Erchtag – Ein altes Wort für Dienstag

Dienstag

Das Wort Erchtag ist ein altes Wort für Dienstag, das auf den griechischen Wochentagsnamen Tag des Ares zurückgeht.

Michaela Essler

Von Michaela Essler

Die griechischen Namen der Wochentage

Die Griechen benannten die Wochentage nach ihren Göttern. So hieß der Montag nach der Mondgöttin hēmera Selēnēs „Tag der Selene“, der Dienstag nach dem Kriegsgott hēmera Areōs „Tag des Ares“, der Mittwoch nach dem Gott der Reisenden und Kaufleute hēmera Hermou „Tag des Hermes“, der Donnerstag nach dem Göttervater hēmera Dios „Tag des Zeus“, der Freitag nach der Göttin der Liebe hēmera Aphroditēs „Tag der Aphrodite“, der Samstag nach Kronos, dem Vater von Zeus hēmera Kronou „Tag des Kronos“ und der Sonntag nach dem Sonnengott hēmera Hēliou „Tag des Helios“.

Die Goten, die ihre Eroberungszüge im 3. Jahrhundert n. Chr. bis nach Griechenland ausdehnten, übernahmen von den Griechen die Bezeichnung Tag des Ares. Sie gaben dem Wochentagsnamen bei der Übernahme in ihre Sprache eine gotische Lautform, wodurch aus griechisch Άreōs gotisch *Arjaus wurde.

Von den Goten zu den Germanen

Als die Goten immer weiter nach Westen vordrangen, kamen sie auch in die Gebiete zwischen Schwarzwald, Donau und Inn. Die in diesen Gebieten ansässigen Germanen übernahmen in der Umgangssprache den gotischen Ausdruck *Arjaus dags und machten im Althochdeutschen daraus *ariōtag bzw. *eriōtag.

Im Mittelalter gelangte das Wort dann im 13. Jahrhundert in der Form Eritag in die Urkundensprache. Aus Eritag entstand dann im Lauf der Zeit Erichtag, aus dem in der zweiten Hälfe des 14. Jahrhunderts Erchtag wurde. Neben Erchtag findet sich ab Mitte des 13. Jahrhunderts auch eine Variante Ergetag, die zuerst in Tirol belegt ist, und zwar im Ötztal und im Zillertal.

Erchtag in Datumsangaben

Das Wort Erchtag ist in zahlreichen mittelalterlichen Urkunden zu finden. Im Mittelalter verfassten die Schreiber amtliche Urkunden zunächst nur in lateinischer Sprache. Erst in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts werden Urkunden auch in deutscher Sprache verfasst. Die Datumsangaben in diesen Urkunden sahen allerdings anders aus als heute. Ab Ende des 13. Jahrhunderts werden für die Benennung des Datums zumeist die Tage der Heiligen oder bestimmte Festtage verwendet. Typische Datumsangaben aus dieser Zeit lauteten beispielsweise:

1492 am Erchtag vor Palmsonntag
Erchtag nach Leonhardi 1496
1498 Erchtag vor unser lieben Frauen Lichtmessen,
Erchtag vor der Auffahrt Christi Anno 1526
Anno Domini 1596 am Erchtag in der ersten Fasnachtswochen

Im Verlauf des 16. Jahrhunderts veränderte sich die Schreibung des Datums. Nun werden die Tage des Monats gezählt, wie etwa 23. Tag des März. Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts war dies dann überall die übliche Schreibweise geworden.

Die Bezeichnung Erchtag für den Dienstag hielt sich in der Schriftsprache der südlichen Gebiete des deutschen Sprachraums noch bis ins 18. Jahrhundert. Die Wiener Zeitung etwa verwendete Erchtag bis in die 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts als Bezeichnung für den Dienstag. So steht beispielsweise im Jahr 1769 in einem Artikel zu lesen Nächst künftigen Erchtag, den 2. May oder vier Jahre später Erchtag, den 16. Martii 1773 (=16. März 1773).

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