Michael Frayns irrwitzige Chaos-Komödie über die beruflichen und privaten Schwierigkeiten einer drittklassigen Schauspieltruppe feierte am 1. April 2017 in der Regie von Thomas Enzinger am Salzburger Landestheater Premiere. Es darf gelacht werden.
Von Elisabeth Pichler
Diese Generalprobe treibt Regisseur Lloyd Dallas fast in den Wahnsinn. Die Schauspieler beherrschen den Text nicht, kommen dauernd mit Änderungsvorschlägen oder glänzen überhaupt durch Abwesenheit. Der total übermüdete Techniker muss daher für den Kollegen, der mit Alkoholproblemen zu kämpfen hat, einspringen. Dass die Türen klemmen, ist wohl noch das geringste Problem. Nach der Pause erlebt das Publikum den ersten Akt der Premiere dieses erfolgversprechenden Stückes nochmals, doch diesmal backstage. Da zwischen den Schauspielern so einige Beziehungen parallel laufen, kommt es zu Eifersuchtsszenen, die völlig ausufern und in blanker Gewalt münden. Auch der „göttliche“ Regisseur, der mit fast allen Damen, von der quirligen Inspizientin bis zur jungen Naiven, verbandelt ist, kommt ins Trudeln.
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Wider Erwarten überleben alle Beteiligten diese chaotische Premiere und so steht einer erfolgreichen Tournee nichts mehr im Wege. Doch wie wird es bei der Dernière ausschauen, werden sich bis dahin die Wogen geglättet haben?

Kein Wunder, dass bei dieser unfähigen Truppe die Nerven des Regisseurs (Sascha Oskar Weis) blank liegen. Dotty (Britta Bayer) hat nicht nur mit dem Text Probleme, sondern auch mit der Zeitung und vor allem dem Teller mit Sardinen. Wohin nur damit? Selsdons (Walter Sachers) Alkoholproblem ist allgemein bekannt, daher warten Zweit- und Drittbesetzungen auf ihren Auftritt. Die naive Brooke (Janina Raspe) ist zwar eine Augenweide, nervt jedoch mit der ewigen Suche nach ihren Kontaktlinsen.

Der gutmütige Tim (Gregor Schleuning) wird als Inspizient und Bühnenmeister schamlos ausgenutzt. Julienne Pfeil und Marcus Bluhm, die als steuerflüchtige Hausbesitzer eigentlich in Spanien sein sollten, sorgen mit ihren privaten Problemen für weiteren Wirbel vor und hinter der Bühne. Die schusselige Poppy (Hanna Kastner) dürfte Lloyd als Regieassistentin wohl etwas zu nahe gekommen sein, sie sucht das Gespräch mit dem windigen Regisseur.

Thomas Pekny hat das Wohnzimmer eines entzückenden englischen Landhauses, eigentlich „eine ausgebaute Molkerei aus dem 16. Jahrhundert“, mit Treppe ins Obergeschoss als drehbare Kulisse auf die Bühne gestellt. Acht Türen führen, wie im Theater so üblich, ins Nirgendwo, doch spielen sich hier im 2. Akt mörderische Szenen ab. Thomas Enzinger, Spezialist für rasante Komödien, hat Michael Frayns Farce über einen „normalen Theaterbetrieb“ mit Slapsticks gewürzt und sorgt damit für beste Stimmung im Salzburger Landestheater.

„Der nackte Wahnsinn“ von Michael Frayn. Inszenierung: Thomas Enzinger. Bühne: Thomas Pekny. Kostüme: Toto. Mit: Sascha Oskar Weis, Hanna Kastner, Gregor Schleuning, Britta Bayer, Marco Dott, Janina Raspe, Marcus Bluhm, Julienne Pfeil, Walter Sachers. Fotos: © Christina Canaval
Für meinen Geschmack war der Klamauk aauf der Bühne zuviel. Bei dritten Durchlauf des Stückes war es schon fast nicht mehr auzuhalten, obwohl die SchauspielerInnen ihr Bestes gegeben haben.