Mit der Kraft der Vulkane (4)

Bankerlweg

Der Bankerlweg in Ludersdorf | Alle Fotos: Alois Lemberger

Unterwegs im südoststeirischen Vulkanland

Die Eröffnung  und Erstbegehung des Bankerlweges in Ludersdorf

Während wir 2020 bei allen Wanderungen im Vulkanland alleine bzw. in großem Abstand zu anderen Menschen unterwegs waren, machten wir bei dieser letzten Wanderung vor der Heimreise eine Ausnahme – dafür aber, begaben wir uns nach Ankunft daheim 10 Tage freiwillig in Quarantäne.

Anni Lemberger

Von Anna Lemberger

Aber das Erlebnis der Eröffnung eines neu geschaffenen Wanderweges, bei der ganz Ludersdorf auf den Beinen war und (fast) jeder Bewohner des kleinen Dorfes sich auf ganz eigene Art und Weise eingebracht hat, wollten wir uns nicht entgehen lassen. Wir waren stolz auf die Einladung –  waren wir doch die einzigen Gäste….

Diese Pandemie verändert zwar unser Freizeitverhalten, nicht aber die Freude am Wandern in der Freizeit.

Die Gemeinde Ludersdorf ist eine kleine Ortschaft mit wenigen Häusern und einer kleinen, aber sehr feinen Dorfgemeinschaft, flächenmäßig aber groß genug für einen 7,5km langen sehr romantischen und abwechslungsreichen Wanderweg.

Wie ich informiert wurde, ist Ludersdorf ein Teil von Maierdorf, das bis vor wenigen Jahren eine eigenständige Gemeinde war. Im Rahmen der steirischen Verwaltungsreform wurde aber Maierdorf an die Marktgemeinde Gnas angeschlossen.

Der Initiator des Bankerlweges, Alois Ponstingl, ging von der Grundidee aus, dass Wanderer zwischendurch rasten und dafür brauchen sie Bankerl zum Hinsetzen. Es entstand die Idee des Bankerlweges. Wer eine Bank übrig hatte, spendete sie für den Weg. So wurden neue Sitzgelegenheiten geschaffen, eine Vielzahl von Hinweisetafeln in Handarbeit hergestellt und aufgestellt, an rutschigen Stellen mussten Sicherungen angebracht und Verhandlungen mit den Grundeigentümer geführt werden, die zustimmen mussten,  dass Wanderer über ihren Grund geleitet werden,…. .

Und selbstverständlich musste noch mit Petrus verhandelt werden, dem Zuständigen in höherer Postion, für das Wetter.

Zur Erstbegehung an einem Samstag um 13h erschienen etwa 40 Personen, die den Weg auf Sicherheit, auf gute Begehbarkeit, auf die richtige Position der Hinweistafeln, auf sportliche Herausforderung, auf landschaftliche Schönheit, einen hohen Spaßfaktor und natürlich auf genügend Sitzgelegenheiten, sprich Bankerl, testeten.

Nach einem gemeinsamen Treffen am „Dorfplatz“ von Ludersdorf mit seinen neu geschaffenen Sitzgelegenheiten (direkt neben unserer Unterkunft) und einem kleinen Eintrunk, selbstverständlich aus der regionalen Traube – und der Bewunderung des „Bankerlwegdenkmales mit passendem Gedicht“,  ging es los.

Den Wegschildern folgend wanderte die Gruppe über eine kleine Brücke zwischen Bauernhäusern die Straße den Berg hoch. Auf halber Höhe musste selbstverständlich das neu aufgestellte Bankerl von einigen wandernden Gruppenmitgliedern getestet werden. Oben am  „Berg“ angekommen „zwangen“ Regen und Durst zu einer Einkehr in die Bergschenke der Familie Paul, die die „Regenflüchtlinge“ mit regionalen Köstlichkeiten verwöhnten.  Als kurz darauf wieder die Sonne schien, ging es oben auf der „Anhöhe“ weiter – mit einem wunderschönen Blick ins Tal – und einer weiteren Bankerlgruppe.

Die nächste Labestation erreichten wir bei einem wunderschönen alten Bauernhaus, wo uns die Besitzerin schon mit Wasser und Wein erwartete. Geboren vor dem 2. Weltkrieg, aber noch topfit, durften wir sie fotografieren und auch den LeserInnen vorstellen.

Weiter führte die markierte Route die Gruppe über Wiesenwege und kleine Straßen zur Rindenkapelle (unserer nächsten Labestation). Von dort ging die Wanderung weiter durch einen wunderschönen idyllischen Waldweg, weitere wunderschöne Wiesenwege und danach ein kurzes Stück in Richtung Trautmannsdorf, bevor wir rechts in eine kleine Straße abbogen, um Ludersdorf nicht zu verlassen. Nach einer neuerlichen Rast und einem gemeinsamen Gruppenfoto brach die Gruppe wieder auf und wanderte entlang von alten Holzhäusern, Wiesenwegen und entlang von Bahngleisen wieder zurück zum Ausgangspunkt.

Die „Nachbesprechung“ fand bei einem gemeinsamen Pizzaessen – gebacken im selber gebauten Pizzaofen von Alois Ponstingl und natürlich mit selber gemachtem Teig von seiner Schwester Maria. Jeder hungrige Wanderer konnte sich aus einer Teigkugel seine eigene Pizza nach Lust  aus den bereitgestellten Zutaten selber „kreieren“. Für das leibliche Wohl war also bestens gesorgt.

Neben einer wunderschönen idyllischen Wanderung durften wir an diesem Tag auch viele der Ludersdorfer „BewohnerInnen“ kennen lernen und mit ihnen einen sehr netten Abend verbringen, natürlich auch mit selbst gemachten regionalen Getränken. 

Ich wünsche dem Luderdorfer Bankerlweg und seinen InitiatorInnen viele Wanderer, die den Weg begehen und sich an der Schönheit des Vulkanlandes und weiterer, neu geschaffener, Kraftplätze erfreuen können.

Ich habe nicht bewusst, wievel Mühe und Aufwand es bedeutet, einen touristisch nutzbaren markierten Wanderweg zu schaffen. Und „Ehrenrunden“, die ich aufgrund von etwas „verwirrenden“ oder nicht gut lesbaren Markierungen drehe, werde ich in Zukunft mit viel mehr Gelassenheit begegnen, weil ich einen Einblick in die Mühe bis zur Erstbegehung und zur Aufrechterhaltung eines Weges kennen gelernt habe.

Für diese Erfahrung bin ich dankbar und ich freue mich schon auf 2021 und auf das Vulkanland, seine Kraftplätze und seine Wanderwege  – und ganz besonders freue ich mich auf den Ludersdorfer Bankerlweg, von dem ich hoffe, ihn von vielen Füßen gut „ausgetreten“ vorzufinden. 

Das Thermen- und Vulkanland in der Südosteiermark lebt den Spruch: „du fährst als Gast hin und fährst als Freund wieder weg – und kommst gerne wieder“ – vollgetankt mit neuer Energie und ganz vielen landschaftlichen und kulinarischen Erlebnissen.

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