20. September | Weltkindertag 2023

Mickey, Ibrahim, Alexandra (sprang für die erkrankte Enna ein), Romy und Lyan (v.li. stehend) und Melisa. © kija Salzburg

Mickey, Ibrahim, Alexandra (sprang für die erkrankte Enna ein), Romy und Lyan (v.li. stehend) und Melisa. © kija Salzburg

Die Stimmen der Kinder und Jugendlichen stärken

Für Romy, Melisa, Lyan, Ibrahim, Enna und Mickey besteht bei vielen Themen Handlungsbedarf.

Was bewegt Salzburgs Kinder und Jugendliche, welche Themen liegen ihnen besonders am Herzen, was bereitet ihnen Sorgen, welche Wünsche haben sie, wobei braucht es Unterstützung und Hilfe: Die Kinder- und Jugendanwaltschaft (kija) Salzburg und der Verein Spektrum haben zum Weltkindertag 2023 junge Menschen aus Salzburg eingeladen, über ihre Erfahrungen zu sprechen und ihre Anliegen zu formulieren. Vor allem bei den Themen Schule, psychische Gesundheit, Familie, Beteiligung, Schutz vor Gewalt, Chancengleichheit, Klima und Umwelt, Freizeit und Spiel besteht für Romy, Melisa, Lyan, Ibrahim, Enna und Mickey Handlungsbedarf. 

In einer Pressekonferenz am 26. September 2023 in der kija Salzburg und vor zahlreichen Mitgliedern der Salzburger Plattform Weltkindertag präsentierten die jungen Mädchen und Burschen ihre Themen auch der Öffentlichkeit. Kinder- und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt betonte dabei namens der Salzburger Plattform Weltkindertag, wie wichtig es sei, die Stimmen der Kinder und Jugendlichen zu stärken und ihren Anliegen Gehör zu verschaffen. Die Salzburger Plattform Weltkindertag ist ein Zusammenschluss von 70 Organisationen aus dem Kinder- und Jugendbereich.

Romy, Melisa, Ibrahim, Lyan, Alexandra und Mickey auf dem Pressekonferenz-Podium. © kija Salzburg

Romy, Melisa, Ibrahim, Lyan, Alexandra und Mickey auf dem Pressekonferenz-Podium. © kija Salzburg

Die Statements der Kinder und Jugendlichen:

Ein Müllzwicker zum Geburtstag

Romy, 10 Jahre

Zum Geburtstag habe ich mir einen Müllzwicker gewünscht, um den Abfall, der auf einer Wiese liegt, an der ich immer vorbeigehe, aufzusammeln. Es wäre schön, wenn auch mehr Erwachsene erkennen würden, dass die Umwelt gerade wichtiger ist, als sich ein neues Auto zum Geburtstag zu wünschen!

Die Auswirkungen des Klimawandels und die Folgen der Umweltzerstörung sind bereits jetzt spürbar. Obwohl Kinder und Jugendliche am wenigsten für den Klimawandel verantwortlich sind, sind sie schon jetzt am stärksten von den Folgen der Klimakrise betroffen.

Wir wollen in einer gesunden Umwelt aufwachsen!

Deshalb fordern wir die Politiker:innen und alle Erwachsenen auf, endlich auf das Klima zu achten und Klimaschutz in allen Gesetzen mitzudenken, das Auto stehen zu lassen, Müll zu vermeiden, weniger Fleisch zu essen und Grünflächen nicht zu verbauen.

Schutz vor Gewalt und Recht auf Privatsphäre

Melisa, 10 Jahre

Mir ist das Kinderrecht, dass Kinder vor Gewalt geschützt werden sollen, sehr wichtig. Man denkt dabei zuerst an körperliche Gewalt. Aber damit ist auch gemeint, dass man Kinder nicht verbal beschimpfen darf, da dadurch ebenso Gewalt ausgeübt wird. Meine Mama hat sich viel mit gewaltfreier Kommunikation beschäftigt, das sollten alle anderen Erwachsenen auch tun.

Wir haben eine Umfrage gemacht und immer noch glauben 20% der Befragten, dass Kinder kein Recht auf Privatsphäre haben. Und sogar 80% haben gesagt, dass die Eltern die Chatnachrichten ihrer Kinder lesen dürfen. Das ist nicht so.

Deshalb fordern wir die Politker:innen und alle Erwachsenen auf, unser Recht auf Privatsphäre und Ehre zu respektieren, so wie es in Artikel 16 der Kinderrechtskonvention festgelegt ist: Kein Kind darf willkürlichen oder rechtswidrigen Eingriffen in sein Privatleben, seine Familie, seine Wohnung oder seinen Schriftverkehr oder rechtswidrigen Beeinträchtigungen seiner Ehre und seines Rufes ausgesetzt werden.

