„Dornröschen“ – auch ein Fingernagel kann stechen

Dornröschen

Pjotr Iljitsch Tschaikowskys 1890 im Mariinski-Theater in Sankt Petersburg uraufgeführtes Märchen-Ballett ist meist nur auf großen Bühnen zu erleben, da das Corps de Ballet eine wichtige Rolle spielt.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Ballettdirektor Reginaldo Oliveira beweist im Salzburger Landestheater, dass es auch mit etwas weniger Tänzer*innen bestens funktioniert. In seiner Inszenierung werden eben aus Bösewichten flugs edle Prinzen und aus Elfen tanzende Prinzessinnen. Der märchenhafte, aber auch etwas düstere Thriller feierte am 9. März 2024 umjubelte Premiere.

Zu Beginn ziehen gefährlich aussehende Gestalten mit verbundenen Augen durch eine düstere Stadt. Im Feenland hingegen ist die Stimmung bestens. Aufgeregt begrüßen fünf muntere Damen ein Neugeborenes und legen das Wickelkind in einen schwarzen Kinderwagen. Das hat wohl nichts Gutes zu bedeuten. Dann bespaßen sie die kleine Aurora mit ihren tänzerischen Fähigkeiten, bevor sie sich in die Küche bemühen, um die Tauffeier vorzubereiten und groß aufzukochen.

Für eine böse Überraschung sorgt allerdings Carabosse, die böse schwarze Fee. Sie springt aus einer Torte und ist sauer, weil sie nicht eingeladen worden ist. Das hat natürlich Konsequenzen, zwar nicht gleich, doch am 16. Geburtstag von Aurora. Zu diesem rauschenden Fest werden diverse Heiratskandidaten eingeladen, die sich wirklich alle Mühe geben, um den allerbesten Eindruck zu hinterlassen. Doch auch Carabosse ist nicht weit und Aurora gerät immer mehr in den Bann der bösen Fee, bis sie ihr schließlich zu nahe kommt und von ihrem spitzen Fingernagel verletzt zu Boden sinkt.

Es vergehen wohl mindestens 100 Jahre, denn das Ambiente ist nun ultramodern und von Neonlampen kalt beleuchtet, bis Prinz Désiré als Retter auftaucht. Der finale Kuss fällt ihm aber gar nicht leicht, der funktioniert erst nach genauer Anleitung. Das Glück währt leider nur kurz, denn in dieser kalten Umgebung sind individuelle Gefühle nicht gefragt.

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