Katharina Rueprecht: Fremdes Vaterland

Katharina Rueprecht

Katharina Rueprecht | Foto: Bibliothek der Provinz | Hindergrundbild: Günter Reil

fremdes heimatland

Autorin: Katharina Rueprecht
Titel: Fremdes Vaterland – Erinnerungen eines Kriegskindes
ISBN: 978-3-99126-129-2
Verlag: Bibliothek der Provinz GmbH
Erschienen: 2022

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Klappentext:

„Schau, da kommt dein Vater“, sagte meine Oma, während sie auf ihrem Balkon sitzend auf die Seepromenade schaute. Da sah ich ihn zum ersten Mal. Er ging auf Krücken. Dabei setzte er nur einen Fuß auf den Boden, den anderen hielt er in der Luft. Den Blick hatte er nach unten gerichtet, und von Zeit zu Zeit blieb er stehen, nahm beide Krücken in eine Hand und wischte sich mit dem Unterarm über die Stirn. Vielleicht war meine Oma doch nicht ganz sicher, dass er es war, denn sie nahm den Feldstecher, der auf dem Tisch lag, und schaute durch. „Das ist er, der Saupreuß“, sagte sie dann leise und legte den Feldstecher auf den Tisch.

Anni Lemberger

Rezension von Anni Lemberger

Was macht der Krieg mit Menschen: Mit Soldaten, die schwer verletzt vom Fronteinsatz zurückkommen, mit Menschen, die Hunger zu erleiden haben oder was macht er mit Kindern, die nicht viel von Krieg verstehen und denen kaum etwas erklärt wird?

Die Autorin erzählt die Wahrnehmung der Nachkriegszeit aus der Sicht eines Vorschul- bzw. Schulkindes. Als Margarethes Vater aus dem Krieg zurückkehrt, wird „der Saupreuß“ von der Oma mit wenig Begeisterung empfangen, wie das Kind an Omas Blick erkennt und sie glaubt, dass „Saupreuß“ der Name des Vaters ist.

Die Heimkehr des, für sie fremden, Vaters ist aber für Margarethe und ihre ältere Schwester mit vielen „Schlägen“ und Drill verbunden und auch mit einer Rückkehr ins „Vaterland“, in dem so alles anders ist.

Erst nach einigen Jahren übersiedelt die ganze Familie wieder zurück zur Oma nach Österreich. Hier erlebt das Mädchen eine Kindheit mit vielen Höhen und Tiefen, und ganz viel Geheimniskrämerei.

Der Vater durchleidet psychische und physische Qualen, aufgrund seiner Kriegserlebnisse, schreit in seinen Alpträumen durchdringend und laut und braucht regelmäßig Morphium.

Wiederholt werden auch die Auswirkungen der damaligen Kindererziehung dargestellt: Denn Kinder erleben einen massiven Drill in allen Bereichen – sie werden nicht erzogen, sondern in Form geschlagen…

Maria, ein Flüchtlingsmädchen, das für ihre Oma kocht, erzählt Margarethe viel aus den Filmen, die sie im neu geschaffenen Kino ansieht und erklärt ihr damit auch warum einige der amerikanischen Soldaten „Neger“ sind. Gretel, wie sie von Maria´s Mutter genannt wird, erfährt von den afrikanischen Sklaven und weiß somit, dass die „Ururgroßeltern der Neger“ aus Afrika zum Arbeiten nach Amerika verschleppt wurden.

Aber was „Nazi, Juden und was ein Kazet“ ist, will dem kleinen Mädchen so keiner erklären. Sie versucht durch Lauschen etwas über die Geheimnisse der Kriegsjahre zu erfahren.

Aber auch an lustige Anekdoten erinnert sich „die kleine Nachkriegsberichterstatterin“, als sie davon erzählt, dass ihre Oma erst im Kino angemeldet sein musste, um „einen“ Sitzplatz nutzen zu können, denn sie zahlt für 2 Plätze und dafür musste der Kinobesitzer Armlehnen abschrauben. Und das genaue Gewicht der Oma weiß keiner, denn die Anzeige der Apothekerwaage endet bei 120kg.

 Die Besonderheit dieser Erinnerungen ist die Perspektive, mit der sie erzählt werden. Der Lesende fühlt sich in die Erlebniswelt dieses Kindes versetzt, weil die Geschichten sehr plastisch und authentisch erzählt sind. Ein sehr gelungenes und gut lesbares Buch.


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