In der tragischen Komödie des italienischen Erfolgsautors Manlio Santanelli geht es um den Konflikt zwischen einer Übermutter und ihrem erwachsenen Sohn, dem sie kaum Luft zum Atmen lässt. In der Inszenierung von Michael Kolnberger stehen sich Susanna Szameit und Torsten Hermentin, beide ehemalige Ensemblemitglieder des Salzburger Landestheaters, im Kleinen Theater gegenüber.
Von Elisabeth Pichler
Begeistert zeigt sich die Mutter nicht, als ihr Sohn Alfred, ein 40-jähriger Journalist, plötzlich vor ihrer Tür steht und verkündet, dass es sich diesmal nicht um einen Routinebesuch handle, sondern dass er die Absicht habe zu bleiben. Hat ihn etwa endlich seine Frau hinausgeschmissen? Dann könne er gleich wieder verschwinden, denn sie hätte ja schon immer gewusst, dass die Ehe mit dieser „Hermine“, was für ein schrecklicher Name, nicht gut gehen könne. Alfred beteuert, dass er nur hier sei, um sie zu unterstützen, da es um ihre Gesundheit nicht zum Besten stünde. Während er sich redlich bemüht, ihr den Lebensabend zu erleichtern, macht ihm die alte Dame mit ihrer Bosheit das Leben zur Hölle. Sie schikaniert ihn mit Schauergeschichten und Lügenmärchen aus der Vergangenheit und idealisiert seinen verstorbenen Vater. Gegenüber seinen Vorwürfen stellt sie sich taub. Sie scheint auch nicht zu bemerken, dass er ständig zu Tabletten greifen muss, um ihre Attacken einigermaßen zu ertragen. Heimlich liest sie in Alfreds Notizbuch und macht dabei eine folgenschwere Entdeckung. Als „der widerliche Hosenscheißer“ die Nase voll hat von all den Anschuldigungen, konfrontiert er seine Mutter mit der ungeschminkten Wahrheit über ihre Rolle als Ehefrau und Mutter.
Susanna Szameit schreckt als schrullige, egoistische, temperamentvolle Mutter vor keiner Bosheit zurück. Großzügig erklärt sie ihrem Sohn, dass sie ihm zwar die Höllenqualen, die sie bei seiner Geburt erdulden musste, nicht nachtrage, aber nicht gewillt sei, seine sonstige Unfähigkeit zu verzeihen. Bedauernswert Torsten Hermentin als ihr gedemütigter Sohn, der in der Gegenwart der Mutter jegliche Selbstachtung verliert.
Michael Kolnberger, Spezialist für sozialkritische, anspruchsvolle Stücke, hat das bitterböse Kammerspiel über eine große Lebenslüge mit viel Feingefühl in Szene gesetzt. Dank der ironischen Brechungen ein durchaus komödiantischer Theaterabend mit zwei großartigen Schauspielern, deren pointierter verbaler Schlagabtausch trotz des ernsten Themas für Heiterkeit im Publikum sorgt.
„Regina Madre“ von Manlio Santanelli. Produktion: Theater.direkt. Dramaturgie und Inszenierung: Michael Kolnberger. Raum: Arthur Zgubic. Mit: Susanna Szameit und Torsten Hermentin. Foto: Kleines Theater
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