Der Schild und das Schild

Schild | Foto von Oană Andrei (pexels.com)

Schild | Foto von Oană Andrei (pexels.com)

Das Wort Schild verwenden wir für eine Schutzwaffe zur Abwehr von Hieben und für eine Tafel mit Zeichen und Aufschriften.

Michaela Essler

Von Michaela Essler

Der Schild zur Abwehr

Das Wort Schild ist seit dem 8. Jahrhundert belegt und geht zurück auf germanisch *skeldu- „Schild“. Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes dürfte „abgeschnittenes Holzstück, Brett“ gewesen sein. Die Schilde der Germanen bestanden aus einem oder mehreren Holzstücken, die durch Metallteile zusammengehalten wurden oder mit Leder überzogen waren. Die Schilde diente den Kriegern zur Abwehr von Hieben, Stichen und Schleudergeschossen und wurden üblicherweise am linken Arm getragen.

Jemanden auf den Schild heben

Bei den germanischen Stämmen war es Sitte, den neu gewählten Anführer auf den Schild zu heben und ihn dreimal im Kreis herumzutragen, damit jeder der Anwesenden ihn sehen konnte. Von daher stammt die noch heute gebräuchliche Redewendung jemanden auf den Schild heben mit der Bedeutung „jemanden an die Spitze einer Organisation oder eines Unternehmens wählen oder stellen“.

Der Schild als Erkennungszeichen

Die Schilde der germanischen Stämme waren in auffälligen Farben bemalt. Die Berichte sprechen von roten, weißen und gelben Schilden. Die Bemalung der Schilde war auch noch im Mittelalter üblich. Und zwar diente sie zur Identifizierung der Ritter. Die Ritter trugen während des Kampfes auf dem Schlachtfeld oder beim Turnier Helme, die ihre Gesichter vollständig verdeckten. Um die einzelnen Ritter unterscheiden zu können, waren auf den Schilden und anderen Teilen der Rüstung Zeichen aufgemalt. Diese Erkennungszeichen waren gleichbedeutend wie Namensschilder.

Aus den Erkennungszeichen der Ritter entwickelten sich im Laufe der Zeit Wappen, die den einzelnen Ritter kennzeichneten, aber auch das Zeichen für seine Familie oder sein Herrschaftsgebiet waren. Dies ist auch der Grund, warum Wappen bis heute die Form von Schilden haben. Wie stark der Schild mit dem Ritterstand verbunden war, ist an den damaligen Redewendungen zum Schilde geboren oder schildbürtig sein erkennbar, die beide „von ritterlicher Abstammung sein“ bedeuteten.

Die Schilder der Handwerker

Die Erkennungszeichen der Ritter entwickelten sich im Laufe der Zeit zu Zeichen für Familien und Herrschaftsgebiete. Ab dem 14. Jahrhundert entwarfen dann auch Bauern, Bürger und Städte ihre eigenen Wappen.

Die ehrsame Seilerzunft Salzburgs | Foto: © Karl Traintinger, Dorfbild.at

Die ehrsame Seilerzunft Salzburgs | Foto: © Karl Traintinger, Dorfbild.at

Die Handwerker hängten vor ihrem Geschäft oder ihrer Werkstatt Schilder mit Symbolen ihres Handwerks auf. So entstanden die Ladenschilder, die Werkstattschilder der Handwerker, die Wirtshausschilder und die Herbergsschilder.

Der Schild und das Schild

Diese Gewerbezeichen nannten die Menschen zunächst ebenso wie die Ritterschilde der Schild, weil sie anfangs nur aus einem Zeichen bestanden und daher mit den Erkennungszeichen der Ritter vergleichbar waren. Daneben begegnet aber für diese Gewerbeschilder schon bald auch der Ausdruck das Schild. Bis Ende des 17. Jahrhunderts wird der Schild und das Schild ohne Unterschied in der Bedeutung verwendet. Erst dann wird es üblich, die beiden Ausdrücke mit unterschiedlichen Bedeutungen zu verwenden. Diese Bedeutungsaufteilung ist bis heute gültig. Mit der Schild ist nun nur noch der Ritterschild gemeint. Mit das Schild hingegen wird eine Tafel oder Platte bezeichnet, auf der ein Zeichen oder eine Aufschrift zu sehen ist.

Das Gasthausschild | Foto: © Karl Traintinger, Dorfbild.at

Das Gasthausschild – Hagenauerplatz Salzburg | Foto: © Karl Traintinger, Dorfbild.at

Etwas im Schilde führen

Die Redewendung etwas im Schilde führen geht auf die Schilde der Ritter zurück. Ursprünglich bedeutete diese Redewendung „ein auf dem Schild gemaltes Wappen als Erkennungszeichen tragen“. Wenn jemand sagte er führt einen Löwen und zwei Lilien im Schilde so bedeutete dies „er hat auf seinem Schild ein Wappen mit einem Löwen und zwei Lilien“. Im Verlauf der Zeit verwendeten die Menschen diese Redewendung auch in einem anderen Sinn. So konnte etwas im Schilde führen auch „eine bestimmte Absicht haben“ bedeuten. Aufgrund der Größe der Schilde, war es möglich, kleinere Waffen zu tragen, die der Schild verdeckte und daher für den Gegner nicht sofort sichtbar waren. Daraus mag sich dann wohl die heute negative Bedeutung „etwas heimlich planen, vorhaben“ ergeben haben.

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