„Loriots gesammelte Werke“ – in plüschigen Oma-Sesseln

Der Altmeister des gepflegten Humors Vicco von Bülow (1923 – 2011) ist bekannt und beliebt für seine urkomischen Sketche über die menschliche Unfähigkeit zur Kommunikation. Daniela Meschtscherjakov hat gemeinsam mit einem Ensemble des Schauspielhauses Salzburg ein Best-of zusammengestellt und bereitet so dem Publikum im gemütlichen Foyer einen unterhaltsamen, komödiantisch-nostalgischen Abend voll Witz und Ironie.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

„Hätten Sie vielleicht Feuer für meine Zigarette?“ Diese einfache Frage hat eine ganze Lebensbeichte zur Folge, denn die gewünschten Streichhölzer sind nicht so leicht zu finden und der Herr mit seinen übervollen Einkaufstüten (Marcus Marotte) ist sehr geschwätzig. Gleich darauf steht der „Herr ohne Feuer“ (Olaf Salzer) als verklemmter Direktor Meltzer, der seiner Sekretärin (Susanne Wende) nach 15 Jahren Zusammenarbeit endlich seine Liebe erklären will, wieder auf der Bühne. Sie flötet zwar ständig „Sie machen mich ganz verrückt, Herr Meltzer…“, doch irgendwie kommt die Sache nicht richtig in Schwung.

___STEADY_PAYWALL___

Ehestreitigkeiten waren eines von Loriots Lieblingsthemen, ob es nun um das Bedienen von Musikinstrumenten geht, ein Viereinhalb-Minuten-Ei oder die Möglichkeit, einfach nur zu sitzen, während die Frau in der Küche werkelt. Olaf Salzer erweist sich an diesem Abend als besonders wandlungsfähig. Dank blonder Perücke, kessem Kleid und High Heels wird er zur einfühlsamen Eheberaterin, die versucht, ihren an chronischer Kontaktschwäche leidenden Klienten das Küssen beizubringen. Susanne Wende genießt sichtlich die Rolle der Ehefrau, die ihren armen Mann (Antony Connor) – „etwas voll in den Hüften und mit ziemlich kurzen Armen“ – beim Kauf eines neuen Anzugs fast in den Wahnsinn treibt. Die Szene des völlig überforderten, weil desinteressierten Mannes, der seiner Frau bei der Auswahl eines passenden Kleides behilflich sein soll, kennt wohl so manche Frau aus eigener Erfahrung und daher erspart sich die moderne Frau dieses demütigende Ritual.

Beim Finale kommt es zum großen Vertretertreffen bei Frau Müller-Lüdenscheid (Susanne Wende). Da der Weinhändler (Olaf Salzer) sich ständig von der Güte seiner Waren überzeugen muss und auch dem Staubsaugervertreter (Marcus Marotte) und dem Versicherungsvertreter (Antony Connor) ständig nachschenkt, muss sich die Hausfrau auch noch um „Schnittchen“ für die ungebetenen Gäste kümmern. Ein feucht-fröhlicher Abend ist gewiss.

Das lustvoll aufspielende Ensemble beschert dem Publikum einen wunderbar heiteren Theaterabend, der von der Absurdität des Augenblicks und der gnadenlosen Überzeichnung der menschlichen Schwächen lebt.

„Mein Thema ist die Kommunikation und das Missverständnis zwischen zwei Menschen. Kommunikationsgestörte interessieren mich am allermeisten. Alles, was ich als komisch empfinde, entsteht aus der zerbröselten Kommunikation, aus dem Aneinander-vorbei-Reden.“

Loriot

„Loriots dramatische Werke“ Regie: Daniela Meschtscherjakov. Mit: Antony Connor, Marcus Marotte, Olaf Salzer, Susanne Wende. Fotos: Schauspielhaus

Spieltermine gibt es bis Mitte April 2020. Die bisherigen Vorstellungen waren restlos ausverkauft, sogar Stehplätze waren rar. Mein Tipp: Schnell Karten reservieren lassen.

Diesen Artikel empfehlen. Teilen mit:

Dorfladen

Kommentar hinterlassen zu "„Loriots gesammelte Werke“ – in plüschigen Oma-Sesseln"

Hinterlasse einen Kommentar