„Fünf Frauen, ein Klavier“ – Theater, Tanz und Musik im Toihaus

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Vier völlig unterschiedliche Frauen betreten ein Kaffeehaus und machen es sich auf einem der kleinen Tischchen gemütlich. Sie kennen einander nicht, doch die gut gelaunte junge Türkin versucht trotz der sprachlichen Barriere, mit den übrigen Kontakt aufzunehmen. Kurze Zeit später sitzen sie bereits gemeinsam an einem Tisch und plaudern aneinander vorbei.

Von Elisabeth Pichler.

Die Dame am Klavier ist nicht so leicht zu gewinnen, sie fühlt sich durch die muntere Truppe, die ihre Musik nicht wirklich ernst nimmt, gestört. Jede dieser Frauen hat ihre ganz eigene Geschichte. Sie erzählen verwirrende Episoden aus ihrer Kindheit. Magdalena (Susanne Lipinski) dürfte eine besonders schwere Kindheit gehabt haben, denn ihre Mutter, eine Chirurgin, schreckte vor nichts zurück und ließ sie bereits mit 14 Jahren einen jungen Mann sezieren. Die Geschichte mit dem Oktopus als Haustier, die Pascale Staudenbauer erzählt, klingt dagegen fast harmlos. Diese Texte gehen auf die Patientengeschichten des britischen Neurologen und Schriftstellers Oliver Sacks zurück, der in seinem Bestseller „Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte“ von Menschen erzählt, die aus der Normalität gefallen sind.

Auch die fünf Damen im Kaffeehaus fallen ständig aus dem Rahmen. Ursache dafür ist nicht nur der Lärm der Straße, der immer wieder dröhnend die Tische zum Beben bringt. Verlustängste und innere Zerrissenheit lassen sie taumeln und schwanken. Kurz darauf erwachen sie frisch gestärkt aus ihrer Ohnmacht, um in rhythmischen Bewegungen und ausgelassenen Tänzen Entspannung zu suchen und zu finden. Sie helfen sich gegenseitig und auch die Sprödeste der Gruppe legt schließlich ihre Hemmungen ab und geht aus sich heraus. Die Einladung der munteren Türkin, sie in Istanbul zu besuchen, scheint durchaus ernst gemeint. So verabschieden sich die Damen mit den Worten: „Bis dann, in Istanbul.“

Susanne Lipinski (als Tochter einer eigenwilligen Chirurgin mit seltsamen Erziehungsmethoden), Ceren Oran (als fröhliche, kommunikative Türkin), Pascale Staudenbauer (als das Mädchen mit dem Oktopus) und Katharina Schrott (als zurückhaltende junge Dame) gestalten diesen witzigen und doch auch nachdenklich stimmenden Abend mit schrägen Tanzeinlagen und munteren Spielchen. Der Bedrohung von außen oder von innen treten sie jedoch stets gemeinsam gegenüber. Yoko Yagihara hingegen lässt sich von ihrem Klavier nicht trennen und berieselt die undankbaren Kaffeehausbesucherinnen mit feinen Tönen.

Eine unterhaltsame einstündige Performance, die das Publikum beruhigt, denn ein bisschen verrückt sind wir doch alle, und das ist offensichtlich völlig normal.

„Fünf Frauen, ein Klavier“ – Theater, Tanz und Musik. Performerinnen: Susanne Lipinski, Ceren Oran, Katharina Schrott, Pascale Staudenbauer, Yoko Yagihara. Musik: Hüseyin Evirgen, Yoko Yagihara. Musikalische Begleitung: Gudrun Rager-Plaichinger. Regie: Myrto Dimitriadou. Bühne/Kostüme: Irene Edenhofer-Welzl. Licht: Benjamin Lageder. Technik: Robert Schmidjell. Fotos: Toihaus Theater / Michaela Grieshaber

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