Literatur findet Land 2023 | Literatur hautnah erleben

Literatur findet Land

Literatur findet Land | Alle Fotos: © Karl Traintinger

Am Sonntag, dem 18. Juni 2023, ging in Neukirchen am Großvenediger das diesjährige Literaturfestival “Literatur findet Land” zu Ende. Zum fünften Mal kamen Autor:innen in den Oberpinzgau, um ihre Texte dem interessierten Publikum zu präsentieren.

Karl Traintinger

Von Karl Traintinger

Bei der Eröffnung betonte Bgm. Andreas Schweinberger die Wichtigkeit von Kulturveranstaltungen für eine Region und bedankte sich bei den Tauriskanern Susanna Vötter-Dankl und Christian Vötter für deren Arbeit. Der Grandseigneur der österreichischen Literaturkritiker Anton Thuswaldner erzählte in seinem Einführungsvortrag unter anderem von seinen Schuljahren in Kaprun und Zell am See und den damals eher bescheiden ausgestatteten Schulbibliotheken. Er stellte auch den von ihm initiierten Xylophon-Preis für das beste zweite Buch vor.

Die erste Lesung bestritt Marie Joy Höfels, die erst vor einigen Tag ihre Matura im Gymnasium Zell am See abgelegt hatte. Sie konnte das Publikum mit ihren Texten beeindrucken. Musikalisch umrahmt wurde der Abend vom Singer/ Songwriter Lukas Meschik.

Sarah Michaela Orlovský begeisterte am Freitagvormittag die Kinder der Volksschule Neukirchen mit ihrem Buch Filomena Grau. Allein schon die Aufwärmübungen für die Stimme, die die Autorin gemeinsam mit den Kindern machte, waren herrlich anzuschauen. Sie konnte das junge Publikum von Beginn an fesseln.

Auf 2100 Höhenmetern, im Bergrestaurant Wildkogel, präsentierte Cornelia Travnicek ihren Roman Feenstaub, bei dem es sich um eine moderne, unter die Haut gehende Peter Pan Geschichte handelt. Das Buch wurde von den Schülern der 5a und 5b des BORG Mittersill im Vorfeld im Unterricht besprochen und die Autorin stellte sich im Anschluß an die Lesung der Diskussion mit den Schülern.

Am Freitagnachmittag sollte die Formation Ein Gespenst aufteten. Leider war Elias Hirschl verhindert und so performte der Rapper und Producer Christopher Hütmannsberger im Hotel Unterbrunn solo. Zu hören waren einfühlsame Gedichte und einige Rap-Songs.

Der Kammerlanderstall war der Veranstaltungsort für den Freitagabend. Den ersten Teil des Abends bestritten drei Lyriker aus dem Innsbrucker Limbus Verlag. Die Reihe zeitgenössische Lyrik aus Österreich wird im Verlag von Erwin Uhrmann kuratiert, der auch die 3 Autor:innen vorstellte. Zu hören waren Alexander Peer, der aus Gin zu Ende, achtzehn Uhr las. Von ihm stammt auch das Buch: 111 Orte im Pinzgau, die man gesehen haben muss. Lukas Meschik, der Musiker des ersten Abends, las aus seinem Gedichtband: Planeten. Die Tirolerin Siljarosa Schletterer rezitierte Gedichte aus ihrem Debütband azur ton nähe – flussdiktate.

Alexander Peer – Die Schnupftabakdose

Lukas Meschik – Wien halt

Siljarosa Schletterer – Kamp

Didi Drobna beendete mit einer Lesung aus dem Roman Was bei uns bleibt den Abend. Das sehr gut recherchierte Buch erzählt von den Arbeiterinnen in der Munitionsfabrik in Hirtenberg südlich von Wien während des zweiten Weltkrieges. Es ist ein Generationenroman vom Verschweigen und Vergessen, ein Geschichtsbuch, das sehr informativ und doch spannend zu lesen ist. Vorgestellt wurde Didi Drobna von Cornelia Travnicek.

Am Samstagnachmittag las Manfred Rebhandl auf der Terrasse des Gasthofes Pferdestall aus seinen Büchern über Kommisar Biermösl vor. Der Cartoonist Nicolas Mahler erläuterte im Kammerlanderstall die Höhen und Tiefen eines Buchautors und warum es im Ausland oft besser funktioniert als im Inland. Er hat über 66 Bücher publiziert, Frau Goldgruber wurde in Frankreich zur Kultfigur.

Der Waldviertler Autor Martin Peichl übernahm die Einführung zur Lesung von Ana Marwan, der Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin 2022. Sie las aus ihrem Roman Verpuppt, der im Otto Müller Verlag Salzburg erschienen ist. Es geht dabei um eine Frau, die sich in ihrer Welt nicht zurecht findet. Sie entgleitet in eine Welt, in der der Unterschied zwischen Therapeutin und Patientin verschwimmt. „Jede Geschichte ist eine Gewalt an der Wahrheit“ schreibt sie einmal. Der Wahrheitsgehalt der erzählten Geschichte wird infrage gestellt.

Der Neukirchner Cinetheatro-Chef und Schauspieler Charly Rabanser stellte am Sonntagvormittag im gänzlich ausverkauften Kammerlanderstall seinen ersten Roman vor. Tschapo – als Bramberg noch Chicago war ist im Tauriska-Verlag erschienen und erzählt die Geschichte eines jungen Pinzgauers, der nach einer schwierigen Zeit und nach einigen Haftaufenthalten letztendlich doch in ein normales Leben zurück findet. Tschapo/Walter Huber ließ es sich nicht nehmen, persönlich bei der Lesung anwesend zu sein. Charly Rabanser konnte vom ersten Moment an das Publikum fesseln. Musikalisch umrahmte die Lesung Markus Marageter am Klavier.

Literatur findet Land war ein gelungenes Festival. Intendat Florian Gantner gelang es, eine interessante Auswahl von Autor:innen nach Neukirchen einzuladen und bei vielen Besuchern das Interesse für junge, zeitgenössische Literatur aus Österreich zu wecken.

Charly Rabanser: Tschapo >
Literatur findet Land 2022 >
Ana Marwan im Salzburger Literaturhaus >
Literatur in der Dorfzeitung >
Die 59. Ausgabe des Dorfradios ist dem Festival “Literatur findet Land” gewidmet und kann auf der Salzburger Radiofabrik am 3. Juli um 17:00 (Wiederholung: 4. Juli 08:00 Uhr) gehört oder ab diesem Zeitpunkt weltweit gestreamt werden. Zum Stream >
Download Festivaldokumentation 2023 von Tauriska >

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