichler / Licht: Richard Schlager / Musikalische Einstudierung: Fabio Buccafusco / Mit: Georg Reiter, Constanze Passin, Olaf Salzer, Thomas Pfertner, Christiane Warnecke, Oliver Hildebrandt, Marcus Marotte, Ute Hamm, Timo Senff, Antony Connor

Foto: Eva-Maria Griese/ Schauspielhaus Salzburg

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