Kindern mehr zuhören und sie ernst(er) nehmen

Lyan, 12 Jahre

Mir ist wichtig, dass ich mich entspannen kann. Das kann mal am Handy sein, beim Spielen oder einfach beim Singen und Tanzen. Wenn Erwachsene dann etwas wollen, während ich mich entspannen möchte, stört mich das. Sie denken, dass sie mehr Recht haben, weil sie ja die Erwachsenen sind.

Ich möchte auch für mich selbst entscheiden können, wenn ich zu Hause bleiben muss, weil ich krank bin. Und zu meinen Entscheidungen gehört zum Beispiel auch die Sache mit dem Taschengeld. Es gibt zwar keine gesetzliche Regelung dazu, aber vertraut uns. Wir möchten gern ein Stück für uns selbst entscheiden und lernen, was möchte ich kaufen, was kann ich mir leisten, was möchte ich wem schenken.

Deshalb fordern wir die Politiker:innen und alle Erwachsenen auf, uns ernst zu nehmen, uns auf Augenhöhe zu begegnen. Redet mit uns und hört uns zu! Wir haben das Recht auf Information, wir haben aber auch etwas zu sagen und wollen unsere Meinung vertreten, ein Stück für uns selbst entscheiden und uns beteiligen können.

Alle Kinder sollen gleichbehandelt werden

Ibrahim, 12 Jahre

Alle Kinder sollten die gleichen Chancen auf Spiel und Spaß haben. Am Spielplatz könnte man zum Beispiel ein rollstuhlgerechtes Drehkarussell aufstellen. Mädchen sollten genauso einfach einen Fußballverein finden wie Burschen und es nervt, wenn Lehrer oder Lehrerinnen Lieblingskinder haben, die sie besonders gut behandeln und weniger schimpfen, wenn sie „schlimm“ sind. Ich glaube auch, dass sie bessere Noten bekommen. Das ist unfair! Alle Kinder sollten in der Schule gleichbehandelt werden!

Ich habe auch schon mitbekommen, dass Kinder wegen ihrer Herkunft ausgeschlossen wurden. Das darf nicht sein. Mir ist das zum Glück noch nicht passiert, aber dagegen müssen wir alle etwas unternehmen. Wir haben eine Umfrage gemacht – die Hälfte aller Befragten kennt Kinder, denen auf Grund ihrer Herkunft nicht alle Orte oder Hobbys offenstehen.

Deshalb fordern wir die Politiker:innen und alle Erwachsenen auf, Paragraph 2 der Kinderrechtskonvention endlich im Alltag umzusetzen, es reicht nicht, dass es auf dem Papier steht: Kein Kind darf benachteiligt werden – sei es wegen seines Geschlechts, seiner Herkunft, seiner Staatsbürgerschaft, seiner Sprache, Religion oder Hautfarbe, einer Behinderung oder wegen seiner politischen Ansichten.

Recht auf Spiel und Freizeit

Enna, 16 Jahre

Wir sind eine immer größer werdende Gruppe von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sich gerne mit Sportarten wie Skaten, Scooten, Rollerbladen und BMX-fahren befassen.

Durch den Mangel an Indoor-Angeboten in Salzburg, werden wir Jugendlichen dazu gezwungen unsere Leidenschaft und unsere Bedürfnisse nach Freiraum, Bewegung und einem klaren Kopf zu vernachlässigen.

Fakt ist, in Salzburg gibt es im Winter keine Möglichkeit, diese Sportarten zu betreiben, ohne dabei eine anschauliche Summe an Geld auszugeben, um in eine andere Stadt zu fahren.

Wir fordern einen Ort, an welchem wir im Winter ohne zu frieren und ohne hohe Kosten unserer Liebe zur Bewegung und dem Drang nach Freiraum nachgehen können.

Keine Angst vor Schule

Mickey, 18 Jahre

Mobbing an Schulen betrifft keine Minderheit, durchschnittlich wird jedes fünfte Kind im Laufe seines Lebens Opfer von psychischer und physischer Gewalt an Schulen.

Viele Kinder und Jugendliche haben das Gefühl, ganz alleine zu sein mit ihrer Situation und leben in ständiger Angst davor, in die Schule zugehen. An Schulen ist Mobbing oft ein Tabuthema, da es ja um den guten Ruf der Schule geht, deshalb werden selbst ganz klare Hilferufe nicht wahr- und ernst genommen.

Diese Lebensrealität raubt vielen Betroffenen ihr Recht auf eine gesunde Entwicklung und auf die ihnen grundsätzlich zustehende Lebensqualität. Jeder sollte das Recht haben, sich wohl und sicher zu fühlen und in einem „barrierefreien“ Lernumfeld aufzuwachsen.

