Robert Preis: Gottes Plagen

Robert Preis

Robert Preis | Foto: Stephan Pelizzari / privat

Autor: Robert Preis
Titel: Gottes Plagen – Historischer Roman
ISBN: 978-3-7408-1945-3
Verlag: Emons Verlags GmbH
Erschienen: 10.10.2023

Klappentext:

1463: Stjepan Tomašević, der letzte Despot Serbiens und König von Bosnien, wird von osmanischen Reitern enthauptet. Seine hochschwangere Frau Helena beobachtet die Ermordung und kann mit einem kleinen Gefolge fliehen.

Hilfe erhält sie auch von einem Pilger namens Johannes, der sie Richtung Norden ins sichere Graz des Heiligen Römischen Reiches führen will.

Doch die Osmanen sind ihnen dicht auf den Fersen, und in einer Zeit von Krankheiten, Plagen und Kriegen scheint am Ende nur noch ein Bild die Hoffnung auf eine Zukunft zu nähren – das Gottesplagenbild am Grazer Dom.

Anni Lemberger

Rezension von Anni Lemberger

Das ausgehende Mittelalter ist eine unruhige und gefährliche Zeit: Horden von bewaffneten Reitern, allen voran die Akindschi, überfallen immer wieder das christliche Europa und hinterlassen eine Spur des Grauens.

Auch Bosniens letzter König fällt einem Überfall der Reiterhorden zum Opfer und der Tod König Stjepans führt zum Untergang des Königreiches Bosnien. Seine hochschwangere Witwe Königin Maria, die mit Geburtsnamen Helena heißt und diesen nach dem Tod ihres Mannes wieder annimmt, ist mit ihren Getreuen auf der Flucht.  Im Wald begegnet die kleine Truppe, dem Johanniter Johannes, der im Auftrag seines Bruders ein besonderes Buch mit sich trägt.

Der kampferprobte Gottesmann bleibt an der Seite der kleinen Gruppe und ist bereit, sie notfalls auch mit Waffengewalt zu beschützen, denn beim Anblick von Helena übermannen den Mann Gottes bisher unbekannte Gefühle.

In einigen unachtsamen Momenten wird der flüchtende Tross, nicht nur von einer Gruppe Akindschi überfallen und gefoltert, sondern sie kommen, bereits nahe an ihrem Ziel, in die Gewalt von  „Dämonen in Menschengestalt“.

Der Johanniter hat aber noch eine Mission zu erfüllen, die keinen Aufschub duldet und die er dem Habsburgerkaiser Friedrich persönlich mitteilen muss. So flüchtet er allein und verlässt die Gruppe, um nach seiner Mission zurück zu kehren. Dabei hofft er, dass auch Helena durch einen unterirdischen Gang „ihres Gefängnisses“ flüchten kann, um nach zu kommen.

Allerdings rechnet Johannes nicht mit dem, was in Graz auf ihn wartet und wie lange er deshalb Helena und ihr neu geborenes Kind in der Gefangenschaft eines „Teufels in Menschengestalt“ schutzlos zurück lassen muss. Bei seiner kaiserlichen Mission bringt er sich aber selber in größte Gefahr. 

Und welche perfide Rolle dabei der reiche kaiserliche Münzpräger Balthasar Eckenperg und Halbbruder von Johannes, spielt, erfährt der Johanniter erst viel später.

Eine fiktive Liebesgeschichte vor dem realen Hintergrund der Wirren und Gefahren des ausgehenden Mittelalters – in einer einzigartigen Intensität. Das geheimnisvolle Cover des Buches – ein Kreuz, vom den Blut tropft, gibt bereits einen Vorgeschmack auf die bitteren Seiten des Mittelalters und die Botschaft des Kreuzes in dieser blutrünstigen Zeit.

Der Titel des Buches weist auf ein Bild hin, das drei Plagen des Mittelalters darstellt, denen die Menschen zu dieser Zeit hilflos ausgesetzt waren und das am Grazer Dom – heute noch – besichtigt werden kann. Die Einleitung dieses historischen Romans öffnet einen Kreis, der sich am Ende des Buches erst wieder schließt.

Die beiden Protagonisten sind zwei starke Personen, die sich den harten Anforderungen des 15. Jahrhunderts stellen (müssen) und diese unter Aufbietung aller ihrer Kräfte letztlich auch meistern – ihre gemeinsame Liebe gibt ihnen die Kraft dazu.

Helena, eine emanzipierte selbstbewusste Frau und „Löwenmutter“, die um ihr verschlepptes Kind kämpft und dafür selbst die Waffen schwingt. Johannes, der Johanniter, der loyal hinter dem Kaiser steht, sich für ihn in Gefahr bringt, dem aber der kaiserliche Segen für die Hochzeit mit seiner Helena sehr wichtig ist. Aber auch mit seinem, für damalige Zeiten, sehr guten medizinischen Wissen kann der Johanniter viel Gutes tun. Gemeinsam setzen sich Helena und Johannes für das „niedere Volk“ ein, was ihnen in ihren „Ständen“ nicht unbedingt Freunde beschert.

Rund um die beiden Handelnden wird das raue Bild des Mittelalters mit Handel von gefangen genommenen Frauen und Kindern sowie von Intrigen, schnell vollzogenen und ständig drohenden Todesstrafen, gut beschrieben. Aber auch das Streben der Regierenden nach immer größeren Territorien, für die sie das eigene Volk opfern und ihre Feinde zu Tode foltern lassen, wird authentisch dargestellt.

Der Autor führt mit diesem grandiosen Buch den Leser ins Mittelalter mit allen seinen Grausamkeiten und seinem Aberglauben.

Das Buch ist sehr gut recherchiert, die Abweichungen von den realen Jahreszahlen machen die fiktive Handlung schlüssig und gut nachvollziehbar. Preis versteht es meisterhaft die Spannung am Ende eines Kapitels im Raum stehen zu lassen, so dass ein Unterbrechen des Lesens kaum möglich ist und das neue Kapitel begonnen wird.

Zusammengefasst würde ich das Buch so beschreiben: Wer die „Gottesplagen“ zu lesen beginnt, sollte in näherer Zeit keine Termine planen, denn dieses Buch lässt ihn bis zum Ende nicht mehr los. Allerdings verlangen die rauen Sitten dieser Zeit einiges an Nervenstärke und bringen den Leser deshalb auch nachher noch zum Nachdenken. Trotzdem ein einzigartiges Lesevergnügen für historisch interessierte Leser.


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