Das Salzburger Landestheater startet mit einer großen Opernproduktion, einem Kunstexperiment von Richard Strauss und dem Librettisten Hugo von Hofmannsthal, in die neue Saison. Die Kombination von tragischer Opera seria und munterer Opera buffa lässt keine Langeweile aufkommen. Das Premierenpublikum zeigte sich am 18. September 2021 begeistert und spendete stürmischen Applaus.

Im Palais eines neureichen Wieners, der sich gerne als Mäzen gibt, fiebert ein Komponist der Uraufführung seiner tragischen Oper „Ariadne auf Naxos“ entgegen. Da erscheint der Hausherr und fordert eine kleine Änderung. Um seine Gäste nicht zu langweilen, soll eine bunte Schauspieltruppe mit einem heiteren Tanzstück für Unterhaltung sorgen. Die beiden Stücke sollen gleichzeitig aufgeführt werden, mit ein bisschen Improvisation und einigen Kürzungen sollte das doch machbar sein. Kein Wunder, dass der Komponist entsetzt ist, doch wer zahlt, der schafft an.
So beklagt schließlich die trauernde Ariadne, umgeben von ihren drei Dienerinnen, den Nymphen Najade, Dryade und Echo, ihr Schicksal, wurde sie doch von ihrem Geliebten Theseus auf einer öden Insel zurückgelassen. Genau der richtige Zeitpunkt, um Ariadne aufzumuntern. Zerbinetta und ihre muntere Boygroup geben ihr Bestes und so kommt es allmählich zu einer Annäherung zwischen Ariadne und der Tanztruppe. Die „treulose“ Zerbinetta versucht sogar, die Verzweifelte von ihrer lockeren Lebensphilosophie zu überzeugen. Da landet Gott Bacchus, der gerade der Circe entkommen konnte, auf der Insel. Ariadne hält ihn anfangs zwar für den Todesboten Hermes, doch durch das Wunder der Liebe erwacht sie zu neuem Leben. Da kann Zerbinetta nur jubilieren und ihr Rondo wiederholen: „Kommt der neue Gott gegangen, hingegeben sind wir stumm!“
Der Mäzen (Matthias Hermann) hat einen sehr eigenwilligen Geschmack, das verraten die Kunstwerke, die den Vorraum seiner Villa zieren (Bühne: Simeon Meier). Hier wärmen sich die Künstler auf: der nervöse, frustrierte Komponist (Olivia Cosio), sein Musiklehrer (George Humphreys), die Primadonna (Betsy Horne) und der Tenor (Franz Supper), noch im weißen Bademantel und Lockenwicklern im Haar. Zerbinetta (Alina Wunderlin) und ihre vier Männer Harlekin, Truffaldin, Brighella und Scaramuccio sorgen von Anfang an für Stimmung. Nach diesem Prolog geht es pausenlos weiter. Erst öffnet sich nur eine Tür und gibt Einblick in den großzügigen Salon, in dem das Schauspiel stattfindet. Später schwebt die ganze Wand in die Höhe, um einem riesigen Gesteinsbrocken auf dem Bacchus erscheint, Platz zu machen. Der Perückenmacher (Željko Zaplatić) hält als Fotograf alles fest und auch der Hausherr selbst greift gerne zur Kamera. Gesungen wird generell sehr stark, tosenden Beifall gab es für Alina Wunderlins spektakuläre Koloraturarie „Großmächtige Prinzessin“.
Alexandra Liedtke hat die zwei Teile geschickt verknüpft und mit dieser entstaubten Fassung das Publikum begeistert. Eine absolut gelungene Inszenierung, an der auch die couragierte Leitung des reduzierten Opernorchesters von Leslie Suganandarajah ihren Anteil hatte.
„Ariadne auf Naxos“ von Richard Strauss. Oper in einem Aufzuge nebst einem Vorspiel von Hugo von Hofmannsthal. Musikalische Leitung: Leslie Suganandarajah. Inszenierung: Alexandra Liedtke. Bühne: Simeon Meier. Kostüme: Su Bühler. Choreographie: Kate Watson. Dramaturgie: Thomas Rufin. Mit: Matthias Hermann, George Humphreys, Olivia Cosío, Betsy Horne, Franz Supper, Alina Wunderlin, Samuel Pantcheff, Andrew Munn, Raimundas Juzuitis, Manuel Günther, Luke Sinclair, Valentin Thalmayr, Jakob Katzlberger, Željko Zaplatić, Laura Incko, Anat Czarny, Victoria Leshkevich. Orchester Mozarteumorchester Salzburg. Fotos: SLT/ Amma-Maria Löfflberger
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