Daher brauchen wir:

  • Dass sozialen Kompetenzen in der Schule ein höherer Stellenwert zugeschrieben wird (z.B. Förderung durch präventive Workshops).
  • Niederschwellige Hilfsangebote sowohl außerhalb als auch innerhalb des Systems.
  • Dass alle pädagogischen Lehrkräfte laufend eine umfangreiche Aus- bzw. Fortbildung zum Thema Mobbing machen müssen.

Recht auf mentale Gesundheit

Mickey, 18 Jahre

Im Laufe der vergangenen vier Jahre hat sich die mentale Gesundheitssituation von vielen Kindern und Jugendlichen durch die ständigen Lockdowns und Einschränkungen verschlechtert.

Wir konnten für eine unbestimmte Zeit kein unbeschwertes Leben führen, wir konnten uns als Jugendliche nicht ausprobieren, wir konnten keine Kontakte pflegen und konnten teilweise nicht einmal zur Schule gehen. Wir hatten durchgehend Angst, jemanden anzustecken, seien es die Eltern, Großeltern oder Freunde. Die Angst, jemanden zu verlieren, hat etwas ausgelöst, die Welt hat sich verändert und ist zu einem nicht lebensgerechten Umfeld geworden. Einige sind auf der Strecke geblieben, haben Depressionen, Angststörungen und Süchte entwickelt.

Daher brauchen wir:

  • Wir brauchen mehr kostenlose Therapie-Angebote, welche leicht zugänglich sind.
  • Wir brauchen „Safe Space“-Gruppen, die sozial unterstützend wirken.
  • Wir brauchen mehr Fachkräfte im Bereich der Kinder & Jugend-Psychologie/Psychiatrie.
  • Ein jugendgerechtes Umfeld, ein jugendgerechtes Salzburg, eine Stadt, in der wir uns in Zukunft wohlfühlen können!

Holz-Dahrenstaedt: Wir Erwachsenen müssen die Voraussetzungen schaffen

 „Jedes Jahr ist der Weltkindertag Anlass, um Bilanz zu ziehen und auf die wichtigsten kinderrechtlichen Schwachstellen aufmerksam zu machen. Wie die Kinder und Jugendlichen in ihren Statements eindrucksvoll dargelegt haben, gibt es noch viel zu tun. Zudem fühlen 75 Prozent aller jungen Menschen unter 21 Jahren ihre Anliege von der Politik zu wenig wahrgenommen.Daher ist es als Kinder- und Jugendanwaltschaft unser Auftrag, hartnäckig dran zu bleiben und für gerechte Lebensbedingungen für alle einzustehen. Denn die Voraussetzungen, dass Kinderrechte gelebte Realität werden können, müssen schlussendlich wir Erwachsenen schaffen“, betonte Andrea Holz-Dahrenstaedt.

„Die kija Salzburg unterstützt sämtliche von den jungen Menschen heute genannten Anliegen“, so Holz-Dahrenstaedt weiter. Dazu wiederholte sie folgende zentrale kija- Forderungen: Schaffung einer Mobbingstelle, Ausbau niederschwelliger psychosozialer Unterstützungsstrukturen innerhalb und außerhalb von Schulen, Bekämpfung von Kinderarmut und effektive Maßnahmen gegen den Klimawandel.

Kinderrechtefeste im ganzen Land

Anlässlich des Weltkindertages 2023 unter dem Motto #ich#du#wir#Kinderechte#hier“ lädt die Kinder- und Jugendanwaltschaft (kija) Salzburg in Kooperation mit der Plattform Weltkindertag am Freitag, 29. September, wieder zu Kinderrechtefesten in Stadt und Land Salzburg ein. Das Programm ist wie immer vielfältig und bunt. Standorte der Kinderrechtefeste sind die Stadt Salzburg, Grödig, Kaprun, Saalfelden und Tamsweg. Vorbeischauen lohnt sich!  

Kindertag in Österreich >

Presseaussendung der

Kinder- und Jugendanwaltschaft (kija) Salzburg
Fasaneriestraße 35
5020 Salzburg
www.kija-sbg.at

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Dorfladen

1 Kommentar zu "20. September | Weltkindertag 2023"

  1. Anni Lemberger Anna Lemberger | 27. September 2023 um 15:57 |

    Endlich wird auf die, meist mit Füßen getretenen, Kinderrechte hingewiesen. Scheidungseltern sind die Kinderrechte von seit langem ein Begriff: Kämpfen doch viele Väter und weniger oft Mütter, um das Kinderrecht auf beide Eltern nach einer Trennung bzw. Scheidung. Obwohl mittlerweile schon öfters beachtet, verlieren noch immer viel zu viele Kinder den “weggeschiedenen” Elternteil. Der aufrecht bleibende Kontakt ist das Recht der Kinder und sollte in den Fokus gerückt werden – das mögen jene Eltern bedenken, wenn sie planen 2in die Ferne zu ziehen”, um diesen Kontakt zu unterbinden.

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