Die Uraufführung des ersten Stücks des jungen Salzburger Autors, Komponisten und Schauspielers Ben Pascal fand am 14. April 2018 im OFF-Theater statt. Der Gründer des neuen Theatervereins „Theater-Transversale“, Florian Eisner, setzte das erschreckend aktuelle Stück über ein völlig aus dem Ruder laufendes Experiment in Szene.
Von Elisabeth Pichler
Billy studiert seit 22 Semestern Film-, Theater- und Mediengeschichte. Sein Vater hat bisher brav gezahlt, doch nun will er seinen Sohn nicht länger unterstützen. Billy hat demnach in einigen Tagen die Wohnung zu räumen. Auch Andrea ist erfolglos im Filmgeschäft unterwegs. Mit Hilfe eines selbstgedrehten Pornos wollen die beiden endlich zu Geld kommen. Andrea träumt von einem gesitteten Porno mit Niveau und künstlerischem Anspruch, Billy hingegen zeigt nur Interesse an den harten Tatsachen. Gemeinsam basteln sie an einem Plot und entscheiden sich schließlich für einen Live-Impro-Porno. Da können sie natürlich keine professionellen Schauspieler gebrauchen, da sollten ganz normale Menschen, wenn möglich aus der Unterschicht, mitwirken. Sie durchkämmen ihren Bekanntenkreis und laden schließlich die experimentierfreudige Verena und den prolligen Sebastian ein. Mit Hilfe von Alkohol sollen die zwei locker gemacht werden. Nach und nach gerät die Situation jedoch völlig außer Kontrolle.
In schmuddeligen, ausgeleierten Jogginghosen geben sich Andrea (Larissa Enzi) und Billy (Dominik Kaschke) ihren Fantasien hin und träumen vom großen, leicht verdienten Geld. Hinter einem Eisengitter lauern bereits Verena (Victoria Morawetz) und Sebastian (Michael Köhler) und warten auf ihren Auftritt. Wenn die bieder und brav wirkende Verena auf den „hirnamputierten Machoprolo“ Sebastian trifft, beginnt es zu knistern, denn die beiden kennen sich bereits und sind nicht gut aufeinander zu sprechen. Keine guten Voraussetzungen für einen Pornodreh. Die weißen Rollkästen, die Eva Praxmarer und Christian Meschtscherjakov auf die Bühne gestellt haben, lassen sich zu Sofas, Tischen und Betten zusammenschieben. In diesem kahlen und kühlen Ambiente wirken die aufkeimende Gewaltbereitschaft und die offensichtliche Lust am Bösen besonders erschreckend.
Ein Theaterabend, der zwar komödiantisch beginnt, doch nach und nach Gänsehaut aufkommen lässt. Ben Pascal hat die Absicht, zeitgenössisches Theater auf die Bühnen zu bringen, „wie man es in Salzburg so nicht sieht“. Für solche Experimente bietet das OFF-Theater den idealen Raum.
„Ansichtssache“ von Ben Pascal. Uraufführung. Die Theater-Transversale Salzburg. Regie: Florian Eisner. Bühne und Ausstattung: Eva Praxmarer. Bühnenbau: Christian Meschtscherjakov. Produktionsleitung: Benjamin Blaikner. Fotos: Theater Transversale
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