„In 80 Tagen um die Welt“ – der Gentleman und sein Diener

Jules Verne schickt in seinem Abenteuerklassiker aus dem Jahre 1873 einen exzentrischen englischen Gentleman mit seinem lebenstüchtigen, französischen Diener auf eine abenteuerliche Weltreise. Mit über einem Jahr Verspätung konnte nun endlich am 4. Oktober 2021 das Jugendstück im Schauspielhaus Salzburg Premiere feiern. Ein rasanter, vergnüglicher Wettlauf gegen die Zeit für Schüler und Lehrkräfte.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Phileas Fogg ist ein wohlhabender, exzentrischer, etwas verschrobener Spinner mit einem minutiös verplanten Tagesablauf, denn „Pünktlichkeit ist Höflichkeit“. Die meiste Zeit verbringt er im exklusiven Reform-Club, um Zeitung zu lesen und Karten zu spielen. Hier erfährt er auch von einem dreisten Bankraub. Eine Diskussion über die neuesten technischen Errungenschaften bringt ihn dazu, eine Wette einzugehen. Er will beweisen, dass es möglich sei, die Welt in nur 80 Tagen zu umrunden. Er setzt die Hälfte seines Vermögens als Wetteinsatz ein, die andere Hälfte nimmt er für Reisespesen mit auf den Weg. Sein neuer Diener, der quirlige, etwas freche, aber unternehmungslustige Passepartout soll ihn begleiten. ___STEADY_PAYWALL___

Dieser überstürzte Aufbruch ist allerdings verdächtig. Der geheimnisvolle Mr. M. hält Phileas Fogg für den gesuchten Bankräuber und so erhält Agentin 004 den Auftrag, diesen zu beschatten. Auf der abenteuerlichen Tour geschieht viel Unerwartetes und auch Gefährliches. In Indien gelingt es ihnen, die wunderschöne Prinzessin Aonda vor dem Scheiterhaufen zu retten. Im Zug durch den Wilden Westen werden sie zwar angegriffen, doch durch die lange Reise kommen sich Phileas Fogg und Aonda sowie Passepartout und Agentin 004, die sich Fix nennt, näher. Zu dumm nur, dass sie bei ihrer Ankunft in England gleich hinter Gittern landen. Aber ist die Wette damit wirklich verloren?

Raphael Steiner strahlt als Phileas Fogg stoische Ruhe und Gelassenheit aus. Für Hobbys, Späße und Liebschaften hat er nichts übrig. Entzückend seine unbeholfene Liebeserklärung an Aonda: „Sie sind mir nicht unsympathisch.“ Jakob Kücher als Passepartout hingegen ist trickreich und wagemutig, auch wenn er Höhenangst hat und absolut nicht seetauglich ist. Lena Steiner ist den beiden als Agentin 004 stets auf den Fersen. Drei Frauenrechtlerinnen (Fabienne Lässer, Johanna Klaushofer und Helena May Hebergeben) geben sich in Verkleidung und mit falschen Bärten als prominente Mitglieder des exklusiven Männerclubs aus, schlüpfen aber auch in diverse andere Rollen. James (Julian Dorner), der ehemalige, etwas steife Diener von Phileas Fogg hat im Reform-Club eine neue Stelle gefunden.

Vincent Mesnaritsch hat ins Zentrum der grünen Bühne eine riesige Luke eingebaut, die sich hervorragend für artistische Übungen eignet und auch sonst noch so einiges zu bieten hat, denn Videoeinspielungen suggerieren Himmel, Wasser, Dschungel und sogar ein brennendes Schiff.

Die temporeiche Inszenierung von Julia-Huda Nahas lässt keine Langeweile aufkommen und steckt voller Überraschungen. Immer wieder faszinierend zu beobachten, dass Kinder und Erwachsene bei völlig unterschiedlichen Szenen lachen. Der Lügner, der beim Sturm auf den Zug im Wilden Westen in der 1. Klasse saß, erheiterte die Erwachsenen. Die Verfolgungsjagden sowie die Liebesszenen kamen hingegen bei den Kindern besonders gut an. Fazit: Ein großer Spaß für Jung und Alt.

„In 80 Tagen um die Welt“ nach dem Roman von Jules Verne. Regie: Julia-Huda Nahas. Bühne: Vincent Mesnaritsch. Kostüme: Elke Gattinger. Fassung: Holger Schober. Licht: Marcel Busa. Dramaturgie: Tabea Baumann. Mit: Raphael Steiner, Jakob Kücher, Lena Steinhuber, Manuel Ramminger, Julian Dorner, Fabienne Lässer, Johanna Klaushofer, Helena May Heber. Fotos: Jan Friese

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