„Die Anarchistin“ – Können Menschen sich ändern?

Anarchistin

Der amerikanische Drehbuchautor und Dramatiker David Mamet lässt in diesem psychologischen Kammerspiel zwei starke Frauen aufeinandertreffen und sich in schnellen Dialogen bekämpfen. Die österreichische Erstaufführung fand am 17. November 2013 im Schauspielhaus Salzburg statt. Das Studio wurde zu einem Gefängnistrakt umgebaut.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Cathy, eine ehemalige Terroristin und verurteilte Linksradikale, sitzt wegen eines Gewaltverbrechens seit 35 Jahren im Gefängnis und hat zum wiederholten Male ein Entlassungsgesuch eingereicht. Sie glaubt fest an einen positiven Bescheid. Ann, in deren Macht es liegt, die Begnadigung herbeizuführen, will in einem letzten Gespräch, kurz vor ihrer Pensionierung, herausfinden, ob von Cathy wirklich keine Gefahr mehr ausgehe. Diese ist im Gefängnis zu einer gläubigen Christin geworden und hat darüber ein Buch verfasst.

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Gnadenlos seziert Ann Textstellen, insistiert hartnäckig auf Details und stellt viele, teilweise absurd klingende Fragen. Cathy versteht oft nicht, worauf ihre Kontrahentin hinaus will, sie spürt nur einen abgrundtiefen Hass. Der verbissen geführte Machtkampf kreist um theologische, moralische, juristische, soziologische und psychologische Themen. Wer wird aus diesem dramatischen Schlussgefecht um Schuld und Sühne als Siegerin hervorgehen?

Während Ulrike Arp als eiskalte Anwältin ihr Opfer umkreist, sitzt Daniela Enzi als Ex-Terroristin, sichtlich zermürbt von den vielen Jahren hinter Gittern, anfangs noch selbstsicher und ruhig auf ihrem Stuhl. Die Provokationen zeigen schließlich aber Wirkung, die Gespräche werden immer emotionaler. Ulrike Arp und Daniela Enzi meistern die dichten Dialoge grandios. Die Ausstattung hat beiden Damen als Zeichen ihrer charakterlichen Ähnlichkeiten ein graues Outfit verpasst. Während die eine in ihrer Jugend durch Fanatismus zur Verbrecherin wurde, steht ihr nun die frustrierte Anwältin in nichts nach.

Auch vom Publikum wird 70 Minuten lang höchste Konzentration gefordert, gehen doch die Streitgespräche in halsbrecherischem Tempo über die Bühne. Peter Arp hat das Kammerspiel in einem schlichten Bühnenbild mit ein paar weißen Bänken, zwischen denen sich die Inquisitorin immer wieder ihrem Opfer nähert, in Szene gesetzt. Der Fokus liegt daher einzig und allein auf den großartig aufspielenden Protagonistinnen.

„Die Anarchistin“ von David Mamet. Regie: Peter Arp. Ausstattung: Alexia Engl. Mit: Daniela Enzi, Ulrike Arp. Fotos: Marko Riebler.

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