Leopold Kohr liebte es, das Augustiner Bräustübl in Mülln. Wahrscheinlich war das auch der Grund, warum Susanna und Christian Vötter von Tauriska im Spätsommer diese Salzburger Institution für das „Akademisches Wirtshaus a-la-carte Leopold Kohr“ als Tagungsort wählte.

Von Karl Traintinger
Dem weltberühmten Sozialökonomen aus der Salzachstadt Oberndorf ging es beim „akademischen Wirtshaus“ darum, Experten zum Angreifen zu präsentieren und einige davon waren auch anwesend und hielten hochinteressante Vorträge zum Thema: Ernährung, Landwirtschaft und Regionalversorgung.
Nach den einleitenden Grußworten von Susanna Vötter-Dankl (Leopold Kohr®-Akademie) und Prof. Alfred Winter (Entdecker und Förderer von Leopold Kohr) war das Wort bei den Referenten, deren Kernaussagen ich stichwortartig anführen möchte.
Apl. Prof. Dr. Niko Paech

Ist Wachstum sinnvoll? Ist Wachstum schädlich? Ist Wirtschaft ohne Wachstum möglich? Kohr war Theoretiker des menschlichen Maßes. Große Produktionssysteme sind krisenanfälliger als kleine. Massenproduktionen führen zur Verarmung der menschlichen Fähigkeiten. Der Konsum ist eine Ersatzbefriedigung. Der Einsatz von „mittlerer“ Technologie wäre wünschenswert, es kommt zu Erleichterungen, ohne dass der Mensch dabei überflüssig wird.
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Wie groß darf das jeweilige System werden? Es geht auch um das menschliche Maß beim Außenhandel. Wichtigstes Ziel sollte sein, dass nur soviel produziert wird, damit sich eine Land selbst ernähren kann, auch wenn die Wirtschaft zusammenbricht. Was ist die optimale Größe einer Organiation? Es muss ja eine Mindestmenge produziert werden, um die Fixkosten zu decken. Es gibt eine untere und eine obere Grenze. Die Obergrenze liegt bei 2,5 Tonnen CO2 pro Mensch und die kann auch durch Technik nicht verschoben werden.
Die Glücksforschung sagt, ab einem gewissen Punkt steigt die Zufriedenheit beim Konsum nicht mehr an! Konsumnutzen oder Konsumstress?
Postwachstumsökonomie – Arbeitszeit sukzessive reduzieren und die freie Zeit in die Selbstversorgung investieren!
Dr. Irene Antoni-Komar

Sie stellte Studien zu verschiedenen Erzeuger-Verbraucher Initiativen vor. Ethische Werte sind wichtig: Sinnvolle Tätigkeiten – kreativ sein – gesellschaftlich etwas verändern. Untersucht wurden Barrieren und Potentiale eine nachhaltigen Ernährungswirtschaft. Eine nachhaltige Entwicklung und die kulturelle Entfaltung sind wechselseitig von einander abhängig.
Marius Rommel (M.A.)

Größenwahn in der Landwirtschaft – in Wirklichkeit ist nur die Größe das Problem. Die räumliche Entgrenzung und soziale Entbettung führen zum ökologischen und sozialen Kollaps, es kommt zur moralischen Gleichgültigkeit bei Verbrauchern und Erzeugern.
Seid ihr groß oder klein genug? Lässt sich das Prinzip der solidarischen Landwirtschaft auf andere Bereiche übertragen? Gibt es eine resiliente Wertschöpfung?
Elisabeth Löcker

Die Lungauerin stellte den kleine Bauernhof ihrer Familie vor, der mit seinen 3 Standbeinen (Landwirtschaft, Tourismus, Selbstvermarktung) die Lebensgrundlage darstellt. Gewirtschaftet wird nach folgenden Prinzip: „Was mir gut tut, tut auch Dir gut!“ Die Nachhaltigkeit steht dabei im Mittelpunkt.
Dr. Wolfgang Schäffner

Die Alpen als kulinarischer Kulturraum.
Franz Keil

Er erläuterte den Vermarktungsweg der Milch und Milchprodukte der mittlerweile 42 Betriebe. Das Heumascherl ist das Logo der Bio-Heuregion zwischen Oberndorf und Mondesee (Trumer Seenland)
Ulrike Hammerl

Sie stellte „Salzburg schmeckt“, die Homepage vom Salzburger Argrarmarketing vor.
Künstlerische Umrahmung

Trestererperformance „t_radiert“ – Studentinnen des Mozarteums Salzburg mit Peter Papp (Tresterer Stuhlfelden). Künstlerische Bearbeitung des Tanzes des Tresterer Brauches
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