Charly Rabanser: Tschapo

Charly Rabanser

Charly Rabanser | Foto: © 2023 Karl Traintinger

Autor: Charly Rabanser
Titel: Tschapo – Als Bramberg noch Chicago war
Vorwort: Karl Müller
ISBN: 978-3-901257-66-7
Verlag: Tauriska Verlag
Erschienen: 18. Juni 2023

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Klappentext:

Welch eine beeindruckende, beklemmende und zugleich aufrüttelnde, nachdenklich machende Lebensgeschichte! Charly Rabanser hat sie nach den offenherzig-ungeschminkten Erzählungen von „Tschapo“ einem während seiner ersten Lebenshälfte in kriminelle Milieus abdriftenden Unterschichtbuben (Jahrgang 1954) aus Mühlbach i. Pg./Bramberg, in eine literarische Fassung gebracht, die es – aus vielen Gründen – in sich hat.

Rabanser lässt den Walter alias Schwabenhauser, den „Tschapo“ erzählen und tut so, als ob er sich nicht einmischen würde, aber er hat einen darstellerischen Plan, wie sich zeigen wird.

Anni Lemberger

Rezension von Anni Lemberger

Walter „Tschapo“ Huber alias Schwabenhauser ist 1954 in Mühlbach am Hochkönig geboren, 18 Monate später übersiedelt er mit seiner Mutter nach Bramberg in den Oberpinzgau. Er und seine Mutter werden der „sogenannten Unterschicht“ zugeordnet. Früh schon muss er, in Obhut seines Großvaters, der Pferdeknecht bei einem Bauern ist, bei der Arbeit am Hof mithelfen. So lernt Walter von Kindesbeinen an, was Arbeit bedeutet.

Er lernt aber noch etwas wesentlich „Schwerwiegenderes“: Körperliche Züchtigung als Erziehungsmittel – sowohl vom „Dienstherrn“ (Bauern), Lehrer, Religionslehrer (Pfarrer) und später auch noch von der Exekutive.

Und er prägt sich in seiner Schulzeit noch den Leitspruch ein: „Ober sticht Unter“, denn das hat ihn während seiner Schuljahre begleitet. Jeder, der über ihm steht, darf ihn ungestraft züchtigen, denn er ist der „Unter“.

Am letzten Schultag, schwört er sich, nie wieder der „Unter“ zu sein. Jetzt beginnt seine Zeit des „Obers“.

Wer ohnehin gesellschaftlich schon ganz unten steht und dann noch in einer Region leben muss, die zu der mit der höchsten Suizidrate Österreichs gehört, hat nichts mehr  zu verlieren. Er kann nur mehr gewinnen. So wird „da Huawa“ zu einem „Unangepassten“, der selbst bestimmt, wo´s lang geht.

Die ungeschminkte Erzählung des Walter „Tschapo“ Huber gleicht an vielen Stellen einer schwarzen Komödie mit viel Humor und noch mehr Tragik. Sie zeichnet das Bild der Nachkriegserziehung, in der Kinder nicht erzogen, sondern „in Form gehämmert wurden“. Was bei diesem Hämmern herauskam, zeigt diese Geschichte, die der Autor Charly Rabanser einfühlsam und pointiert in Form geschrieben hat.

Diese Erzählung zeichnet auch das Verhalten eines „verschlagenen Menschen“, der bereits als kleines Kind lernen musste, was es (an unterdrückten Gefühlen) für sein Überleben braucht.

Während des Lesens schwankte ich zwischen lautem Lachen, ob seiner „Schmäh´s“ und gleich danach aber in entsetztem Schweigen, ob seines Schicksals. Aber das Wissen, dass Tschapo sich selbst aus dem Sumpf zog und ein solides Leben begann, macht die Beklemmung erträglicher.

Ein großartiges und nachdenklich machendes Buch aus der Zeit der schwarzen Pädagogik aus der Gegend um „Klein Chicago Bramberg“ im Oberpinzgau.

Im Anhang des Buches untermauern noch Fotos von Tschapo seine Schilderungen.


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