Scheibe -Vom runden Gegenstand zum Fernseher

Eine Käsescheibe auf einer Scheibe Brot

Eine Käsescheibe auf einer Scheibe Brot | Foto: © 2023 Karl Traintinger

Mit dem Wort Scheibe bezeichnen wir ein dünn abgeschnittenes Stück, eine runde Platte und Fensterglas.

Michaela Essler

Von Michaela Essler

Runde Gegenstände

Das Wort Scheibe ist seit dem 8. Jahrhundert belegt. In den ältesten Belegen hat das althochdeutsche Wort skība die Bedeutung „Scheibe, Rolle Walze“. Es wird vermutet, dass Scheibe ursprünglich einen vom Baumstamm abgeschnittenen runden Gegenstand bezeichnete. Im Verlauf des Mittelalters weitete sich die Verwendungsmöglichkeit des Wortes. Die Menschen verwendeten das Wort Scheibe für viele runde Gegenstände, die sich drehen oder rollen. Das konnte eine Kugel sein, ein Kreis, ein Rad, eine Walze oder eine flache runde Platte. So bedeutete in mittelhochdeutscher Zeit vier schîben des wagens „vier Räder des Wagens“.

Kegel scheiben

Von dem mittelhochdeutschen schîbe „Scheibe“ bildeten die Menschen das Tätigkeitswort schîben mit der Bedeutung „rollend fortbewegen, rollen lassen, wälzen, drehen, wenden, schieben“. Erhalten hat sich dieses Wort bis heute in den Ausdrücken Kegel schieben. Der mittelhochdeutsche Ausdruck in die kegel schîben bedeutet eigentlich „in die Kegel rollen (lassen)“. Daraus entstand dann im Zeitverlauf das Wort Kegelschieben, das sich im südlichen deutschen Sprachraum zu Kegelscheiben wandelte.

Scheibenglas und Glasscheibe

Neben diesen Verwendungen bezeichnen im Mittelalter die Worte Scheibe oder Scheibenglas auch unbemaltes Fensterglas. Das Scheibenglas hatte die Form einer runden Platte, war dicker als unser heutiges Fensterglas, wenig durchsichtig und hatte in der Mitte eine Erhöhung, die Butze genannt wird. Die heute dafür übliche Bezeichnung Butzenscheibe entsteht erst im 19. Jahrhundert.

Kleine bunte Glasscheiben

Kleine, bunte Glasscheiben

Im Lauf der Zeit verbesserten die Handwerker die Herstellung von Glas und konnten dadurch dünneres Fensterglas produzieren. Trotz dieser Veränderung blieb das seit langem eingeführte Wort Scheibe für Fensterglas weiterhin in Gebrauch. So findet sich Scheibe bis heute in Bezeichnungen für Fensterglas, wie etwa Glasscheibe, Fensterscheibe, Frontscheibe, Trennscheibe oder Windschutzscheibe, auch wenn diese Scheiben nicht mehr rund sind, sondern zumeist eckig.

Ein dünnes abgeschnittenes Stück

Die Bedeutung „dünnes, abgeschnittenes Stück“ für Scheibe findet sich ebenfalls schon im Mittelalter, wie beispielsweise die epfel in schîben snîden „die Äpfel in Scheiben schneiden“. Diese Verwendung von Scheibe hat sich bis heute erhalten und begegnet häufig in Verbindungen mit Lebensmitteln, wie beispielsweise Apfelscheibe, Brotscheibe, Wurstscheibe, Käsescheibe, Salamischeibe und viele andere mehr.

Die Mattscheibe

Das Wort Mattscheibe begegnet ab den 1880er Jahren und bezeichnete ursprünglich eine matte durchsichtige Glasscheibe in Fotoapparaten, auf der das Bild aufgefangen wird. Die Mattscheibe fand im Lauf der Zeit auch in anderen technischen Geräten Verwendung, wie etwa in der neuen Feuermeldeanlage, die im Jänner 1952 in Salzburg in Betrieb ging. Über die Modernste Feuermeldeanlage Europas für Salzburg, ein Wunderwerk der Schnelligkeit und Präzision, schreiben die Salzburg Nachrichten am 8. Jänner 1952:

Wird […] ein Feuermelder betätigt, so werden Zentrale und Mannschaftsraum gleichzeitig alarmiert. Zur selben Zeit registriert der Morseapparat sofort die Nummer des Brandbezirks und den Zeitpunkt. Auf einer Mattscheibe im Kommandoraum leuchtet die Zahl des Brandbezirks auf. Und schon werden über ein Mikrophon die ersten Einsatzkommandos an die Mannschaften durchgegeben.

Mit dem Siegeszug des Fernsehens, der in den 1950er Jahre begann, verwendeten die Menschen in der Umgangssprache das Wort Mattscheibe für den Bildschirm des Fernsehapparates. Mit der Zeit wurde Mattscheibe dann ein Synonym für den Fernseher. So bedeutete er sitzt den ganzen Tag vor der Mattscheibe „er sitzt den ganzen Tag vor dem Fernseher“.

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