Nachruf Klaus Gmeiner 1932 – 2024

v.l.n.r. Leo Braune, Julia Gschnitzer, Klaus Gmeiner und Rudolf Wessely | Foto: Tomas Friedmann

v.l.n.r. Leo Braune, Julia Gschnitzer, Klaus Gmeiner und Rudolf Wessely | Foto: Tomas Friedmann

Bei guter Laune meinte er einmal, ich sei für ihn so etwas wie ein Sohn. Und tatsächlich war Klaus Gmeiner für mich jahrelang ein väterlicher Chef, der mich an weniger guten Tagen siezte (wie ich stets ihn).

Tomas Friedmann

Von Tomas Friedmann, Literaturhaus Salzburg

Ich habe viel von ihm gelernt: beim Umgang mit berühmten Schauspielern, die besonders im Sommer von den Festspielen oft ins ORF-Studio kamen, bei vielen Hörspielproduktionen, unzähligen Literaturaufnahmen und Literatursendungen. Dafür bin ich Klaus Gmeiner dankbar, denn die Möglichkeit, nach einem Praktikum beim Aktuellen Dienst – durch ein Stipendium des Kuratoriums für Journalistenausbildung – in die Literatur- und Hörspielabteilung des Salzburger ORF zu wechseln (ihm gefiel meine Erich Hackl-Buchbesprechung), war nach dem Studium eine große Chance, ein Sprungbrett in die Literatur-Praxis und mitten hinein in die Literaturvermittlung. Hier, im Rundfunk, habe ich viel mehr gelernt als auf der Uni. Ohne Gmeiner wäre ich heute vermutlich nicht Leiter des Literaturhauses.

Klaus Gmeiner, ein gebürtiger Vorarlberger (geboren am 11. Juni 1932 in Bregenz), hatte Anfang der 1970er Jahre die Leitung der Literatur- und Hörspielabteilung übernommen, die Arbeit seiner Vorgänger erfolgreich weitergeführt und Salzburg zum österreichweiten Schwerpunktstudio für Ö1 und Ö2 ausgebaut. Neben seiner Radio-Arbeit (mit gelegentlichen Ausflügen ins Fernsehen zu seinen äußerst beliebten Buchtipps) war Gmeiner vor allem engagierter Regisseur und Dramaturg – mit einer großen Liebe für Lyrik. Kein Wunder, dass die Sendung “Du holde Kunst” eng mit seinem Namen verbunden war, ist und bleibt. Hunderte Sendungen hat er konzipiert und dafür – ich erinnere mich gut – im Büro stundenlang Gedichte und dazu passende Musik gesucht und gefunden (und manchmal fragte er mich, seinen engsten Mitarbeiter, um meine Meinung, was mich stolz machte).

Eine besondere Freude bereiteten ihm die Rauriser Literaturtage und jeden Sommer das Salzburger Straßentheater, das er als Regisseur leitete. Sein persönlicher Geschmack war nicht unbedingt immer der Moderne, der Gegenwartsliteratur, zugeneigt, doch er ermöglichte es uns, seinen jungen Mitarbeitern, unsere Ideen einzubringen und auch umzusetzen. Das rechne ich ihm bis heute hoch an, ihm, der am 13. März 2024 in Wien gestorben ist.

Danke, lieber Klaus Gmeiner, für Ihre unermüdliche Arbeit, ihre Förderung der Literatur, Ihre Wertschätzung und Unterstützung. Sie waren ein feiner Mensch, ein guter Chef. Ich werde Sie nie vergessen.

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