Süß und bitter – die Rückkehr der Geschichtenerzähler

Süss und bitter - die Rückkehr der Geschichtenerzähler

Am 5. April gastierten Oliver Mally und Martin Gasselsberger im Emailwerk Seekirchen. Nicht das erste Mal, beide waren schon in unterschiedlichsten Besetzungen hier auf der Bühne zu sehen.

Leo Fellinger

Von Leo Fellinger

Zu zweit aber haben die beiden eine ganz besondere musikalische Chemie, die niemanden kalt lässt. Mally und Gasselsberger sind – trotz einer bemerkenswerten Unterschiedlichkeit – Meister des Geschichtenerzählens und ihres Instruments. Ihre Musik scheint einzigartig, Oliver mehr Blues, Martin mehr Jazz. Zusammen verschmilzt ihre Musik perfekt zu einer verträumten, gefühlvollen Mischung, voll Sehnsucht, Glück und Traurigkeit. Ehrlich, herzlich, inspirierend und leidenschaftlich.

Oliver Mally kann ein magnetischer Darsteller sein. Seine Bühnenpersönlichkeit – die eines Tramps und Hobos – arbeitet für ihn. Er ist und bleibt einer der beständigsten und unterschätzten Songwriter in Österreich, seine Stimme ist auf der Bühne stark und vermittelt Leidenschaft, Wärme und manchmal auch eine Bitterkeit seiner Lieder. Aber das bringt der Blues mit sich, eine Musikgattung, die uns ins Schwelgen bringt, manchmal zum Weinen, obwohl hierzulande niemand seine Seele um Mitternacht an den Teufel an der Kreuzung verkauft. Im Blues gibt es auch keine Superstars, sondern echte Blues- und Volksmusiker, die gerne spielen und teilen. Oliver Mally ist einer davon.

Nicht viel anders der Pianist Martin Gasselsberger, einer der großen improvisierenden Geschichtenerzähler des zeitgenössischen Jazz hierzulande. Einer, der tief fühlt und Meister darin ist, vertraut klingende Erzählungen auf die Bühne zu bringen und seine verführerische Kunst einzusetzen, um – so wie hier im Zusammenspiel mit Oliver Mally – die Poesie des Blues in die Herzen des Publikums zu spülen. Tief drin ist jeder Blues-Musiker ein Storyteller, so auch Gasselsberger, hat doch der Jazz – wie viele andere Musikgattungen – seine Wurzeln in der Blues-Kultur.

Viel mehr kann man zu diesem Konzertabend der Superlative nicht sagen, aber man kann mit geschlossenen Augen zuhören, die Spannung zwischen den unterschiedlichen Musikerpersönlichkeiten erfühlen, das Frage- und Antwortspiel zwischen Gitarre und Piano genießen und den Blues mit all seinen süßen und bitteren Geschichten tief in sich hineinlassen. Mehr braucht es nicht. Sehnsucht, Glück und Traurigkeit. Der Blues bringt das Leben auf die Bühne. Noch immer.

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