Großbrand in Hallein am 7. Juli 1673

Ausschnitt aus dem Bild: Großbrand Hallein1673 (© Michael Neureiter)

Ausschnitt aus dem Gemälde: Großbrand Hallein1673 (© Michael Neureiter)

„… gar gefährliche Feuersbrunst… gleichsam in einem augenblick vürzig Häuser ergriffen, davon Zwey bis auf den grund verbrunnen…“

Michael Neureiter

Von Michael Neureiter

Eine Votivtafel in der Wallfahrtskirche Maria Dürrnberg erinnert an einen Großbrand in Hallein vor 350 Jahren: Am Freitag, 7. Juli 1673, brach um Mitternacht ein Feuer aus, ergriff 40 Häuser in der heutigen Altstadt und zerstörte zwei Häuser ganz. Die große Votivtafel zeigt den Brand mit Blick auf den Dürrnberg und informiert über die Stiftung einer „Kirchfahrt“, eines Bittgangs der Stadt zur Wallfahrtskirche – vermutlich seit 350 Jahren der Grund für den jährlichen Bittgang zur Wallfahrtskirche zu Christi Himmelfahrt, früher am „Bittsonntag“ zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten, heute zu Christi Himmelfahrt?

Das Ereignis

Zusammen mit Hans Schatteiner habe ich den Widmungstext der Votivtafel, die im Pfarrhof Dürrnberg in Verwahrung ist, für die „Consolatrix afflictorum“, die „Trösterin der Betrübten“ in der Lauretanischen Litanei, erfasst. Er berichtet über die dramatischen Ereignisse in der Salinenstadt vor 350 Jahren:

Consolatrix afflictorum. Anno 1673 den 7ten July ist in der Nechst gelegenen Stadt Hallein ein gar gefährliche Feuersbrunst ganz Unverßechens umb Mittenacht entstanden, welche gleichsam in einem augenblick vürzig Häuser ergriffen, davon Zwey bis auf den grund verbrunnen Warbey neben Menschlicherettung und etlichen geistlich gebethen, auch ein Kirchfahrt von dem damaligen Herrn Decant und Pfarrherrn ermelter Stadt im Nahmen der ganzen Gemeinde Zu der Glorwürdigsten Jungfrau Mutter Gottes Maria auffm Dürnberg verlobt worden: worauf bedeute brunst ihre über die masse Hoch emporschwebenden Flamme weiters zu schaden nit erstrecht (erstreckt?, erreicht?) hat. Derentwillen dann Höchstwohlgedacht mildenreichester Himmels-Königin und dero Allmächtigen Sohn zu schuldigst herzlichstem Danckh und ewigen Lob dieses gedenckmahl alhero demütigst geopffert worden. Rueprecht Riedler

Die Löschmethoden

Der Adneter Feuerwehrhistoriker Adi Schinnerl hält die auf dem Votivbild dargestellten Löschmethoden für interessant: „Das ist z. B. die Wurfweite des Wasserstrahls von der hölzernen Handdruckpumpe, die von Menschenhand in der Eimerkette befüllt wird. Die Pferdefuhrwerke mit den Wasserfässern auf Schleipfen als Zubringer. Der Einsatz über die Leitern zum Retten von Menschen und Bergen von Sachgütern – siehe die Querung zu den beiden Fenstern in den oberen Stockwerken und ganz rechts den vollbepackten Mann – sowie das wagemutige Löschen direkt auf dem Dach. Das Löschen mit Kübeln vom Nachbarhausdach. Es scheint sehr geordnet zugegangen zu sein. Interessant auch die knieend betende Frau in Richtung Maria Dürrnberg.“

Stadtrat und Chronik

Der Stadtrat befasste sich am 4. August 1673 ausgiebig mit dem Ereignis, was im Protokoll auf fünf Seiten berichtet wird. Bei der Brunst sei es nach Meinung von Bürgermeister und Stadtrat „confus“ zugegangen, die hochfürstliche Feuerordnung solle am Sonntag „nach Khirchzeit“ vor dem Rathaus bekanntgemacht, die Zahl der pflichtigen ledernen Wassereimer auf drei erhöht und am 12. August in der ganzen Stadt eine Feuerbeschau durchgeführt werden.

Mit Hilfe von Anna Holzner habe ich im Stadtarchiv Hallein in der handgeschriebenen „Chronik von Hallein“ von Joseph Vinzenz aus 1854 diesen Eintrag zum Brand gefunden:

Im selben Jahre 1673 den 7. Juli um Mitternacht war ein großer Brand am Kothbachplatze zwischen dem Schlosserhause und Oberhof allwo zwey Häuser von Grund aus abbrannten und schon 40 Häuser entzündet waren; es wurde darauf eine neue Feuerverordnung herausgegeben.

Zum zeitlichen Umfeld: 1670/71 erging an den Pfleger von Golling der Befehl, lederne Löscheimer fertigen zu lassen. 1678 wurde die Feuerordnung der Hauptstadt Salzburg erneuert.

In Sebastian Wimmers „Bekannte Brandunfälle von Hallein und Umgebung“ 1879 nimmt der Halleiner Großbrand 1673 am meisten Platz ein. Wimmer konnte den Großbrand vom 22. März 1943 natürlich noch nicht anführen, der vor 80 Jahren das Augustinerkloster, die Stadtpfarrkirche, das Mesnerhaus u.a.m. schwer beschädigte und u.a. zum Turmeinsturz der Stadtpfarrkirche 1945 führte.

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