Die belgische Ausnahmekünstlerin Miet Warlop gastierte am 15. und 16. Juni 2023 mit ihrem 2018 entstandenen, international gefeierten Stück bei der Sommerszene und bescherte dem Publikum einen Trip der besonderen Art.
Drei Künstler*innen, die sich 45 Minuten lang wie Sufi-Derwische im Kreise drehten, dabei sangen und musizierten, brachten das Blut der Zuseher zum Vibrieren. Viel Applaus für eine faszinierende, hypnotisierende Vorstellung.
Das Publikum darf sich auf Sesseln und Sitzkissen im Kreis um die Bühne platzieren. In drei Lichtkreisen drehen sich die Performer*innen. Man hört nur ihr Atmen durch die Headset-Mikrofone. Es bleibt genug Zeit, genau hinzusehen, ohne dabei selbst schwindlig zu werden. Die Künstler*innen tragen alle weiße Socken und die rechte Hand ziert ein bunter Handschuh. Die Herren (Wietse und Joppe Tanghe) stecken in schwarzen Hosen und präsentieren muskulöse, nackte Oberkörper. Miet Warlop dreht sich mit nackten Beinen im schwarzen Pullover. Mit lautem Knall wird die ruhige Phase beendet, und das Rezitieren von Texten kann beginnen. Diese sind nur teilweise verständlich, doch der genaue Wortlaut ist im Programmheft zu finden.
„Break the hand break
Roll the wheels
Use them as a jacket
And hit the wall“
„Brechen Sie die Handbremse.
Rollen Sie die Räder.
Benutzen Sie sie als Jacke
und schlagen Sie gegen die Wand.“
Einer der Herren schafft es sogar, sich während des Drehens eine Zigarette anzuzünden. Ein Techniker übergibt Musikinstrumente und auch da gibt es keinerlei Unterbrechungen. Mit Becken am Stil, E-Gitarre und Tomtom wird der elektronische Sound verstärkt. Die wummernden Bässe füllen den Raum und sind in der Magengegend deutlich zu spüren. Die Musik wird immer lauter und die Drehungen werden immer schneller. Auch die Lichtkreise beginnen, um ein imaginäres Zentrum zu kreisen. Das plötzliche Ende, das Niederknien und der Blick auf die farbigen Hände, kommt für das Publikum völlig überraschend. Unbegreiflich, dass sich die Performer*innen so völlig entspannt feiern lassen können. Das Publikum hingegen schien etwas mitgenommen zu sein und kämpfte noch mit den Nachwirkungen. Eine verblüffend intensive Performance, wie sie für die Sommerszene typisch ist.
„Ghost Writer and the Broken Hand Break“ – Miet Warlop. Konzept & Regie: Miet Warlop. Performance: Wietse Tanghe, Joppe Tanghe, Miet Warlop. Musik: Pieter Demeester, Wietse Tanghe, Miet Warlop. Lyrics: Raimundas Malasauskas, Miet Warlop, Pieter De Meester. Technik & Produktion: Jesse De Roo, Thomas Vermaercke, Patrick Vanderhaegen. Soundtechnik: Bart Van Hoydonck. Lichtdesign: Henri Emmanuel Doublier. Kostüme: Karolien Nuyttens. Produktion: Miet Warlop/Irene Wool vzw & NTGent. Eine Koproduktion von Arts Centre Vooruit Gent, HAU Hebbel am Ufer Berlin. Fotos: © Reinout Hiel (2), © Boris Bruegel (2)
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